Sari Saeland mit der Hertha-Fahne um die Schultern.
Frauen | 29. Dezember 2024, 14:30 Uhr

Ambitionierte Aufsteigerin

Die konsequente Förderung von Talenten ist nicht der einzige, sehr wohl aber ein großer und wichtiger Aspekt des Berliner Weges von Hertha BSC. Exemplarisch hierfür stehen unsere 1. Frauen, die im Kalenderjahr 2024 mit einer jungen und ambitionierten Mannschaft für Furore gesorgt haben. Seit Sommer dieses Jahres mischen in Mathilda Brücke, Amelie Blättner, Magdalena Krug, Nelly Palmer und Sari Saeland fünf Aufsteigerinnen aus den Reihen der U17-Juniorinnen im Team von Trainer Manuel Meister mit. Aus dem Quintett sammelte letztere bislang die meisten Einsatzminuten. Wie erlebte sie die Eingewöhnung? „Wir hatten seit Januar schon mittrainiert, außerdem kannte ich Elfie, Svenja und die anderen 06er, weil wir schon zusammengespielt hatten. Das hat den Schritt auf jeden Fall leichter gemacht. Alle sind sehr offen miteinander und die erfahreneren Spielerinnen nehmen einen gut mit. Fußballerisch ist es insgesamt körperlicher und athletischer“, berichtet Saeland im Gespräch mit unserem Redakteur Konstantin Keller.

Sari Saeland im Teamkreis.

Ihr sportliches Zwischenfazit fällt positiv aus – dank der eigenen Entwicklung, aber auch dank der Unterstützung des Teams. „Ich bin bisher zufrieden mit dem Halbjahr, habe mir meine Position erarbeitet und merke, dass ich mich seit der Vorbereitung in vielen Bereichen verbessert habe. Das liegt auch daran, dass mir meine Mitspielerinnen so viel mitgeben können, gerade was Ratschläge auf dem Feld angeht“, unterstreicht die Mittelfeldakteurin. So sucht sie sich ihre Vorbilder auch lieber im eigenen Team, als im großen, weiten Fußballkosmos. „Fußballerische Idole habe ich tatsächlich nicht. Ich habe mich bisher lieber an älteren Mitspielerinnen orientiert, nicht an Leuten, zu denen ich keinen persönlichen Kontakt habe“, erzählt das Talent.

Spezi und ein perfekter Pokaltag

Sich selbst charakterisiert sie auf Nachfrage als „ehrgeizig und sehr einsatzbereit, ich versuche immer mein Bestes fürs Team zu geben. Dabei habe ich eine gute Spielübersicht und kann mich im Raum orientieren. Noch arbeiten muss ich auf jeden Fall an meinem Kopfballspiel“, gesteht die Berlinerin mit einem Schmunzeln, um dann etwas ernster hinzuzufügen: „Außerdem möchte ich insgesamt noch mehr Selbstbewusstsein in meinen Aktionen entwickeln.“ Zu mehr Zutrauen in sich selbst gibt es nach dem ersten halben Jahr und einigen erfreulichen Premieren durchaus Anlass. Ein Beispiel: Saelands erste Tore für das erste Team im Berlin-Pokal, als die Blau-Weißen Berolina Mitte auch dank ihres Doppelpacks mit 3:1 bezwangen. „Das war auf jeden Fall ein Highlight. Anschließend musste ich auch Spezi mitbringen, weil es mein erstes Tor war“, lacht die Herthanerin. Ein weiterer Höhepunkt war für die 17-Jährige ihr Debüt gegen den ATS Buntentor im DFB-Pokal inklusive deutlichem Sieg und Weiterkommen: „Ein perfekter Tag!“

Nora Giannori herzt Sari Saeland.

Perfekt ist für unsere Nummer 14 auch die allgemeine aktuelle Konstellation, beim Sport-Club unserer Stadt zu spielen. „Ich darf meine Heimat repräsentieren, liebe Berlin und möchte auch möglichst lange in der Stadt bleiben. Und Hertha ist einfach DER große Verein, gerade wenn man von der kleinen Hertha (03 Zehlendorf, Anm. d. Red.), kommt. Auch die Rahmenbedingungen werden für uns immer besser, alles wird nach und nach größer und professioneller, das merken wir Spielerinnen auch.“ Eine Entwicklung, die ihren Teil zur gelungenen Hinserie beigetragen hat, von der Sari „viele positive Momente“ in Erinnerung geblieben sind. „Als Team haben wir noch besser zusammengefunden, auch durch längere gemeinsame Fahrten. Fußballerisch sind wir schon weiter und es läuft besser, als wir vielleicht selbst gedacht haben“, fasst die Kickerin zusammen und ergänzt mit einem Schmunzeln: „Natürlich gibt es noch einige Dinge, an denen wir noch arbeiten müssen, aber dafür ist ja dann die Rückserie da.“

