"Maximum rausholen und alles mitnehmen"
Neue Gesichter, neue Konstellationen – das gehört zum Start einer Saison sowohl bei Spielern, aber auch in den Trainerteams dazu. Und in diesem Sommer gilt das auch für unsere U17 sowie U19. Schlug in Stephan Schmidt ein Ex-Herthaner wieder an seiner alten Wirkungsstätte auf und betreut in 2022/23 unsere B-Jugend, kletterte Oliver Reiß bekanntermaßen einen Jahrgang höher und übernahm unsere A-Junioren. Ein Rückkehrer und ein Aufsteiger haben nun also das Sagen bei unseren Bundesliga-Teams. „Ich bin nach Hause gekommen, ich freue mich unheimlich wieder da zu sein und die Berliner Luft zu genießen. Es macht großen Spaß mit alten Weggefährten gemeinsam für ein Ziel zu arbeiten“, sagt Schmidt mit strahlenden Augen. Im Trainingslager in Polen hat sich herthabsc.com mit beiden Übungsleitern über Eindrücke, Schwerpunkte, Potenziale und Ziele ausgetauscht. Dabei sprach das Duo über ...
... die Bedingungen im Trainingslager:
Oliver Reiß: Die Bedingungen sind überragend. Wir haben super Trainingsplätze, ein hervorragendes Hotel und sehr gutes Essen. Trotz unglaublicher Temperaturen – gerade zu Beginn der Woche – bin ich immer wieder von der Art und Weise begeistert, wie die Jungs mitziehen. Da sieht man weder am Anfang noch zum Schluss, dass die Spieler nachlassen, sie sind immer wieder wirklich am Limit – das macht mir als Trainer umso mehr Spaß.
Stephan Schmidt: Innerhalb des Trainingslagers haben wir überragende Bedingungen. Wir haben super Plätze, tolles Essen und sind in einer überragenden Gemeinschaft aufgenommen worden. Für uns als jüngste Mannschaft hier ist es sehr spannend und für die Jungs etwas ganz Besonderes. Das spüren wir auch, deswegen sind wir aber hier: Wir wollen eine Gemeinschaft bilden und eng zusammenwachsen. Natürlich ist jeder Einzelne für uns extrem wichtig, deshalb führen wir viele Gespräche und wollen sie kennenlernen – da sind wir auf einem sehr guten Weg.
... den Start mit der neuen Mannschaft:
Oliver Reiß: Dass ich die Jungs bereits im vergangenen Jahr in der U17 trainiert habe, ist ein großer Vorteil – nicht nur fußballerisch, sondern auch auf der menschlichen Ebene. Wir fangen nicht bei Null an, machen einfach wie in der vergangenen Saison weiter – das ist ein schöneres Arbeiten, da wir keine Eingewöhnungs- oder Kennenlernzeit brauchen, wir müssen keine Basics mehr legen. Das ist ein brutaler Mehrwert.
Stephan Schmidt: Die meisten Jungs aus der Mannschaft kannte ich nicht. Deswegen war es so wichtig, dass wir ein Gefühl füreinander entwickeln. Wir sind sehr offen, direkt und nah an den Spielern dran. Das haben die Jungs von Beginn an gemerkt und deshalb ist dieses Trainingslager auch so wertvoll. Wir sind sehr dankbar, dass wir hier dabei sein dürfen, das tägliche Zusammensein verkürzt diesen Kennenlernprozess enorm.
... Schwerpunkte & Verbesserungspotenzial:
Oliver Reiß: Von Beginn der Vorbereitung wollten wir alle Phasen des Spiels anreißen, das gilt auch für die Woche hier in Polen. Wir haben am Spielaufbau, an den Durchbruchphasen, am Kettenverhalten gegen den Ball und am Angriffspressing gearbeitet – wir hatten hier wirklich alles drin, was natürlich mit zwei Einheiten pro Tag auch möglich war. Wir müssen noch mutiger im Angriffs- und Gegenpressing sein, manchmal haben wir noch Momente, in denen wir uns nicht ganz trauen, vorne anzulaufen und durchzuziehen. Da können wir im Jagen noch besser werden. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Positionsspiel und dem Ballbesitz, doch aus diesem dann im vordersten Drittel in die Dynmaik zu schalten und noch mehr Torchancen zu kreieren, da ist ganz sicher noch Luft nach oben.
