Lukas Michelbrink und Julius Gottschalk im Gespräch.
Profis | 11. Januar 2025, 12:00 Uhr

Bubis auf dem Weg zur Platzreife

Als sich Julius Gottschalk und Lukas Michelbrink am einzigen übungsfreien Nachmittag für eine Golfpartie auf dem Hotelgelände entschieden hatten, ging der Plan nicht so ganz auf. Aber dazu in der Folge mehr. Ansonsten schlagen sich die beiden Debütanten in ihrem ersten Vorbereitungscamp mit unseren Profis allerdings beachtlich. „Zwei talentierte Jungs, für die es schön ist, dabei sein und reinschnuppern zu dürfen“, sagt Cristian Fiél über unsere Nummern 38 und 30. „Wir versuchen, sie in den Einheiten bestmöglich einzubinden. Dabei kommt es für sie darauf an, aufmerksam zu sein, jedes Training zu nutzen und ihr Bestes auf den Platz zu bringen“, so der Cheftrainer unserer Herthaner weiter.

Lukas Michelbrink führt den Ball.

Bislang jeweils einmal im Spieltagsaufgebot der Profis

Dass die beiden Youngster bei der Dienstreise nach Spanien zum Reisetross unserer Blau-Weißen zählen, erfuhren sie unterdessen erst recht kurzfristig: Am Tag vor der Abreise rief Dirk Kunert, der bei unserem Hauptstadtclub als Übergangstrainer arbeitet, die zwei nacheinander an. „Witzigerweise waren wir gerade mit ein paar Freunden zusammen essen. Wir sind dann direkt nach Hause gefahren, um unsere Sachen zu packen“, erzählt Michelbrink grinsend. „Ich verpasse jetzt eine Klausur in der Schule, aber die kann ich auch nachholen“, verrät Gottschalk augenzwinkernd und fügt hinzu: „Obwohl das Ganze demzufolge etwas überraschend kam, haben wir uns natürlich sehr gefreut.“ In der laufenden Saison standen die beiden Mittelfeldspieler, die auch schon in Berlin bei den Sessions auf dem Schenckendorffplatz das eine oder andere Mal dabei waren, bislang jeweils einmal im Spieltagsaufgebot unserer Profis. Der etwas offensivere Gottschalk bereits am 2. Spieltag in Hamburg, der etwas defensivere Michelbrink am 17. Spieltag in Hannover. „Was die Intensität anbelangt, ist es im Trainingslager schon nochmal ein Unterschied zu einer normalen Spieltagswoche. Insgesamt hilft uns die Zeit hier extrem, um uns an die Anforderungen im Profifußball zu gewöhnen“, unterstreicht Gottschalk.

Julius Gottschalk lacht.

Erfolge im Trainingsturnier und an der Dartsscheibe

Müde Beine am Abend gehören bei den beiden Zimmernachbarn deswegen genauso dazu wie die gemeinsame Lieblingsbeschäftigung im Mannschaftsquartier: Schlaf – am besten viel davon. Nur so gelingt eine optimale Erholung, um am nächsten Tag wieder Vollgas zu geben. „Von uns wird erwartet, dass wir uns reinhauen und zeigen. Der Respekt ist natürlich vorhanden, aber mit jeder Einheit trauen wir uns mehr zu“, betont unsere Nummer 38. Als Beleg dafür diente das Trainingsturnier, bei dem die beiden Youngster munter mitmischten und mit ihrem Team auf dem zweiten Platz landeten. Noch besser lief es für Gottschalk derweil beim internen Wettstreit an der Dartsscheibe, wo sich der 18-Jährige im Gespann mit Andres ‚Zecke‘ Neuendorf die Krone aufsetzte. „Ich habe Zecke in die Position gebracht und er hat gefinished. Ich würde sagen, dass auf ihn vielleicht so 70 Prozent des Erfolgs gehen und auf mich die restlichen 30“, sagt Gottschalk schmunzelnd. Michelbrink stimmt sogleich zu und stichelt: „Mit Zecke hätte ich auch gewonnen.“ Eine Frotzelei, die das gute Verhältnis der beiden Teamkollegen unterstreicht. „Wir supporten und fordern uns aber auch gegenseitig“, berichtet Gottschalk.

