Mesut Kesik im Portrait.
Akademie | 15. Februar 2022, 17:25 Uhr

Ein meinungsstarker Anführer

Jung, talentiert, fokussiert – aber noch nicht mit Interview-Terminen vertraut. Mesut Kesik war so auf seinen Akademie-Alltag konzentriert, dass der U19-Kapitän sein erstes Interview mit herthabsc.com verschwitzte. So war der Mittelfeldspieler schon auf dem Weg zu seinem nächsten Termin, kam aber extra wieder zurückgeeilt, um sich mit unserem Vereinsmedium zu treffen – ein echter Kapitän eben.

Ein Anführer, der mittlerweile wieder fit ist. Im Hinrundenspiel gegen den FC Magdeburg hatte sich Kesik einen Muskelfaserriss zugezogen, den er nun pünktlich zum Jahresauftakt bei Holstein Kiel (Sa., 19.02.22, 11:00 Uhr) auskuriert hat. „Ich trainiere bereits länger wieder mit der Mannschaft, mir geht es gut. Die Reha ging sehr schnell und ich habe keine Beschwerden mehr. Ich bin bereit für den Start“, untermauert der Rechtsfuß voller Tatendrang.

Mesut Kesik im Interview mit herthabsc.com.
Der Blick geht nach vorne: Mesut Kesik im Gespräch mit herthabsc.com.

Im Rahmen des 13. Spieltags reist unsere U19 als Favorit zum Topduell zu den viertplatzierten Norddeutschen. Unsere Blau-Weißen liegen nach elf Partien mit starken zehn Siegen und nur einem Unentschieden unangefochten auf Rang eins der A-Junioren Bundesliga Nord/Nordost. „Wir haben oft genug bewiesen, dass wir eine super Mentalität haben“, betont unsere Nummer 5, der darin einen großen Faustpfand sieht: „Wir spielen zwar auch ansehnlichen Fußball, aber ohne unsere Mentalität wären wir nicht da, wo wir jetzt sind – ganz oben.“ Dabei war diese Erfolgsserie vor der Saison gar nicht so zu erwarten. „Die Vorbereitung auf die Spielzeit lief nicht gut. Dann haben wir uns als Mannschaft hingesetzt und uns heißgemacht. Für einige ist es das letzte Jahr in der U19, deswegen wollen wir in dieser Saison etwas erreichen. Das klappt bisher super.“

Pokal-Niederlage aufgearbeitet und abgehakt

Könnte es in der Liga also kaum besser laufen, gab es im DFB-Pokal der Junioren und im Nike Youth Cup Ende des vergangenen Jahres zwei Dämpfer. Nach Niederlagen beim FC Bayern München und beim BFC Preussen schieden unsere Spreeathener binnen vier Tagen aus beiden Pokalwettbewerben aus. Kesik verpasste beide Duelle verletzungsbedingt. Unser Mittelfeldmotor versichert jedoch, dass das schmerzhafte Ausscheiden keine Rolle mehr in den Köpfen spielt. „Die Spiele haben wir schon längst aufgearbeitet: Gegen Bayern kann man immer mal verlieren, die Niederlage gegen Preußen war natürlich sehr bitter. Aber es hätte keinen Sinn gemacht, dass wir das jetzt die ganzen Wochen über mitschleppen. Es ist abgehakt und das ist gut so. Unser Fokus liegt ganz klar auf dem Spiel in Kiel“, gibt der Führungsspieler die Richtung vor.

Mesut Kesik führt den Ball technisch gekonnt durch das Mittelfeld.
Technisch sauber: Mesut Kesik führt den Ball gekonnt durch das Mittelfeld.

Auf die zügige Aufarbeitung der Niederlagen war sicherlich auch Cheftrainer Michael Hartmann aus, der laut Kesik sehr viel Wert auf den guten Draht zu seinen Schützlingen legt. „Die Beziehung zwischen Team und Trainer ist sehr gut. Er redet sehr viel mit uns, auch unter vier Augen. Er führt regelmäßig Einzelgespräche mit uns Spielern.“ Viel Kommunikation ist vor allem wichtig für das System, das unser 47-jähriges Hertha-Urgestein spielen lässt. „Seine Philosophie ist, dass er alles fußballerisch lösen möchte. Der Trainer will nie, dass wir den Ball lang schlagen. Zudem sollen wir viel pressen und vor allem bei gegnerischem Ballverlust sehr hoch stehen“, beschreibt Kesik die Herangehensweise seines Übungsleiters.

