HSV-Coach Tim Walter dirigiert sein Team.
Profis | 3. Februar 2024, 12:02 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Hamburg

Mit Trends ist es im Fußball oft eine merkwürdige Sache, was Anhängerinnen und Anhänger wie auch Angestellte des Hamburger SV aktuell bestätigen dürften. In die laufende Spielzeit starteten die Norddeutschen zu Hause extrem dominant, gewannen erstmals seit Zeiten des einstigen Erfolgstrainers Ernst Happel die ersten sieben Heimspiele. Gleichzeitig blieb der sechsmalige deutsche Meister in der Liga von September bis Anfang Dezember sechs Mal in Serie auswärts sieglos. Seit dem 16. Spieltag drehte sich die Tendenz dann komplett: In Nürnberg (2:0) und auf Schalke (2:0) gab es drei Punkte, gegen Paderborn (1:2) und den Karlsruher SC (3:4) setzte es Niederlagen. Gerade das Torfestival gegen unsere Freunde aus Baden sorgte im HSV-Lager für Verdruss. „Das war sehr unnötig, weil wieder Dinge zum Vorschein gekommen sind, von denen wir dachten, dass wir sie abgestellt hätten – zum Beispiel, dass man nicht viele, aber entscheidende Zweikämpfe verliert. Das haben wir aber schnell aufgearbeitet, werfen den Blick voraus und freuen uns auf Samstagabend“, sagt Trainer Tim Walter. An der Spree möchte der Traditionsverein von der Elbe im Duell der beiden zweikampfstärksten Mannschaften in der Fremde wieder dreifach punkten und die neue Serie so verlängern. Zuvor richtet herthabsc.com in der Gegnervorschau den Scheinwerfer auf die Blau-Weiß-Schwarzen.

Die sportliche Situation: Erstmals seit 17 Monaten ist der dreifache Pokalsieger durch die Niederlage gegen den KSC aus den Top drei des Unterhauses gerutscht. 34 Zähler aus 19 Begegnungen bedeuten aktuell Platz 4. Das große Ziel, der Aufstieg, ist dennoch nach wie vor in Sichtweite. Das Heimderby gegen den FC St. Pauli sowie das Duell mit dem drittplatzierten Holstein Kiel, das ebenfalls noch in den Volkspark reisen muss, könnten zum Zünglein an der Waage werden. Doch bekanntlich zählt jeder Punkt, gerade im umkämpften Aufstiegsrennen. Beim Europapokalsieger von 1983 bleibt man dennoch ruhig. „Es ist nur ein Zähler auf die vorderen Plätze, ich bin relativ gelassen“, sagt der Fußballlehrer.

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Es ist nur ein Punkt auf die vorderen Plätze, ich bin relativ gelassen.
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-Tim Walter

Die Hamburger im Fokus: Lászlo Bénes und Robert Glatzel prägen das Offensivspiel der Hanseaten maßgeblich. Beide Spieler zählen zu den Topscorern der Liga und werden lediglich von St. Paulis Marcel Hartel übertroffen. Glatzel arbeitete während der Woche individuell, kommt aber offenbar für einen Einsatz in der Hauptstadt in Frage. „Ein paar Spieler sind mit Infekten etwas angeschlagen und wir müssen schauen, dass sie nicht ganz so viel machen“, beruhigte Hamburgs Übungsleiter in der Pressekonferenz. Unabhängig davon können es Glatzel und Bénes natürlich nicht alleine richten. Auch deshalb verstärkte sich der HSV im Winter noch einmal, lieh Linksaußen Masaya Okugawa vom FC Augsburg und verpflichtete zudem noch Linksverteidiger Noah Katterbach vom 1. FC Köln. Für den 22-Jährigen eine Rückkehr, spielte er doch bereits in der vergangenen Rückserie auf Leihbasis für die Rothosen. „Ich habe immer daran geglaubt, dass es zu einer Rückkehr kommt, will gute Emotionen in diesem Verein mitnehmen und hier eine erfolgreiche Geschichte schreiben“, unterstreicht Katterbach seine Vorfreude auf die Aufgabe im Norden.

Per Skjelbred stellt sich Hamburgs Dennis Diekmeier entgegen.
Im Oktober 2017 siegte Hertha beim bis dato letzten regulären Ligaspiel mit 2:1.

Die besonderen Duelle: Klar, hier fällt allen Blau-Weißen zunächst der dramatische Sieg im DFB-Pokal im vergangenen Dezember ein. Doch auch zuvor boten Heimbegegnungen unserer Alten Dame gegen den ehemaligen Bundesliga-Dino meist erfreuliche Resultate, klammert man einmal die letztlich bedeutungslose Hinspielniederlage in der Relegation 2022 aus. Zuvor gewannen die Blau-Weißen fünf Mal in Serie, beim letzten regulären Ligaduell im Olympiastadion im Oktober 2017 mit 2:1. Beide Berliner Treffer fielen dabei nach ruhenden Bällen. Ein Muster, auf dem diesmal nicht die alleinigen Hoffnungen unserer Spreeathener liegen sollten. Denn kein Team verteidigt Standards besser als der HSV. Nur drei Gegentore sind hinter Lokalrivale St. Pauli der zweitbeste Wert, nach Freistößen konnte die Walter-Elf von ihren Kontrahenten bislang noch gar nicht bezwungen werden. Das soll auch so bleiben. „Wir müssen alles im Verbund klären, in jeder Sekunde konsequent und wach sein, bis das Spiel abgepfiffen ist“, skizziert der Trainer.

Die Meinung über unsere Elf: Nicht vergessen hat Walter das vergangene Aufeinandertreffen. „Hertha hat Qualitäten, das haben wir im Pokal leidend erfahren müssen“, sagt der HSV-Coach. „Unsere Aufgabe ist, unsere Fähigkeiten konsequent auf den Platz zu bekommen. Wir müssen gegen den Ball leidenschaftlich und akribisch verteidigen wie auf Schalke und energisch angreifen wie gegen den KSC. Ich weiß, dass meine Jungs gut genug sind, das in jeder Partie auf den Platz zu bekommen.“ Die Pokalpartie unter der Woche hat man an der Elbe zur Kenntnis genommen – ohne ihren Verlauf über zu interpretieren. „Jedes Spiel ist separat zu betrachten und schreibt seine eigenen Geschichten. So wird es auch am Wochenende sein. Natürlich werden wir das Spiel in die Analyse einbeziehen, aber mehr daraus abzuleiten, wäre zu viel“, so Walter.

von Konstantin Keller