„Ich sehne diesen Tag so unglaublich herbei“
Fabian Reese strahlte im Trainingslager unserer Blau-Weißen mit der spanischen Sonne um die Wette. Der Linksaußen, der zum Ende der Hinrunde erneut hatte pausieren müssen, absolvierte dabei überhaupt erst das zweite Vorbereitungscamp als Herthaner. „Die Freude darüber, wieder näher dran, ein Teil des Teams sowie der ganzen Abläufe zu sein, war riesengroß. Zwar war ich noch nicht ganz mittendrin, aber gefühlt trotzdem schon wieder richtig dabei“, betonte unsere Nummer 11 im Gespräch mit den Clubmedien. Weitere Etappen auf dem Weg zurück sollen nun nach und nach folgen. Allen voran der erste Auftritt dieser Saison im Olympiastadion. „Ich sehne diesen Tag so unglaublich herbei. Für mich wird das ganz besonders“, erklärt der Rechtsfuß, der sein bislang letztes Heimspiel mit unserer Alten Dame im Mai des vergangenen Jahres bestritten hatte. Des Weiteren erzählte Reese von einem Top-3-Moment seiner Karriere, alternative Behandlungsmethoden und seiner neuen Frisur.
Fabi, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst! Du hattest eine spürbar gute Zeit in Spanien. Wie fühlte sich das Trainingslager für dich an?
Fabian Reese: Die Freude darüber, wieder näher dran, ein Teil des Teams sowie der ganzen Abläufe zu sein, war riesengroß. Zwar war ich noch nicht ganz mittendrin, aber gefühlt trotzdem schon wieder richtig dabei. Da ich die letzten beiden Trainingslager durch Verletzungen und Erkrankungen verpasste hatte, war das natürlich nochmal umso schöner.
Wie weit bist du inzwischen wieder? Welche Umfänge konntest du in Spanien absolvieren?
Reese: Schon rund um die Feiertage hat mich das Gym in Vorbereitung auf das Trainingslager ständig gesehen, so viel ist sicher (grinst). In Spanien habe ich dann viel Zeit mit Henrik Kuchno verbracht und ordentlich im Rehabereich gearbeitet. Dabei bin ich weiter herangeführt worden und auf einem guten Weg.
Wie blickst du auf die vergangenen Wochen und Monate aus persönlicher Sicht zurück? Was hat die Verletzung mit dir gemacht?
Reese: Es war die bislang schwierigste Phase meiner Karriere. Es gab viele Momente, die mich gefordert haben und in denen ich niedergeschlagen war. Über Monate, jeden Tag die gleichen Schmerzen – das ist mental schon eine sehr harte Belastung, die es mir nicht gerade einfach gemacht hat, immer dranzubleiben. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass dieser Schmerz nicht verschwindet. Dass der Körper dafür so viel Zeit braucht, war für mich eine neue Erfahrung. Und dennoch habe ich immer alles für den Turnaround gegeben, um so schnell wie möglich auf den Platz zurückzukehren. Mein Ziel war es stets, gesund zu werden und dem Team zu helfen.
Trotz deiner Verletzung hast du die Nähe zur Mannschaft nicht verloren und vor Spielen sogar in der Kabine vorbeigeschaut. Wieso war dir das so wichtig?
Reese: Wenn Spieler verletzungsbedingt lange raus sind und ihre Reha vielleicht woanders machen, ist es oft so, dass sie zurückkommen und plötzlich gar kein Gefühl mehr für die Mannschaft haben. Das wollte ich nicht. Mir war es einfach wichtig, die Bindung zu den Jungs aufrechtzuerhalten. Denn schließlich ist das Team vergleichbar mit einer Familie. Außerdem habe ich versucht, die Jungs vor den Spielen zu motivieren und heiß zu machen, um ein paar Prozentpunkte rauszuholen.
Ende November hattest du dann ausgerechnet an deinem Geburtstag in Magdeburg dein Saisondebüt geben können. Wie fühlte sich das an?
Reese: Als ich eingewechselt wurde, war das einer der Top-3-Momente meiner Karriere. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man nach so einer langen Leidenszeit auswärts reinkommt und fast nur hört, wie der Gästeblock deinen Namen schreit. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich so etwas erleben durfte. Das werde ich in meinem Leben nicht vergessen. Damit war klar, dass sich das alles gelohnt hat: Jeder Schweißtropfen, jede Einheit, der Kummer, die Tränen, die Wut, die Verzweiflung.
[>]Wir brauchen Siege, nichts ersetzt Siege. Am besten viele davon am Stück. Wir müssen lernen, Spiele zu Ende zu spielen und die Gier entwickeln, die Spiele auch gewinnen zu wollen.[<]
Nicht zuletzt, weil die Schmerzen dann noch einmal zurückkamen, beschäftigst du dich intensiv auch mit alternativen Behandlungsmethoden. Magst du bitte einmal genauer ausführen, was du da so konkret alles machst?
Reese: Das würde vermutlich den Rahmen sprengen. Nur so viel: Longevity, was Langlebigkeit bedeutet, dient dabei als Stichwort. Insgesamt versuche ich mich, was das angeht, stets am Zahn der Zeit zu orientieren und probiere einiges aus. Ob es jetzt eine Stromtherapie für den Vargusnerv ist, ob es Rotlicht ist, ob es eine Sauerstoffkammer mit Unterdruck ist oder ob es Meditation, Mantras und Atemmethoden sind – ich bin relativ vielseitig unterwegs, ab und zu auch ein bisschen spirituell und habe da großen Spaß dran.
Mit Blick auf deine Haare vollziehst du gerade auch eine gewisse Veränderung. Symbolisiert die Frisur möglicherweise so etwas wie einen Neustart?
Reese: Naja (lacht). Ich arbeite schon lange an meinem Mittelscheitel und weiß, dass der kontrovers diskutiert wird. Aber auch der Vokuhila wurde kontrovers diskutiert. Ich habe meine Haare jetzt länger wachsen lassen und möchte sie auch noch länger wachsen lassen. Das Haarband gefällt mir ebenfalls ganz gut, ich bin sehr zufrieden damit.
Lass uns abschließend auf die bevorstehenden Wochen und Monate blicken. Welche Bilder gehen dir durch den Kopf, wenn du über die Zukunft nachdenkst?
Reese: Comeback im Olympiastadion. Ich sehne diesen Tag so unglaublich herbei! Für mich wird das ganz besonders. Siegesserie. Wir brauchen Siege, nichts ersetzt Siege. Am besten viele davon am Stück. Wir müssen lernen, Spiele zu Ende zu spielen und die Gier entwickeln, die Spiele auch gewinnen zu wollen. Das hat uns in dem einen oder anderen Moment zuletzt noch gefehlt. Aber daran arbeiten wir. Hoffentlich gibt es in dieser Hinsicht künftig ein anderes Gesicht von uns zu sehen. Damit wir wieder den Traum und den Glauben entfachen und die Leute anzünden können!