Französisches Vorbild

Neben seinem Coach hat unser vielversprechendes Talent auch ein weiteres Vorbild, zu dem er aufblickt. „Zinedine Zidane war schon immer mein Vorbild. Ich habe ihn leider nie live spielen sehen, aber mir seine ganzen Videos auf Youtube angeschaut“, erzählt unser Sechser schmunzelnd. „Er war zwar etwas offensiver als ich, aber seine Art und Weise habe ich immer bewundert.“ Die Orientierung an den Besten hat Kesik bereits in jungen Jahren zur deutschen Nationalmannschaft geführt. Unsere Nummer 5 durchlief seit der U16 jeden Jahrgang der DFB-Junioren und ist zurzeit regelmäßiger Gast bei der U19. „Das macht mich wirklich sehr stolz und ist eine große Ehre für mich. Im März spielen wir mit der Nationalmannschaft die Eliterunde der EM-Qualifikation, bei der wir mit Belgien, Italien und Finnland in einer Gruppe sind. Das ist mein großes Ziel. Ich wollte so schnell wie möglich fit werden, weil wir nicht mehr viele Spiele zum Turnier haben und ich mich dafür natürlich empfehlen möchte“, zeigt sich Kesik hochmotiviert und vorfreudig.

Mesut Kesik tritt zum Freistoß an.
Jetzt wird's gefährlich: Mesut Kesik tritt zu einem seiner gefürchteten Freistöße an.

Die Nationalelf war dem gebürtigen Berliner auch eine wichtige Stütze, als es einen ersten kleinen Knick in seiner Karriere gab. „Ich kam mit 15 Jahren von Union zu Hertha und habe bei der U17 unter ‘Zecke‘ Neuendorf zusammen mit Márton Dárdai und Lazar Samardzić gespielt. Das Jahr war schwierig für mich, viele Jungs, mit denen ich zusammengespielt habe, sind Profis geworden und haben dementsprechend auch immer gespielt. Ich musste mich dort als jahrgangsjüngerer Spieler erstmal zurechtfinden und beweisen.“ Doch trotz reduzierter Einsatzzeiten kam der DFB auf Kesik zu. „In diesem schwierigen ersten Jahr war die Nominierung sehr wichtig für mich. Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben: Berufen geworden zu sein, während es im Verein eigentlich nicht so gut lief, hat mir gezeigt, dass die Verantwortlichen auf mich setzen. In dem Jahr hatten wir zum Beispiel ein Länderspiel im Olympiastadion gegen Frankreich. Das war ein tolles Erlebnis“, schwärmt der mittlerweile 19-malige Nationalspieler.

Spielpraxis bei U19 und U23 – Profis fest im Blick

Diese besonders herausfordernde Zeit liegt mittlerweile aber weit hinter ihm. Kesik ist aus der ersten Elf unserer blau-weißen A-Junioren längst nicht mehr wegzudenken – und hat inzwischen sogar schon erste Schritte im Herrenbereich gemacht. Denn neben den Auftritten für seine Stammmannschaft kam der 18-Jährige bereits zu vier Einsätzen für unsere U23 in der Regionalliga Nordost. Diese Bestätigung gibt unserem Mittelfeldantreiber genug Selbstbewusstsein, um ehrgeizige Ziele für die kommenden Jahre im blau-weißen Dress zu formulieren. „Natürlich ist mein Ziel die Profi-Mannschaft von Hertha BSC: Sei es über den Weg bei der U23 oder direkt nach der U19. Wenn ich die Chance bekomme, werde ich mich beweisen, davon bin ich überzeugt.“ Gelingt dieses Vorhaben, dürften auch Interview-Termine zur Routine werden.

von Nicolaus Seiler