Michael Hartmann im Gespräch.
Akademie | 8. Dezember 2021, 16:58 Uhr

"Uns muss erstmal jemand schlagen"

Michael Hartmann blickt auf eine ereignisreiche fußballerische Laufbahn zurück. Als Spieler und Trainer hat der 47-Jährige in den zurückliegenden Jahren so einiges erlebt. Ein Highlight, das ihm als blau-weißer Nachwuchscoach gelang, ist besonders in Erinnerung geblieben: Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit den A-Junioren 2018. Wenn es nach 'Hardy' geht, sollen weitere Titel folgen – und die Chancen stehen nicht so schlecht. Im DFB-Pokal der Junioren steht unsere U19 bereits im Viertelfinale und gastiert am Sonntag (12.12.21, 11:00 Uhr, im Livestream auf herthabsc.com) beim FC Bayern München. „Wir müssen an unsere Leistungsgrenze gehen, um erfolgreich zu sein, deshalb bereiten wir unser Team so vor, dass es bestmöglich performen kann", blickt der Übungsleiter auf das Kräftemessen voraus. Im Vorfeld des Duells bei den Süddeutschen hat herthabsc.com mit unserem Nachwuchstrainer über die Vorbereitung, besondere Anspannung und die Zielsetzung gesprochen.

herthabsc.com: Hardy, elf Ligaspiele habt ihr absolviert: Ihr seid ungeschlagener Tabellenführer der A-Junioren Bundesliga Nord/Nordost. Wie bewertest du eure bisherige Spielzeit?
Hartmann: Der Saisonverlauf ist bisher sehr ordentlich. Das war nach der langen Corona-Pause, in der wir nicht spielen, sondern nur trainieren konnten, nicht selbstverständlich. Als wir im Sommer wieder trainieren und spielen durften, sind wir mit den ersten Testspielen in die Vorbereitung gestartet. In den Partien haben wir gesehen, dass viel Nachholbedarf bestand, aber die Jungs haben von Anfang an mitgezogen und direkt versucht, unsere Ansätze umzusetzen. In der Vorbereitung, wenn viel gewechselt und durchmischt wird, um die erste Elf herauszufiltern, geht es in erster Linie nicht um die Ergebnisse, sondern darum, die Jungs wieder näher ranzubringen – und das ist uns gut gelungen.

herthabsc.com: Vor allem in den zurückliegenden Tagen wart ihr gefordert und habt drei Partien binnen sieben Tagen absolviert. Gehen die Jungs gerade an ihr Limit? 
Hartmann: Sicherlich! Wir versuchen bei diesem Spielrhythmus den einen oder anderen Wechsel vorzunehmen. Das ist auch recht einfach möglich, weil wir eine sehr homogene Truppe haben, und auch diejenigen immer mit einbeziehen, die momentan etwas hinten dran sind. Zu einem Team gehören mehr als nur die elf Spieler, die auf dem Feld stehen. Daher beziehen wir alle mit ein und die Jungs machen das sehr gut. Wir haben eine tolle Stimmung und dementsprechend haben wir die englische Woche genutzt, um viele Spieler reinzuwerfen. Denn in München brauchen wir auch wieder jeden Einzelnen. 

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Der Name FC Bayern ist groß, aber wir wissen auch aufgrund des Testspiels, dass wir immer in der Lage sind, jede Mannschaft zu besiegen. Uns muss auch erstmal jemand schlagen.
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-Michael Hartmann

herthabsc.com: Du sprichst es an: Das nächste Highlight steht vor der Tür: Am Sonntag (12.12.21, 11:00 Uhr) geht es im Viertelfinale des DFB-Pokals der Junioren zum FC Bayern München. Apropos Bayern: Mitte September habt ihr ein Testspiel mit 5:3 in München gewonnen. Spielt dieser Test in der Vorbereitung eine Rolle? 
Hartmann: Klar, das Ergebnis und die Erkenntnisse aus dem Spiel nehmen wir mit in die Partie, ebenso wie den Fakt, dass wir bisher ungeschlagen sind. Wir können stolz auf das sein, was wir bisher geleistet haben und reisen mit viel Selbstbewusstsein nach München. Der Name FC Bayern ist groß, aber wir wissen auch aufgrund des Testspiels, dass wir immer in der Lage sind, jede Mannschaft zu besiegen. Uns muss auch erstmal jemand schlagen.