Stephan Schmidt: Wir haben mannschaftstaktisch in der Gruppe gearbeitet, aber auch im individuellen Bereich mit vielen Einzelgesprächen. Das ist ein Prozess! Wir wollen, dass sich die Jungs mit den einzelnen Spielphasen auseinandersetzen und sich in ihrer Entwicklung mit sich selbst beschäftigen. Wir sind auf einem guten Weg, um die Philosophie bis zum Saisonstart auf dem Platz umgesetzt zu bekommen. Das Wichtigste ist, dass die Jungs während der Vorbereitung gesund bleiben und sich im physischen Bereich weiterentwickeln. Zum Auftakt wollen wir auf dem Punkt genau da sein.
... die Zusammenarbeit im Trainerteam:
Oliver Reiß: Bis auf Nico Pellatz (Torwarttrainer, Anm. d. Red.) und Maximilian Kallensee (Athletiktrainer, Anm. d. Red.), die ich beide auch vorher schon kannte, habe ich mit allen Mitgliedern des Trainerteams bereits zusammengearbeitet. Aus diesem Grund haben wir keine Schwierigkeiten im Miteinander und vor allem arbeitet jeder für sich in seinem Bereich so gut, dass es für mich relativ einfach ist, Dinge abzugeben und zu vertrauen.
Stephan Schmidt: Ich habe meinen Kollegen von Beginn an gesagt, dass ich ein bisschen vom Leben geküsst bin. Ich hatte mit meinen Trainerteams bisher immer großes Glück und das ist hier bei Hertha genauso. Es fühlt sich sehr gut an. Mir ist es wichtig, dass jeder aus dem Staff eine Beziehung zu den Spielern aufbaut und jeder seinen Beitrag zur Entwicklung der Mannschaft beiträgt.
... die Rückkehr zu Hertha BSC:
Stephan Schmidt: Ich bin nach Hause gekommen, ich freue mich unheimlich wieder da zu sein und die Berliner Luft zu genießen. Es macht großen Spaß mit alten Weggefährten gemeinsam für ein Ziel zu arbeiten. Ich trage das Heimatgefühl in mir und genieße es, wieder hier zu sein. Ich freue mich auf die neuen Aufgaben.
... den Fußballlehrer-Lehrgang:
Oliver Reiß: Ich habe ungefähr die Hälfte geschafft, der Lehrgang hat im Februar begonnen und geht noch bis März nächsten Jahres. Zeitlich ist der Spagat schon machbar. Da sich die Präsenzzeiten im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren enorm reduziert haben, wird vieles durch Online-Phasen ausgeglichen. Aber gerade in den vergangenen drei, vier Wochen – mit unserem Turnier in Schwäbisch Hall, dem Trainingslager in Polen und kurze Zeit später wieder einige Tage in Frankfurt – bin ich ständig unterwegs, das ist natürlich nicht ohne. Das fordert mich schon, es ist aber Fußball – und mit Fußball könnte ich mich noch viel mehr beschäftigen. Das macht großen Spaß und ist gar kein Problem für mich.
... die Ziele für die Saison 2022/23:
Oliver Reiß: Wir sind in der besonderen Situation, dass wir in dieser Saison eine extrem junge Mannschaft haben, im Prinzip sind wir bis auf zwei, drei Jungs eine U18. Wir wissen das entsprechend einzuordnen und gehen realistisch in die Spielzeit. Nichtsdestotrotz wollen wir das Maximum rausholen und alles mitnehmen, was möglich ist. Vielleicht setzen wir uns nicht von Beginn an die ganz großen Ziele, aber von Spiel zu Spiel ist die Marschroute immer dieselbe – und wenn dabei genauso viele Siege wie in der zurückliegenden Saison rausspringen, wehren wir uns nicht dagegen.
Stephan Schmidt: Es gibt bei uns ein Ziel und das steht im absoluten Vordergrund: Wir wollen uns in jeder einzelnen Trainingseinheit verbessern. Wenn uns das von Tag zu Tag gelingt, dann kommen wir in einen Prozess, in dem wir uns über unsere Art und Weise, wie wir spielen wollen, definieren. Das Ergebnis ist das Resultat von dem was wir einfordern. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir als Gemeinschaft erfolgreich sein können, auch wenn wir primär die Spieler weiterentwickeln wollen – wenn wir beides miteinander vereinbaren können, haben wir das Optimum erreicht.