Lehrreiche Reisen zum DFB – lobende Worte vom Coach

Wer der Herthanerin zuhört, spürt den Eifer, permanent besser werden zu wollen. Zu diesem Hunger hat sicherlich auch die Erfahrung beigetragen, zwei Mal für DFB-Teams aufgelaufen zu sein. Sowohl für die U16 als auch die U17 durfte Saeland bereits spielen. Erfahrungen, die sich eingebrannt haben. „Es macht stolz, unter den besten 30 Menschen eines Jahrganges zu sein – und man kann dabei so viel lernen, unter anderem durch den Kontakt mit Spielerinnen aus anderen Bundesländern. Ich habe mich darauf fokussiert, möglichst viele verschiedene Eindrücke mitzunehmen“, berichtet die Mittelfeldspielerin.

Umzusetzen gilt es diese Eindrücke dann in der Arbeit bei unserem Hauptstadtclub unter Coach Meister. Der hat für seinen Schützling lobende Worte parat. „Sari ist ein großes Talent, hat auch als Außenverteidigerin große Qualität und diese Position ja bereits in der Jugend und der Nationalmannschaft gespielt. Aus unserer Sicht ist sie fußballerisch aber so stark, dass sie auch im Zentrum jede Position spielen kann“, skizziert der Berliner ihr Profil und gibt Einblicke in die kommenden gemeinsamen Entwicklungsschritte. „Die Umstellung von Jugend- auf Frauenfußball und die Körperlichkeit hat sie schnell adaptiert und so früh ihre Einsätze bekommen, weil ihre Qualität herausragend ist. Wir möchten ihr jetzt dabei helfen, ihr Selbstvertrauen noch mehr zu entwickeln und alle ihre Fähigkeiten auch in den Pflichtspielen auf den Platz zu bringen. Dieser Transfer von Trainings- in Spielleistungen ist für viele junge Spielerinnen die größte Hürde, in unseren Einheiten agiert sie oft schon fehlerfrei. Sie macht es insgesamt herausragend und wir freuen uns schon darauf, wenn wir das Komplettpaket Sari auf den Platz bekommen. Dann wird sie uns, dann wird sie ganz Hertha große Freude bereiten!“ Spricht man die Juniorennationalspielerin auf Coach Meister an, ist zu spüren, dass diese Wertschätzung gegenseitig ist. „Er hat viel Empathie, das habe ich so vorher noch nicht erlebt. Man kann mit ihm über alles reden und bekommt von ihm wie auch dem gesamten Staff immer offenes Feedback, woran man als nächstes arbeiten kann“, untermauert Saeland.

Sari Saeland lässt eine Gegenspielerin stehen.

Arbeit am Abi – die Bundesliga als großer Traum

Apropos Lernen: Hier meistert Sari wie ihre Teamkolleginnen den Spagat zwischen Fußball und dem Ernst des Lebens, der in ihrem Fall die Arbeit am Abitur bedeutet. „Oft bleibe ich nach dem Unterricht zum Beispiel direkt hier, da es nur noch zwei Stunden bis zum Training sind und es sich dann nicht mehr lohnt, nach Hause zu fahren. Die Poelchau-Schule macht mir das Ganze aber in vielerlei Hinsicht leichter“, erzählt Saeland. Anschließend soll es dann an die Uni gehen. „Studieren ist mein Ziel, aber ich weiß noch nicht genau, welcher Studiengang es werden soll“, verrät die Blau-Weiße. Fest steht hingegen der größte sportliche Traum: „Profifußballerin zu werden – am liebsten in der ersten Bundesliga!“, antwortet die 17-Jährige wie aus der Pistole geschossen. Und wie sehen die kurzfristigeren Ziele für die zweite Halbserie mit unseren 1. Frauen aus? „Mit dem Team möchte ich möglichst viele Spiele gewinnen, in der Liga unter den ersten Drei landen und das Endspiel im Berlin-Pokal erreichen. Persönlich möchte ich so oft wie möglich Leistungen abrufen, mit denen ich zufrieden sein kann, und mir eine stabilere Position im Kader erarbeiten.“ Schritt für Schritt will die ambitionierte Aufsteigerin so ihren Träumen näherkommen.

von Konstantin Keller