Aus der Hand gegeben
Lucas Tousart erkannte eine Lücke im Unioner Abwehrverbund: Unser Mittelfeldspieler schickte den startenden Ishak Belfodil clever auf die Reise. Unsere Nummer 14 setzte sich auf der rechten Außenbahn gekonnt durch und wollte den im Zentrum lauernden Myziane Maolida bedienen. Doch unser Franzose kam gar nicht erst zum Abschluss, sein Bewacher Timo Baumgartl drückte die Kugel nämlich zum 1:1 ins Netz – ein erfolgreich vollendeter Angriff, der das mit 74.667 ausverkaufte Olympiastadion in der 49. Minute zum Kochen brachte. Ein Moment, der das Berliner Stadtduell wohlmöglich auf die Seite unserer Blau-Weißen kippen ließ. Es kam aber leider anders. Denn den Köpenickern gelang nur 240 Sekunden später der erneute Führungstreffer durch Grischa Prömel (53.). „Das war der entscheidende Punkt, der das Spiel gekippt hat, dass wir nach dem Ausgleich so schnell in Rückstand geraten sind – das war für unsere Mannschaft zu viel“, haderte unser Cheftrainer Felix Magath.
Bundesliga-Debüt für Eitschberger – Jovetić muss früh runter
Unser Coach hatte seine Mannschaft mit fünf Veränderungen ins Rennen geschickt. Vor Torwart Marcel Lotka, der den verletzten Alexander Schwolow vertrat, verteidigte Bundesliga-Debütant und U19-Akteur Julian Eitschberger auf der linken Seite. Linus Gechter vertrat Niklas Stark (Knochenstauchung im Sprunggelenk) auf der Sechs. Darüber hinaus starteten Myziane und Stevan Jovetić für Suat Serdar und Belfodil (beide Bank). Letzterer kam bereits nach 21 Minuten zum Zug, da Sturmkollege Jovetić angeschlagen das Feld verlassen musste. „Jovetić war unser Hoffnungsträger, er ist unser bester Torschütze. Er ist ein sehr guter Stürmer und Techniker, leider waren wir gezwungen, ihn früh rauszunehmen. Das hat uns natürlich auch nicht in die Karten gespielt“, kommentierte Magath. Und es kam noch bitterer in Durchgang eins: Zehn Zeigerumdrehungen nach dem gezwungenen Tausch kassierten unsere Spreeathener das 0:1 durch Ex-Herthaner Genki Haraguchi (31.). „Wir haben die Partie nicht offen gestalten können, waren zu zögerlich und haben zu wenig nach vorne gespielt, sondern zu viel in die Breite und sind zu wenig ins Gegenspiel gekommen“, lieferte unser Übungsleiter erste Gründe, woran es gelegen hatte.
[>]Jetzt haben wir die Gegner vor der Brust, die mit uns unten stehen. Abstiegskampf hat es immer in sich, läuft nie einfach. Es war und ist immer ein Kampf und der wird es auch bis zum Schluss.[<]
In der Pause nahm unser Trainerteam zwei weitere Wechsel vor – Maximilian Mittelstädt und Márton Dárdai ersetzten Eitschberger und Vladimír Darida – und stellte von Vierer- auf Dreierkette um. „Nach dieser Anpassung haben wir in der zweiten Hälfte gezeigt, dass wir mehr mitspielen wollen“, erklärte der 68-Jährige. Doch dieser Effekt verpuffte leider recht schnell nach dem bereits beschriebenen erneuten Köpenicker Führungstreffer. „In der Phase, in der wir dran waren, haben wir es wieder billig aus der Hand gegeben. Das zieht sich durch die komplette Rückrunde“, brachte es auch Geschäftsführer Sport Fredi Bobic klar auf den Punkt. Nach diesem Rückschlag kamen unsere Jungs – angetrieben von den lautstarken Hertha-Fans – nur noch schwer in die Gänge und fingen im weiteren Verlauf durch Sheraldo Becker (74.) und Sven Michel (85.) noch zwei weitere Gegentore. „Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden. Wir sind alle extrem enttäuscht, haben uns das anders vorgestellt. Wir sind gut aus der Halbzeit gekommen, waren eigentlich am Drücker – warum wir das Spiel dann letztlich durch unnötige Fehler so aus der Hand gegeben haben, ist nicht zu erklären“, stand Mittelstädt der Frust ins Gesicht geschrieben.
„Wir müssen punkten, egal wie!“
In den kommenden Tagen gilt es in der Trainingsarbeit, diesen Ärger über die dritte Derbyniederlage der Saison in positive Energie für den Schlussspurt umzuwandeln. Schließlich warten nun die drei direkten Duelle mit Augsburg (Sa., 16.04.22, 15:30 Uhr, hier Tickets buchen), Stuttgart (24.04.22, 17:30 Uhr) und Bielefeld (30.04.22, 15:30 Uhr). „In der Tabelle hat sich nichts verändert, wir haben es selbst in der Hand, müssen dafür aber viel mehr tun. Jetzt haben wir die Gegner vor der Brust, die mit uns unten stehen. Abstiegskampf hat es immer in sich, läuft nie einfach. Es war und ist immer ein Kampf und der wird es auch bis zum Schluss“, betonte Bobic und bekam dabei Zustimmung aus der Mannschaft. „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen: Wir haben noch fünf Spiele und müssen punkten, egal wie“, formulierte Lotka das treffende Schlusswort.