Márton Dárdai beim Interview.
Profis | 18. Juli 2023, 17:00 Uhr

„Von den Erfahrenen lernen & den Jungen helfen“

Neudeutsch lässt sich die typische Bewegung einer Sportlerin oder eines Sportlers als „Signature Move“ bezeichnen. Auch in Márton Dárdais Spiel findet sich so ein Markenzeichen wieder. Wenn unser Defensivakteur mit dem Ball am Fuß ein wenig Platz vor sich hat, hebt er auf der Suche nach einem freien Mitspieler für gewöhnlich zunächst den Kopf. Anschließend holt unsere Nummer 31 weit mit seinem starken linken Fuß aus, streckt sein Standbein komplett durch und hält mit seinem rechten Arm das Gleichgewicht, während dessen Pendant dicht am Körper herunterhängt. Zu guter Letzt schwingt der 21-Jährige durch und schickt das Kunstleder mit Vollspann und wie an der Schnur gezogen auf die Reise. Dabei macht es keinen Unterschied, ob der Herthaner in der Innenverteidigung oder auf der Sechs zum Zuge kommt. „Die Positionen haben Vor- und Nachteile, aber ich mag sie dennoch beide“, betont unser Eigengewächs, das in der laufenden Vorbereitung bislang vornehmlich im Mittelfeld aufgelaufen ist. Nicht nur aufgrund dieser Rolle kommt dem gebürtigen Berliner zusätzliche Verantwortung in der bevorstehende Saison zu. „Es sind tatsächlich sehr viele Jüngere als ich dabei, das ist schon etwas ungewohnt. Ich will den Jungs helfen, so wie mir auch geholfen wurde und mich auch in dieser Hinsicht verbessern und weiterentwickeln“, unterstreicht der U21-Nationalspieler. Im Interview mit herthabsc.com sprach der 1,88-Meter-Mann außerdem über seinen kleinen Bruder, Rückschläge und die neue Spielzeit.

herthabsc.com: Márton, auf unseren Social Media-Kanälen haben wir kürzlich unsere Fans gefragt, wer denn den besseren Schuss habe: Marco Richter oder du? Wie stehst du zu dieser Angelegenheit?
Dárdai: Die Mehrheit hat für Marco gestimmt, glaube ich. Ich muss zugeben, dass er einen guten Schuss hat und ab und zu auch ganz schöne Tore macht. Demzufolge geht das wohl in Ordnung (schmunzelt).

herthabsc.com: Mehr als in Ordnung gehen die Gegebenheiten in Zell am See. Welchen Eindruck hast du davon? Und wie vertreibst du deine freie Zeit hier am liebsten?
Dárdai: Ganz so viel habe ich noch nicht gesehen – aber der Trainingsplatz ist sehr gut, das Hotel ebenfalls und der See lässt sich natürlich auch schön anschauen. Ich bin auch schon reingegangen, allerdings nicht reingesprungen (grinst). Es war überhaupt nicht kalt, sondern sehr angenehm. Insgesamt arbeiten wir hart und konzentriert, um gemeinsam Erfolge zu feiern. Jeder hat Bock auf die neue Saison! Nach den Einheiten gehe ich abends meist mit ein paar Jungs zur Regeneration in die Sauna, außerdem stehen dann noch Behandlungen an. Wir haben auch schon Kniffel gezockt – da gibt es jetzt aber niemanden, der immer gewinnt (schmunzelt).

