Ein Trio auf dem Berliner Weg
Für junge Spieler stellen Trainingslager besondere Ereignisse dar, vor allem, wenn sie erstmals bei den Profis dabei sein dürfen – so wie Oliver Rölke. „Es macht Bock mit den Jungs! Du kannst mit jedem Mitspieler andere Gespräche führen. Das ist cool, sich so kennenzulernen“, sagt der Angreifer, der im Juni seinen ersten Profivertrag bei Hertha BSC unterschrieben hat. Für Boris Mamuzah Lum bedeutet das Camp am Walchsee nach dem Wintertrainingslager in Spanien bereits die zweite Erfahrung dieser Art. „Ich habe insgesamt das Gefühl, jetzt noch besser mithalten zu können. Gerade körperlich habe ich noch einmal einen kleinen Sprung gemacht“, berichtet der 16-Jährige, der wie seine Teamkollegen neben intensiven Einheiten auch Testspielminuten gegen Nijmegen sowie Huddersfield und Cardiff sammelte. Ibrahim Maza zog sich in der vergangenen Saison in Zell am See eine langwierige Knieverletzung zu, in Spanien schuftete er individuell für sein Comeback. Nun ist der Youngster im dritten Anlauf Seite an Seite mit den Kollegen wieder mittendrin. „Wieder voll mit der Mannschaft trainieren zu dürfen, eine ganze Vorbereitung dabei und auf dem gleichen Fitnesslevel wie die Mitspieler zu sein, ist einfach ein super Gefühl“, strahlt unsere Nummer 10. Mit Redakteur Konstantin Keller plauderte das Trio im Tiroler Teamhotel über die Arbeit auf dem Grün, Freizeitgestaltung und Eindrücke vom neuen Trainerteam.
Jungs, das Trainingslager am Walchsee befindet sich auf der Zielgeraden. Wie geht es euch, was machen die Beine?
Rölke: Momentan geht es, die ersten beiden Tage fand ich mit zwei Einheiten in der knallenden Sonne härter. Das saß anschließend tiefer in den Knochen!
Maza: Die Frische kommt langsam zurück, auch wenn wir nach den 90 Minuten am Donnerstag nochmal tot waren. Aber nun trainieren wir ein paar Tage lockerer, deshalb ist alles entspannt.
Mamuzah Lum: Ich würde mich den anderen beiden anschließen: Der Anfang war anstrengender als die vergangenen Tage, auch wenn der Donnerstag noch einmal ziemlich reingeknallt hat…
Oli, für dich ist es das erste Trainingslager mit den Profis. Wie erlebst du das Training und die vielen neuen Eindrücke?
Rölke: Es ist geil und macht Bock mit den Jungs! Im Kader haben alle ihre eigene Art, und du kannst mit jedem Mitspieler andere Gespräche führen. Das ist cool, sich so kennenzulernen.
Luca Schuler hat schon betont, wie hoch die Qualität der ganzen Gruppe ist, dass keiner abfällt. Du hast am Montag im Turnier z.B. einige schöne Tore erzielt. Wie sicher warst du dir vorher, dass du direkt so mithalten kannst?
Rölke: Ich hatte durch Freunde und meinen Bruder schon kleine Einblicke in die Leistungen und das Niveau bei den Profis bekommen. Natürlich spüre ich einen großen Unterschied zur U19 oder der U23 – das Spiel ist schneller, du hast in manchen Situationen viel weniger Zeit, weil du direkt Druck bekommst. Aber gleichzeitig war ich mir relativ sicher, dass ich nicht untergehen werde.
Bobo, du wusstest es bereits, schließlich warst du bereits im vergangenen Wintertrainingslager in Spanien dabei. Wie groß sind jetzt, beim zweiten Trainingslager, die Unterschiede zum ersten Erlebnis?
Mamuzah Lum: Ich habe einfach insgesamt das Gefühl, jetzt noch besser mithalten zu können. Gerade körperlich habe ich noch einmal einen kleinen Sprung gemacht.
Ibo, du hast im vergangenen Sommer dein erstes Trainingslager erlebt, warst im Winter mit in Spanien und hast dort auf dein Comeback hingearbeitet. Jetzt bist du beim dritten Mal wieder mittendrin – wie fühlt sichs an?
Maza: Geil (lacht)! Wieder voll mit der Mannschaft trainieren zu dürfen, eine ganze Vorbereitung dabei und auf dem gleichen Fitnesslevel wie die Mitspieler zu sein, ist einfach ein super Gefühl.
Wie schaltet ihr zwischen den Einheiten hier in Tirol am liebsten ab?
Rölke: Die Familie anrufen, Videocalls mit Freunden, auch mal die Augen zumachen für eine halbe Stunde... Wenn noch die Power da ist, gerne auch mal ein bisschen Tischtennis spielen mit den Jungs.
Wer hier am Tisch ist am Besten?
Rölke: Ibo ist schon ein Guter… auch wenn ich ihn hier schon zwei Mal geschlagen habe (grinst).
Mamuzah Lum: Ja, Ibo!
