„Das ist eine besondere Mannschaft“
Viele intensive Trainingseinheiten liegen hinter unseren 1. Frauen, das erste Pflichtspiel im Trikot von Hertha BSC (20.08.23, 15:00 Uhr, Ticketinfos) gegen den 1. FC Union rückt näher. Unsere Herthanerinnen haben hart gearbeitet, um bestmöglich vorbereitet an den Start zu gehen. Dazu trug auch das Trainingslager im brandenburgischen Forst bei, in dem die Mannschaft von Coach Manuel Meister sich seit vergangenem Montag den Feinschliff für die kommende Spielzeit geholt hat. „Wir haben die Zeit auch genutzt, um uns noch mehr als Team zu finden. Die Mädels sind eine verschworene Gemeinschaft, haben extrem viel positive Energie. Das ist einfach eine sehr besondere Mannschaft“, sagt der Übungsleiter, der mit herthabsc.com im Interview ein Fazit zur Vorbereitung zieht und außerdem über die kommenden Herausforderungen und das Ankommen in der blau-weißen Familie spricht.
herthabsc.com: Manuel, in der zurückliegenden Woche habt ihr im Trainingslager gemeinsam geübt. Wo lagen die Schwerpunkte in der Arbeit?
Meister: Neben der Detailarbeit an unserer Spielidee haben wir die Zeit auch genutzt, um uns noch mehr als Team zu finden. Gerade in der Hinsicht muss ich die Mädels extrem loben: Sie haben als Mannschaft extrem viel positive Energie, was sich schon bei unserer Arbeit vor der Sommerpause gezeigt hat und sich jetzt bestätigt.
herthabsc.com: Wie habt ihr die Bedingungen vor Ort erlebt?
Meister: Die Gastfreundschaft ist super, da müssen wir unsere Gastgeber wirklich loben! Neben den guten Rasenplätzen haben die Menschen hier vor Ort versucht, uns bei jeder Frage zu helfen und Dinge möglich zu machen. Ein gutes Beispiel: Als es an den ersten Tagen geregnet hat, hieß es direkt, dass wir gerne auch den Kraftraum nutzen dürfen, der eigentlich für die Gewichtheber gedacht ist – das war eine von vielen schönen Gesten und dafür sind wir sehr dankbar.
herthabsc.com: Eine gute Grundlage für produktives Training! Gab es Fortschritte und Beobachtungen, die dich im Verlauf der Vorbereitung besonders gefreut haben?
Meister: Ich möchte hier noch einmal den Zusammenhalt hervorheben. Damit meine ich die Spielerinnen sowie das gesamte Trainer- und Funktionsteam. Die Gruppe ist überragend. Unsere Vorbereitung war mit all den Veränderungen, dem Onboarding im Club, nicht immer einfach. Trotzdem sind alle Beteiligten immer positiv – anstatt Probleme zu sehen, sucht das Team immer Lösungen. Das wurde auch deutlich, als sie das Materiallager selbst aufgebaut oder die Trikots selbst beflockt haben. Die Mädels würden zur Not auch alles alleine machen, weil sie eine derart verschworene Gemeinschaft sind und ihre Leidenschaft komplett ausleben. Sie erwarten nicht, dass ihnen alles präsentiert wird, sondern sind eher daran interessiert, wo sie mit anpacken können. Das ist einfach eine sehr besondere Mannschaft!
herthabsc.com: Inhaltlich stand neben internen Testspielen am Donnerstag auch ein Vergleich mit dem Kreisligisten Energie Cottbus (13:0) auf dem Programm. Wie fällt dein Fazit zu diesem Spiel aus? Welche Erkenntnisse konntet ihr gewinnen?
Meister: Wir wollten den Fokus auf unsere Spielintensität legen, da wir im Saisonverlauf auf Mannschaften treffen werden, die uns noch viel stärker fordern werden. Dann wird es für uns darum gehen, unsere Spielintensität hoch und die schlechten Phasen im eigenen Spiel so kurz wie möglich zu halten. Jeder Gegner in der Liga wird versuchen, genau die auszunutzen. Eine schöne Erkenntnis aus der Partie ist, dass wir in der Hinsicht Fortschritte machen, das Trainerteam hat durchweg gute individuelle Leistungen beobachtet. Uns stehen schwere Entscheidungen bevor, wer in der Startelf stehen darf – denn verdient haben sich die Mädels das alle! Die Bereitschaft ist enorm. Einige nach dem Spiel leicht angeschlagene Spielerinnen haben am frühen Freitagmorgen auch Belastungsläufe freiwillig nachgeholt, die sie nach der Begegnung nicht direkt machen konnten. Wir sind begeistert, dass alle Spielerinnen es uns so schwer wie nur möglich machen.
[>]Uns stehen schwere Entscheidungen bevor, wer in der Startelf stehen darf – denn verdient haben sich die Mädels das alle! Die Bereitschaft ist enorm.[<]
herthabsc.com: Eine Chance, sich auf dem Grün zu beweisen, gibt es auch noch: Am kommenden Mittwoch steht die Generalprobe gegen Hohen Neuendorf an. Worauf wird bei diesem letzten Test der Fokus liegen?
