„Eine Einheit bilden, die nach innen wie nach außen wirkt“
Es fielen einige Rekorde bei unserer vergangenen Mitgliederversammlung: Kein Treffen der blau-weißen Familie dauerte länger, keine Veranstaltung wies mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus. Groß war auch das Vertrauen unserer Mitglieder in Fabian Drescher. Bei der Wahl zum Präsidenten setzte sich der 42-Jährige mit 81,7 Prozent durch. „Ich habe natürlich gehofft, dass die Mitglieder sich dafür entscheiden, dass unser Weg weitergeht“, erklärt der 42-Jährige im Gespräch mit unserem Redakteur Konstantin Keller. Dabei richtet das Cluboberhaupt noch einmal direkte Worte an die Angehörigen unserer Alten Dame: „Für den klaren Auftrag bin ich sehr dankbar und möchte mich ganz herzlich bedanken. Nun geht der Weg als Hertha-Familie weiter!“
Hierzu kann das Präsidium auf vertraute Gesichter und frische Ideen zurückgreifen. Ein Mix, auf den Drescher sich freut. „Der Kern ist zusammengeblieben, das ist sehr schön. Ich glaube, dass wir mit Knut, Niklas und Ferhat außerdem tolle Expertise dazubekommen haben. Das wird eine spannende Zusammenarbeit. Meine Aufgabe ist es, dieses Team zu führen und alles zusammenzuhalten – sodass wir alle auch weiterhin eine Einheit bilden, die nach innen wie nach außen wirkt“, unterstreicht der Berliner. Wie die ersten Schritte aussehen, worauf er sich bei der Zusammenarbeit besonders freut und wie er die Mitgliederversammlung für unseren Verein einordnet, verrät unser Präsident im Interview.
Fabi, noch einmal herzlichen Glückwunsch zu deiner Wahl zum Präsidenten von Hertha BSC! Es war ein langer, es war ein emotionaler Tag für die Hertha-Familie im CityCube. Nimm uns nochmal in deine Gefühlswelt mit: Was ging dir durch den Kopf, als das Ergebnis da war? Was bedeutet dir diese Wahl?
Drescher: Es werden noch einige Tage vergehen, bis ich das verarbeitet habe. Mir sind in dem Moment auch die Tränen gekommen. Ich habe natürlich gehofft, dass die Mitglieder anerkennen, dass wir uns auf einem guten Weg befinden, und sich dafür entscheiden, dass dieser weitergeht. Dafür und für den klaren Auftrag bin ich sehr dankbar und möchte mich ganz herzlich bedanken.
Mit etwas Abstand: Wie ordnest du diese lange und ereignisreiche Mitgliederversammlung insgesamt für unseren Verein ein?
Drescher: Es war eine lange Versammlung, aber es war im Ergebnis aber auch eine tolle Veranstaltung. Wir haben unseren zeitlichen Rekord pulverisiert, hatten mit mehr als 4.000 Mitgliedern die größte Teilnehmerzahl jemals. Das zeigt, wie groß das Bedürfnis nach Teilhabe in unserem Verein ist. Es gab auch kontroverse Diskussionen, aber so muss es doch auch sein. Wir müssen diese Zeit als Verein nutzen. Um zu diskutieren, uns auszusprechen – und um dann zu sagen, dass wir den Weg als Hertha-Familie weitergehen.
Dieser Weg führt dich und das neu gewählte Präsidium ans Werk. Du hast schon gesagt, dass ihr an eure bisherige Arbeit anknüpfen wollt. Ihr bekommt wertvolle neue Impulse, habt aber auch schon zusammengearbeitet. Wo sind die größten Vorteile dieser inhaltlichen Stabilität?
Drescher: Der Kern des Präsidiums ist zusammengeblieben, das ist sehr schön. Ich habe die bisherige Arbeit mit Sara, Ralf und Anne sehr geschätzt. Wir hatten alle klare Aufgaben und haben uns mit unterschiedlichen Fähigkeiten gut ergänzt. Das gilt auch für Achim, Anne und Peer (Hans-Joachim Bläsing, Anne Jüngermann, Peer Mock-Stümer, Anm. d. Red.), denen ich an dieser Stelle noch einmal für die tolle Zusammenarbeit danken möchte. Ich glaube, dass wir mit Knut, Niklas und Ferhat jetzt tolle Expertise, unter anderem in den Bereichen Stadion, e. V. und unternehmerische Kenntnisse, dazubekommen haben. Das wird eine spannende Zusammenarbeit. Wir haben ein breites Spektrum an Mitgliedern im Gremium, die alles, was diesen Verein in den verschiedenen Facetten ausmacht, im Präsidium repräsentieren.