herthabsc.com: Nach dem Last-Minute-Sieg gegen Magdeburg bleiben euch nur vier Tage bis zum Duell im Pokal. Wie sieht eure Vorbereitung aus? 
Hartmann: Wir befinden uns in den vergangenen Wochen aufgrund der hohen Anzahl an Partien im stetigen Rhythmus zwischen Spiel und Regeneration. Zum Ende einer Saison fahren wir gewisse Dinge herunter, solange sie nicht die individuelle Entwicklung der Spieler betreffen. Dementsprechend gehören Regenerationsmaßnahmen auch dazu, um die Mannschaft zu sensibilisieren, was wichtig ist und gemacht werden muss. Das fängt mit der Ernährung an und wie sich die Jungs in den Tagen nach der Partie verhalten. Das ist nicht einfach, weil das Team am liebsten immer spielen möchte (schmunzelt).

herthabsc.com: Wie präsent ist das Kräftemessen schon bei deinen Spielern? Spürst du eine spezielle Anspannung? 
Hartmann: Das Schöne ist, dass wir gerade alle drei, vier Tage spielen. Da können die Jungs gar nicht auf die Idee kommen, den Fokus zu sehr auf die Partie gegen Bayern München zu legen. Es ist eine Floskel, aber wir schauen aktuell wirklich nur von Spiel zu Spiel. Ich kann als Trainer darauf einwirken, indem ich selbst das Hauptaugenmerk nicht zu sehr auf die Pokalpartie lege. 

Michael Hartmann applaudiert an der Seitenlinie.
Applaus für die bisherige Saison seiner U19: Michael Hartmann am Spielfeldrand.

herthabsc.com: KO-Spiel, DFB-Pokal, FC Bayern München: Bedarf es für deine Jungs überhaupt noch eine Motivationsansprache von dir?
Hartmann: Wir müssen unsere Jungs im Nachwuchs eigentlich nicht allzu groß motivieren. Unsere Spieler haben von sich aus eine gute Einstellung, weil es um ihre persönliche Entwicklung geht. Natürlich ist das ein besonderes Duell und ich gehe auch auf die Besonderheit eines K.O.-Spiels ein. Wir müssen an unsere Leistungsgrenze gehen, um erfolgreich zu sein, deshalb bereiten wir unser Team so vor, dass es bestmöglich performen kann.

herthabsc.com: Sprechen wir konkret über die Partie: Was erwartest du für eine Begegnung? 
Hartmann: Natürlich wollen wir das Duell gewinnen. Wir werden unseren Spielstil durchziehen, so wie wir es bisher in jeder Partie getan haben. Wir wollen unsere Stärken, die wir in der Liga gezeigt haben, so einsetzen, dass wir als Sieger vom Platz gehen.

herthabsc.com: Abschließend gefragt: 2018 hast du mit deiner U19 die Deutsche Meisterschaft in der A-Junioren Bundesliga gewonnen. Hand aufs Herz – wie groß ist die Sehnsucht nach einem Titel?
Hartmann: Natürlich versuchen wir immer das Bestmögliche herauszuholen. In erster Linie geht es mir aber um meine Jungs. Wir haben das Bewusstsein in der Mannschaft geschaffen, dass die Spieler vor allem etwas für sich erreichen und für sich werben können – das ist wichtig für ihre Weiterentwicklung. Ein Titel ist zwar noch in weiter Ferne, aber gerade was den DFB-Pokal der Junioren betrifft, sind es nicht mehr viele Spiele bis zum Finale – und da wollen die Jungs hin.

von Simon Jötten, Nicolaus Seiler