Meister: Hohen Neuendorf ist als ehemaliger Regionalligist ein richtiger Prüfstein. Wir werden auch vor dem Hintergrund unserer Aufgabe am ersten Spieltag genau darauf achten, welche Akteurinnen die nötige Intensität auf den Platz bringen, um in diesem Derby zu bestehen.
herthabsc.com: Du sprichst es schon an: Zum Start der Frauen-Regionalliga Nordost steht direkt das Derby gegen den 1. FC Union (20.08.23, 15:00 Uhr) auf dem Programm – wie groß ist die Vorfreude im Team bereits, endlich mit der Hertha-Fahne auf der Brust in einem Pflichtspiel aufzulaufen?
Meister: Die ist riesig. Die Spielerinnen haben Urlaube verschoben um jede Chance zu nutzen, sich vor uns zu präsentieren. Unsere Mannschaft ist zudem regional geprägt, alle Spielerinnen stammen aus Berlin und dem Speckgürtel und sind sich bewusst, was ein solches Spiel bedeutet. Ihren Verein mit der Fahne auf der Brust im ersten Pflichtspiel in einem Derby zu vertreten – das ist schon echt denkwürdig.
herthabsc.com: Sportlich gesehen erwartet euch eine große Herausforderung…
Meister: Allerdings. Wir spielen mit dem jüngsten Kader der Liga, der ausschließlich aus Amateurspielerinnen besteht, direkt zu Beginn gegen den haushohen Favoriten, der mit Profis alles auf das Ziel Aufstieg ausgerichtet hat. Aber wir werden versuchen, den Gegner maximal zu fordern, zu ärgern und ihm zumindest in Sachen Grundtugenden auf Augenhöhe zu begegnen. Klar ist: Die Mädels erwartet ein richtiger Brocken. Aber wir sind bereit, uns jeder Herausforderung zu stellen, den Vorzeichen zu widersetzen. Unser Ziel ist es umso mehr, die Fans so zu begeistern und so hoffentlich Woche für Woche ihre Unterstützung zu haben!
[>]Unsere Mannschaft ist regional geprägt, alle Spielerinnen sind sich bewusst, was ein solches Spiel bedeutet. Ihren Verein mit der Fahne auf der Brust im ersten Pflichtspiel in einem Derby zu vertreten – das ist schon echt denkwürdig.[<]
herthabsc.com: Vorfreude war auch beim ersten Spiel gegen den Karlsruher SC im Rahmen der Saisoneröffnung zu spüren. Der Vorverkauf für Tageskarten ist gestartet, zudem haben wir bereits viele Dauerkarten verkauft. Was bedeutet dieser Rückhalt der Hertha-Familie fürs Team?
Meister: Enorm viel. Dafür möchte ich an der Stelle auch noch einmal im Namen des Teams ein großes Lob aussprechen – an die Fans wie auch an den gesamten Verein. Die Geschäftsstelle und alle ehrenamtlichen Mitarbeitenden haben uns begeistert empfangen und es uns mit ihrer Unterstützung sehr leicht gemacht, schnell im Club anzukommen. Ich finde es schön, dass der Fleiß und der Aufwand der Mädels so belohnt wird. Einige von ihnen fahren als Schülerinnen anderthalb Stunden zu jedem Training, da ist es einfach toll, wenn so eine große gegenseitige Wertschätzung da ist.
herthabsc.com: Apropos Training: Ihr übt inzwischen schon regelmäßig auf dem Olympiagelände. Wo liegen die größten Vorteile der Bedingungen vor Ort? Wie helfen euch die bei eurer Arbeit?
Meister: Aktuell üben wir vier Mal pro Woche, zwei Mal davon auf dem Gelände. Die Bedingungen hier sind natürlich überragend, gerade das Nike Performance Center für das Athletiktraining ist eine große Hilfe. Es ist auch wichtig für die Mädels, direkt bei Hertha zu sein und die Zugehörigkeit zu dieser Familie zu spüren. Zudem ergeben sich so auch Berührungspunkte und ein Austausch mit den Profis oder den Akademie-Teams, der auch sehr positiv ist. Das gibt uns allen ein gutes Gefühl der Zusammengehörigkeit!
herthabsc.com: Lass uns zum Abschluss noch einmal in die Zukunft blicken: Was muss in der kommenden Spielzeit passieren, damit wir am Ende ein zufriedenes Fazit ziehen können?
Meister: Wir haben das Trainingslager genutzt, um uns als Team Ziele zu setzen, aber natürlich hat auch jede einzelne Spielerin individuelle Dinge, die sie erreichen möchte. Unsere Ziele als Team sind nicht zwangsläufig an einen Tabellenplatz geknüpft, auch wenn wir eine ruhige Saison spielen möchten. Es geht uns aber auch um die Art, wie wir Fußball spielen, die Fans begeistern und für uns gewinnen wollen. An den Herausforderungen, die sich uns stellen werden, wollen wir gemeinsam wachsen, die positive Entwicklung des Frauenfußballs in unserer Stadt mit vorantreiben und für die Mädchen und Frauen in unserer Region eine Top-Alternative werden!