Ibo, wenn du gerade nicht beim Tischtennis glänzt, wie erholst du dich zwischendurch?
Maza: Auch am liebsten durch Schlafen. Das ist einfach die beste Regeneration.
Ihr seid im selben Alter, habt schon einige Spiele zusammen bestritten. Inwiefern unterscheidet sich da der Umgang untereinander vom Verhältnis zu den Routiniers im Kader?
Maza: Ganz ehrlich? Da gibt es kaum Unterschiede! Natürlich haben wir großen Respekt vor älteren Mitspielern…
Rölke: … weil wir die Küken sind (alle grinsen)!
Maza: Aber die sind auch alle sehr humorvoll, nehmen uns gut auf und machen viele Späße mit uns, auch wenn wir jünger sind.
Schauen wir mal kurz in den Rückspiegel: Im Frühjahr habt ihr alle drei noch zusammen mit der U19 um die deutsche Meisterschaft gespielt, jetzt sitzt ihr hier im Trainingslager der Profis zusammen und steht exemplarisch für unseren Berliner Weg. Gab es einen bestimmten Moment, als ihr erstmals gespürt habt: Ich packe den Sprung zu den Profis?
Rölke: Ich habe mir insgesamt wenig Druck gemacht und war mir relativ sicher, dass das alles mit der Zeit kommt, wenn ich weiterarbeite und mir keine Verletzung einen Strich durch die Rechnung macht.
Maza: Eigentlich schon bei den ersten Trainingseinheiten. Als ich da dabei war, habe ich gemerkt, dass es nicht unmöglich ist, dass meine Mitspieler auch nur Menschen sind (schmunzelt). Klar habe ich gespürt, dass ich körperlich noch viel aufholen muss, aber nach genug Einheiten gewöhnt man sich irgendwann an das Niveau.
Mamuzah Lum: Es ist mein neuntes Jahr bei Hertha, ich war in allen Jugendmannschaften relativ gut und daher auch relativ sicher, dass ich diesen Sprung irgendwann schaffen werde. Was ich nicht wusste, war, dass das alles so früh kommt. Ich hatte frühestens mit 17 oder 18 damit gerechnet.
Welche Trainer haben euch auf eurem Weg aus der Akademie zu den Profis am meisten geprägt?
Mamuzah Lum: Michael Dober fand ich sehr gut! Er hat mich in der U12 trainiert. Die ersten Jahre bei Hertha, in der U10 und U11, liefen noch nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Das war meine erste sehr gute Saison, was auch sehr an ihm lag!
Maza: Mir fällt direkt Tarek, mein erster Trainer bei den Füchsen, ein. Bei Hertha war es Oliver Reiß, unter ihm habe ich den größten Schritt nach vorne gemacht, er ist ein sehr intelligenter Mann und war als Trainer außergewöhnlich.
Rölke: Wenn ich ganz weit zurückblicke, würde ich Maik Büttner bei Stern Marienfelde nennen, der mich trainiert hat, als ich noch ganz klein war. Wir haben bis heute einen engen Kontakt, auch über meine Eltern. Er kennt mich von klein auf und hat mich immer gepusht. Joel Zachow muss ich auch noch nennen, den hatte ich auch bei Stern und bin mit ihm auch sehr gut klargekommen.
Nun arbeitet ihr unter Cristian Fiél. Was zeichnet ihn und sein Trainerteam besonders aus?
Rölke: Ich würde sagen, dass jeder in seinem Bereich sehr tiefgründig und detailorientiert arbeitet. Dass während der Einheiten von allen auch immer positives Feedback kommt, gibt einem als junger Spieler Selbstbewusstsein – gerade, wenn eine Aktion mal nicht so gut war, ist das wichtig.
Mamuzah Lum: Ich finde ihn sehr menschlich, man kann sehr gut mit ihm sprechen und auch einmal miteinander Späße machen. Dadurch ist die Arbeit nicht zu verkrampft, das ist angenehm.
Maza: Und wenn man sich das Training anschaut, merkt man schnell, dass die ganze Einheit schon gut vor- und durchgeplant ist. Selbst bei Spielformen zwischendurch achten sie auf die kleinsten Dinge, auf welchen Fuß die Pässe gespielt werden und so weiter. Das kenne ich schon von Herrn Reiß. Sie sind genauso fußballbesessen und das ist gut, denn diese kleinen Dinge sind oft auch die wichtigen.
Abschließend: Drei junge Herthaner, drei blau-weiße Träume. Was wäre euer größter Wunsch für eure Zukunft bei Hertha BSC?
Mamuzah Lum: Ich möchte so viele Profispiele wie möglich für Hertha machen!
Maza: So viel Spielzeit wie nur möglich zu sammeln, um mich weiterzuentwickeln. Aufsteigen. Und gesund bleiben!
Rölke: Bei der Unterschrift meines Profivertrags hat Zecke mir nochmal meinen bisherigen Weg seit der U13 aufgezeigt, und wo der noch hinführen kann: Irgendwann im Olympiastadion das entscheidende Tor zu erzielen und dann vor der Ostkurve zu stehen – das wäre ein großer Traum!