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Insgesamt arbeiten wir hart und konzentriert, um gemeinsam Erfolge zu feiern. Jeder hat Bock auf die neue Saison!
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-Márton Dárdai

Màrton Dárdai holt zu einem langen Pass aus.
„Signature Move“: Márton Dárdai holt zu einem langen Pass aus.

herthabsc.com: Darüber hinaus ackert ihr hart, das ist nicht zu übersehen. Wie bewertest du den Stand der Vorbereitung? Wie schlagen sich die Neuen?
Dárdai: Es geht schon intensiv zur Sache, vor allem unter Herrn Kuchno. Mittlerweile haben wir aber Themen wie Ausdauer und Athletik hinter uns gelassen und konzentrieren uns vermehrt auf die taktischen Dinge, damit wir für die Spiele gerüstet sind. Jeder zieht gut mit und gibt alles – auch die Neuen. So macht es einfach Spaß, gemeinsam zu arbeiten.

herthabsc.com: Mit dabei ist auch Bence, dein kleiner Bruder. Wie ist das für dich? Hast du auf ihn ein ganz besonderes Auge? 
Dárdai: Ich schaue nicht zwingend mehr auf ihn als auf andere. Er hat es bislang gut gemacht, ist hier für mich aber ein normaler Teamkollege. Zu Hause spreche ich allerdings schon hin und wieder mit ihm und versuche, ihm ein paar Sachen mitzugeben.

herthabsc.com: Neben deinem Bruder gibt es mittlerweile einige weitere Spieler, die ein paar Jahre jünger sind als du und noch nicht so häufig in einem Trainingslager dabei waren. Wie lässt du die Jungs an deinen Erfahrungen teilhaben?
Dárdai: Es sind tatsächlich sehr viele Jüngere als ich dabei, das ist schon etwas ungewohnt (grinst). Natürlich ergibt sich für mich daraus auch mehr Verantwortung. Ich will den Jungs helfen, so wie mir auch geholfen wurde. Es gefällt mir – ich möchte mich auch in dieser Hinsicht verbessern und weiterentwickeln, nichtsdestotrotz aber selbst noch viel von den erfahrenen Spielern bei uns lernen.

herthabsc.com: Apropos Erfahrungen, dazu zählen natürlich auch Rückschläge. Wie blickst du auf den vergangenen Monat? Stichwort: U21-EM. Wie fällt dein persönliches Fazit zum Turnier aus?
Dárdai: Die Spiele liefen sehr unglücklich – wir haben es zwei Mal verpasst, uns zu belohnen. Das hat dazu geführt, dass wir ausgeschieden sind. Aber das lasse ich einfach zurück. Jetzt liegt der volle Fokus auf der anstehenden Saison.

herthabsc.com: Der Abstieg mit unserer Alten Dame war ebenfalls schmerzhaft, dein Urlaub kurz. Ist es dir trotzdem gelungen, das Ganze bereits ein wenig zu verarbeiten?
Dárdai: Mein Urlaub war wirklich kurz. Nach dem letzten Spiel der vergangenen Saison habe ich mit meiner Freundin eine Woche in Spanien verbracht. Nach dem Aus bei der U21-EM kamen dann noch einmal drei, vier freie Tage hinzu – in dieser Zeit bin ich aber in Berlin geblieben. Dann ging es auch schon wieder los. Das hat aber dennoch gereicht, um frische Kraft und neue Motivation zu tanken. Ich bin kein Freund davon, Dingen lange hinterher zu trauern. Deswegen habe ich dahinter schnell einen Haken gesetzt. Nun lautet das Ziel, es künftig besser zu machen und im bestmöglichen Fall wieder aufzusteigen!

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Mein Urlaub war wirklich kurz, hat aber dennoch gereicht, um frische Kraft und neue Motivation zu tanken. Ich bin kein Freund davon, Dingen lange hinterher zu trauern.
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-Márton Dárdai

Márton Dárdai dehnt sich bei einer Trainingseinheit.
„Über allem steht die Gesundheit“: Unsere Nummer 31 brachte es vergangene Saison auf 17 Einsätze.

herthabsc.com: In deinen ersten drei Spielzeiten bei den Profis bist du auf 12, 12 und 17 Einsätze gekommen. Was stimmt dich optimistisch, dass du diese Quote nun erneut steigern kannst?
Dárdai: Mein oberstes Ziel ist es, endlich einmal eine gesamte Saison lang verletzungsfrei zu bleiben. Daran setze ich alles, was möglich ist. Wenn ich obendrein meine Leistung bringe, gelingt es mir hoffentlich auch, die 17 Einsätze zu überbieten und der Mannschaft so gut es geht zu helfen.

