„Zeit verbringen und zusammenwachsen“
Diego Demme ist immer für einen Spaß zu haben. Zum vereinbarten Gespräch über Trainingslager im Allgemeinen mit Redakteur Erik Schmidt brachte der 33-Jährige einfach Fabian Reese mit. Dem Teamkollegen hatte unsere Nummer 6 von einem geplanten Doppelinterview erzählt. Als der Schwindel auffiel, lachte sich der Mittelfeldspieler schlapp. Der gebürtige Herforder weiß dank seiner großen Erfahrung bestens, dass es in einem Vorbereitungscamp neben harter Arbeit auch um gute Stimmung geht. Was darüber hinaus ein gelungenes Trainingslager konkret ausmacht? „Gute Trainingsbedingungen. Die haben wir hier. Gutes Wetter. Das hatten wir bis auf anderthalb Tage auch. Und einfach gemeinsame Zeit verbringen und zusammenwachsen“, betont Demme. Außerdem sprach der ehemalige deutsche Nationalspieler über Erinnerungen an die Anfänge seiner Karriere, wichtiges Gepäck sowie den perfekten Zimmernachbarn.
Diego, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst! Wie fühlen sich deine Beine an? Welche Übung von Henrik Kuchno bereitet dir am meisten Spaß?
Diego Demme: Die Beine sind, so wie es zum Ende eines Trainingslagers auch sein soll, etwas schwerer. Bei Kuchen habe aber ich ganz bestimmt keine Lieblingsübung – mit Spaß hat das nur wenig zu tun (lacht).
Lass uns über Trainingslager im Allgemeinen sprechen. Du hast bereits unzählige davon erlebt. Wann und mit welchem Verein warst du das allererste Mal in einem solchen Camp?
Demme: Das müsste in der Saison 2010/11 gewesen sein, meinem ersten Profijahr bei Arminia Bielefeld. Wir waren im Winter in der Türkei in Belek. An diese Zeit, als meine Karriere begonnen hat, habe ich gute Erinnerungen. Das erste Mal dabei zu sein und reinzuschnuppern war schon etwas Besonderes.
Worin liegen die größten Unterschiede, wenn du die Trainingslager zu Beginn deiner Karriere mit den heutigen vergleichst?
Demme: Der Fußball hat sich in dieser Zeit natürlich auch sehr verändert. Zu meiner Anfangszeit musstest du dir als junger Spieler noch mehr Kredit aufbauen, um anzukommen. Der Aufbau der Trainingslager ist aber wahrscheinlich ähnlich geblieben. Vielleicht waren die Methoden früher noch etwas altmodischer, sodass man schon vor dem Frühstück laufen gegangen und anschließend noch eine intensive Doppeleinheit gefolgt ist. Mittlerweile liegt der Fokus da mehr auf der Belastungssteuerung – du hast viel mehr Daten, auf die du achtest. Es wird darüber hinaus auf viele Details wie beispielsweise auch die Ernährung Wert gelegt. Das ist ein Fortschritt.
Wo hat es dir in all den Jahren am allerbesten gefallen? Welcher Ort hat dich besonders beeindruckt?
Demme: In Portugal hat es mir immer gut gefallen. Einmal war ich in Doha. Dort war es auch sehr schön und die Organisation super – aber die Umstellung auf die extreme Hitze war zu groß!
Bevorzugst du eher die Trainingslager im Sommer oder im Winter?
Demme: In Italien wird durchgespielt – und ich würde sogar sagen, dass es mir so am liebsten ist. Damit du direkt im Saft bleibst und die Kondition gar nicht erst wiederaufbauen musst. Von daher mag ich die Trainingslager im Sommer mehr.
Ohne konkrete Namen zu nennen – erzähl uns bitte deine schönsten Trainingslageranekdoten!
Demme: Besonders lustig wird es immer, wenn es um Wetten geht und jemand anschließend dies oder jenes tun muss. Das ist durchaus auch schon in diesem Trainingslager vorgekommen (lacht). Ich finde es gut, wenn man im Team zusammen auch mal ein wenig Quatsch macht und lacht. Das stärkt den Spirit. Wir spielen hier beispielsweise auch gerne ‚Werwolf‘.
Wie funktioniert dieses Spiel?
Demme: Du ziehst einen Zettel und bist entweder Dorfbewohner oder Werwolf, außerdem gibt es noch einen Seher. Die Dorfbewohner müssen herausfinden, wer die Werwölfe sind. Die Werwölfe müssen versuchen Vertrauen zu gewinnen, damit sie nicht als solche ertappt werden. Dabei geht es im Prinzip die ganze Zeit ums Lügen (schmunzelt). Das ist sehr lustig in der Gruppe, wir haben schon mit fast 20 Jungs gleichzeitig gespielt.
Wer ist der beste „Lügner“ und wer fliegt sofort auf?