Auf welche Herausforderungen stellt ihr euch ein?
Drescher: Die sind bekannt und wir sind ja bereits mittendrin: Unsere finanzielle Situation und die erfolgreiche Fortführung des Sanierungsprozesses wird weiterhin unsere größte Herausforderung bleiben. Tom (Thomas E. Herrich, Anm. d. Red.) hat es bei der Mitgliederversammlung gesagt: Wir haben den Turnaround geschafft. Nun möchten wir finanziell weiter gesunden, trotzdem auch sportlich ambitioniert bleiben und unsere Leistungen weiter verbessern – mit einem Gerüst aus eigenen Nachwuchsspielern. Ich würde es gerne sehen, wenn wir in vier Jahren, am Ende meiner jetzigen Amtszeit, wieder Bundesliga spielen und sagen können, dass wir wieder ein stückweit etabliert sind. Und: Wir müssen Hertha auf dem richtigen Weg halten. Das heißt das, das wir hier geschaffen haben, weiterzuentwickeln und den Mitgliedern Tag für Tag das Gefühl zu vermitteln: Ihr habt uns hier euren Verein anvertraut! Wir wissen, wo die Stellschrauben sind, und wir drehen bereits daran. Durch ein siebenköpfiges Präsidium haben wir in jedem Fall wieder die Möglichkeit, die Aufgaben je nach unseren Fähigkeiten bestmöglich zu verteilen.
Gibt es dabei Themen, die du dir besonders auf die Fahne geschrieben hast und umsetzen möchtest?
Drescher: Meine Aufgabe ist es, dieses Team zu führen und alles zusammenzuhalten – sodass wir alle auch weiterhin eine Einheit bilden, die nach innen wie nach außen wirkt. Ich will den Kontakt, die Nähe zu den Mitgliedern, zu unseren Fans und Partnern halten, um allen darzulegen: Wir sind weiter auf dem richtigen Weg.
Mit Anne Noske haben wir erstmals in unserer langen Vereinsgeschichte auch eine stellvertretende Präsidentin. Ihr kennt und schätzt euch bereits aus eurer gemeinsamen Arbeit im Gremium und habt euch direkt gegenseitig herzlich gratuliert. Worauf freust du dich besonders bei der künftigen Zusammenarbeit?
Drescher: Anne wird sich intensiv um unseren Frauenfußball kümmern, ist eine Kommunikationsspezialistin und wird uns durch ihren beruflichen Werdegang auch an dieser Stelle mit Sicherheit weiterhelfen. Und natürlich ist es schön, eine Ansprechpartnerin zu haben, mit der ich mich eng und vertrauensvoll austauschen kann – aber das kann und möchte ich natürlich auch mit den anderen Mitgliedern des Präsidiums. Wir sind kein Zweier-, sondern eine Siebenerteam und gehen unsere Aufgaben gemeinsam an!
Du sprichst sie schon an: Unsere Mitglieder haben neben dir und Anne zudem Saravanan Sundaram, Knut Beyer, Ferhat Dogru, Dr. Ralf Thaeter und Niklas Lohse ihr Vertrauen geschenkt. Wann werdet ihr erstmals in der neuen Besetzung zusammenkommen? Gibt es etwas, worauf du dich dabei besonders freust?
Drescher: Wir werden zeitnah in einer konstituierenden Sitzung zusammenkommen. Dabei freue ich mich, alle gemeinsam erstmals auch hier in der Geschäftsstelle begrüßen zu dürfen. Am Samstag gegen Ulm gehen wir dann erstmals zusammen ins Stadion. Danach werden wir zeitnah unsere erste ordentliche Präsidiumssitzung haben und besprechen, wie wir die Aufgaben künftig verteilen. Und dann geht die Arbeit richtig los!