herthabsc.com: Du kamst in den Testspielen bislang vorrangig auf der Sechs zum Zuge. Wie gefällt dir diese Position im Vergleich zur Innenverteidigung?
Dárdai: Die Positionen haben Vor- und Nachteile, aber ich mag sie dennoch beide. Auf der Sechs muss ich mich etwas mehr vororientieren und schneller handeln, da es Gegnerdruck von allen Seiten gibt. Darüber hinaus habe ich dort nochmal etwas mehr Laufarbeit zu verrichten, kann dafür aber auch einfacher Zug zum Tor entwickeln und komme zu mehr Abschlüssen als ein Innenverteidiger.

herthabsc.com: Können wir uns also auf weitere Treffer von dir einstellen? Du hast in der vergangenen Saison gegen Borussia Mönchengladbach dein erstes Profitor erzielt – wie oft hast du es dir seitdem angeschaut?
Dárdai: An dem Abend nach dem Spiel habe ich es mir bestimmt schon so hundertmal angeschaut (lacht). In der anschließenden Woche vielleicht auch noch ein, zwei Mal, aber seitdem nicht mehr. In erster Linie hoffe ich in der bevorstehenden Saison auf viel Spielzeit, das bringt mir am meisten. Auch körperlich möchte ich mich weiterentwickeln. Aber nochmal: Über allem steht die Gesundheit.

herthabsc.com: Welche Ziele verfolgt ihr als Team, worauf kommt es auf dem Weg dorthin an und was erwartet euch in der 2. Liga?
Dárdai: Langfristig stellt der Wiederaufstieg natürlich ein Ziel dar. Das wird alles andere als einfach. Aber ich denke, dass das unser Anspruch sein sollte. Wir kommen aus der Bundesliga und wollen dorthin zurück. Was ich bislang von der 2. Liga mitbekommen habe, ist, dass es deutlich körperbetonter zugeht. Die Teams kommen weniger über Individualisten, sondern agieren noch mehr im Kollektiv und setzen auf Kampf. Da gilt es, dagegen zu halten und unsere Qualitäten trotz allem auszuspielen.

herthabsc.com: In den beiden Testspielen hier vor Ort gegen die belgischen Erstligisten RWD Molenbeek (2:1) und Royal Antwerpen (0:1) habt ihr bereits sehr ordentliche Ansätze gezeigt. Was lief aus deiner Sicht gut? Was muss noch besser werden?
Dárdai: Allein aufgrund des Wetters waren es sehr intensive Duelle, aber das brauchen wir auch. Teilweise hat das, was wir auf den Platz gebracht haben, schon richtig gut ausgesehen. Trotzdem gibt es noch ein paar Ecken und Kanten, die wir schleifen müssen – sowohl vorne als auch hinten. Gegen Antwerpen haben wir es beispielsweise verpasst, uns zu belohnen. Die Chancen dazu gab es, allerdings hatten wir auch das Spiel vom Vortag noch in den Beinen. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir mit der Zeit das Glück auf unsere Seite ziehen.

herthabsc.com: Nun bleiben noch etwas mehr als anderthalb Wochen bis zur Partie bei Fortuna Düsseldorf (29.07.23, 20:30 Uhr, Tickets hier). Wie groß ist die Vorfreude auf den Saisonauftakt? Was muss passieren, damit die kommende Saison dich zufrieden stellt?
Dárdai: Die Freude auf das Ende der Vorbereitung ist immer groß (schmunzelt). Ich denke, dass wir schon jetzt total fokussiert und gut vorbereitet auf den Start sind. Vor allem das erste Heimspiel ist ein großes Highlight, auf das ich jetzt schon Bock habe!

von Erik Schmidt