Demme: Matte Winkler ist tatsächlich sehr gut in diesem Spiel und Tjark Ernst schon recht auffällig, wenn er ein Werwolf ist – bei ihm musst du nur ein bisschen Druck aufbauen (grinst).
Ganz allgemein: Wie sehr haben sich die Freizeitbeschäftigungen verändert? Was war damals angesagt, was ist es heute?
Demme: Früher hat man von solchen Spielen wie ‚Werwolf‘ noch viel mehr gespielt. Auch Brett- und Kartenspiele – die älteren Spieler haben dabei dann manchmal sogar auch etwas getrunken (lacht). Vielleicht kommt die jetzige Generation wieder etwas weg vom Handy und hin zum richtigen Leben, was einfach auch gut für eine Gruppe und die Gesellschaft allgemein ist.
Welchen Aktivitäten stehen bei dir persönlich zwischen den Einheiten ganz oben auf der To-do-Liste?
Demme: Viel Freizeit haben wir nicht. Nach dem Mittag lege ich mich meist entweder hin oder rufe zu Hause an, um mit meiner Familie zu quatschen. Abends sind wir dann meist am Spielen: ‚Werwolf‘ oder auch das Kartenspiel ‚Wizard‘. Einmal mussten wir uns in kleinerer Gruppe aufgrund unseres Abschneidens beim Trainingsturnier auch ein paar Reime für die Teamkollegen überlegen, das war ziemlich lustig – manche Mitspieler mit Hilfe von ChatGPT, andere mit eigenen Ideen.
Du konntest hier vor allem auch schon an der Tischtennisplatte überzeugen. Wie ehrgeizig bist du mit dem Schläger in der Hand und wer kann aus unserem Team mit dir mithalten?
Demme: Ich bin sehr ehrgeizig, gehe bei keinem Spiel gerne als Verlierer raus. Ab und zu muss ich mich da beispielsweise beim ‚UNO‘ sogar im Duell mit meiner Tochter etwas bremsen und sie gewinnen lassen (grinst). Beim Tischtennis ist das nicht anders. Im Keller hatten wir früher eine Platte und wenn du jetzt eine halbe Stunde spielst, bist du direkt wieder richtig drin. Wir haben einige gute Spieler. Flo (Niederlechner, Anm. d. Red) zum Beispiel. Ich habe auch schon gegen den Trainer und Ebi (Patrick Ebert, Anm. d. Red.) gezockt, die haben beide ebenfalls Talent.
Was darf in deinem Gepäck nie fehlen?
Demme: Nahrungsergänzung, Blaulichtfilterbrille. Dann habe ich noch eine Pistole zum Lockern der Muskeln dabei. Auch ein Buch. Und natürlich Dinge wie die Zahnbürste und so weiter.
Wie charakterisierst du den perfekten Zimmernachbarn bzw. wie kann man dich zur Weißglut bringen?
Demme: Er sollte auf jeden Fall früh schlafen und sich ruhig verhalten. Ich mag es nicht, wenn jemand ununterbrochen Musik hört. Lautstärke und ständig klingelnde Handys stören mich ebenfalls. Ordnung ist auch nicht ganz unwichtig. Auch, wenn ich da jetzt nicht fanatisch unterwegs bin, aber man sollte zumindest darauf achten.
Hier teilst du dir die Räumlichkeiten mit Florian Niederlechner. Wie würdest du ihn als Mitbewohner bewerten?
Demme: Ich bin sehr zufrieden mit ihm. 9 von 10 Punkten.
Ihr harmoniert seit deinem Wechsel zu unserer Alten Dame bestens miteinander. Was zeichnet eure Verbindung aus? Kanntet ihr euch schon vorher?
Demme: Persönlich kannten wir uns noch nicht, nur als Gegenspieler. Es hat auf Anhieb gepasst, wir waren schon im Sommer zusammen auf einem Zimmer.
Ein weiteres wichtiges Thema – gerade für dich als Restaurantbetreiber: das Essen. Wie muss im Hotel eine Mahlzeit aussehen, die dich vollends zufriedenstellt?
Demme: Nicht so fettig, eher frische Produkte und nicht überwürzt. Ich bevorzuge es clean. Besonders mag ich Polpette mit Tomatensauce, das sind italienische Frikadellen. Wenn es die gibt, greife ich auf jeden Fall zu. Aber ich esse echt alles. Hier gab es gerade Tomatensalat mit roten Zwiebeln, den fand ich mega. Zwei Sachen, dazu etwas Salz und Olivenöl – reicht.
Alles in allem: Was macht ein gutes Trainingslager aus?
Demme: Gute Trainingsbedingungen. Die haben wir hier. Gutes Wetter. Das hatten wir bis auf anderthalb Tage auch. Und einfach gemeinsame Zeit verbringen und zusammenwachsen.
Wie fällt dein Fazit mit Blick auf das hiesige Vorbereitungscamp aus?
Demme: Sehr gut! Ich bin komplett zufrieden und denke, dass wir bereit für die Rückrunde sind.