Lukas Michelbrink lacht.

Stammkräfte bei der U23

Die beiden Eigengewächse kennen sich bestens aus der Akademie und zählten in der zurückliegenden Hinrunde jeweils zum Stammpersonal unserer U23, die in der Regionalliga Nordost für Furore gesorgt hatte. „Unabhängig von der Tabellenkonstellation spielen wir als Team guten Fußball und haben uns weiterentwickelt“, hält der 19-jährige Michelbrink fest. Zwischenzeitlich hatte unsere Nummer 30 aufgrund einer Schulterverletzung wochenlang pausieren müssen. Anschließend legte Michelbrink, dessen Bruder Jonas nun zeitgleich mit dem MSV Duisburg in Spanien weilt, ein beeindruckendes Comeback hin. „Ich hatte vorher schon zwei Schlüsselbeinbrüche und kannte deshalb die Abläufe. Ich habe in Jena, wo wir vor großer Kulisse gewinnen konnten, erstmals wieder gespielt. Das hat mich sehr gepusht. In den anschließenden Wochen ging es relativ schnell bergauf. Rejhan (Hasanović, Anm. d. Red.) und sein Trainerteam haben mir dabei sehr geholfen. Die Kadernominierung zum Abschluss in der 2. Bundesliga war dann das Highlight“, berichtet der Blau-Weiße.

Viele alte Bekannte bei den Profis

Im andalusischen Benalup-Casas Viejas schloss sich nun sogleich ein weiteres an. Die Integration ins Team gestaltete sich problemlos. „Wir wurden super aufgenommen, es herrscht ein sehr freundschaftlicher Umgang“, sagt Gottschalk. Michelbrink erklärt: „Alle sind miteinander cool. Wir spielen Tischtennis, Darts oder auf den Zimmern auch Mario Kart. Außerdem hilft es natürlich, dass wir eine sehr junge Mannschaft haben.“ Tatsächlich standen aus der aktuellen Zusammensetzung gleich fünf Akteure im vergangenen Jahr in den Halbfinals um die deutsche A-Junioren-Meisterschaft gegen Borussia Dortmund auf dem Rasen: Tim Goller, Pascal Klemens, Boris Mamuzah Lum, Ibrahim Maza und Michelbrink, der in beiden Duellen die Kapitänsbinde getragen hatte. Julius Gottschalk gehörte damals ebenfalls zu den Leistungsträgern der blau-weißen U19, fehlte jedoch verletzt. Dafür lief unsere Nummer 38 auch in dieser Spielzeit schon in jener Altersklasse auf. „Ich freue mich, wenn ich der U19 helfen kann. Die Umstellung zwischen den unterschiedlichen Teams ist nicht so schwierig, da alle ähnlichen Fußball spielen. Ob Profis, U23 oder eben U19 – mir ist es egal, wo ich spiele, denn ich habe immer Spaß“, betont Gottschalk.

Julius Gottschalk spielt einen Pass.

Die Pflichtspielpremiere im Auge

Das große gemeinsame Ziel unserer beiden Debütanten, die auch im Test gegen den SV Sandhausen zum Zuge kamen, stellt mit Blick auf die anstehende Rückrunde im Übrigen die Pflichtspielpremiere bei den Profis dar. Oder mit anderen Worten: die Platzreife. „Ansonsten möchte ich in der U23 so viele Spiele wie möglich machen und mich auf dieser Grundlage weiterverbessern“, sagt Michelbrink. Gottschalk benennt seine weiteren Vorhaben ebenso konkret: „Jedes Wochenende viele Minuten sammeln und gesund bleiben." Doch noch einmal zurück zur Platzreife. Die eingangs erwähnte Golfpartie am freien Nachmittag endete mangels der nötigen Erfahrung für unsere Jungs nach wenigen Löchern. Der Betreiber der Anlage hatte ihnen die Driving Range nahegelegt – doch die Blau-Weißen entschieden sich dann doch lieber für einen Gang in den Spa-Bereich.

von Erik Schmidt