Elfie Wellhausen bejubelt ein Tor.
Frauen | 15. November 2024, 17:50 Uhr

Elfie, die Neunerin

Ihr natürliches Habitat? Der Strafraum. Ihre charakteristischste Eigenschaft? Der Torhunger. Elfie Wellhausen zählt ohne Zweifel zur besonderen Spezies der Mittelstürmerinnen. Den perfekten Beweis dafür lieferte die Herthanerin Anfang November, als unsere 1. Frauen den F.C. Hansa Rostock mit 12:0 bezwangen und damit den höchsten Ligasieg der noch jungen Historie feierten. Auf Wellhausens Konto gingen an jenem Nachmittag wahnsinnige sechs Treffer, die zudem einen persönlichen Rekord bedeuteten. Insgesamt steht die 18-Jährige wettbewerbsübergreifend in der laufenden Saison bereits bei 19 Erfolgserlebnissen, für die sie gerade einmal zehn Einsätze benötigte. Das entspricht einem Schnitt von 1,9 Toren pro Partie.

Schon jetzt besser als in der vergangenen Spielzeit

Irre Zahlen, die die Angreiferin im Gespräch mit Redakteur Erik Schmidt wie folgt erklärt: „Wir spielen als Team megagut zusammen und ich bekomme genau die Bälle, die ich brauche. Ich muss meist nur an der richtigen Stelle stehen.“ Wenn tatsächlich nicht mehr dazu gehören würde, hätte unsere Blau-Weiße in der Torjägerinnenliste der Regionalliga Nordost wohl kaum schon sieben Treffer mehr als ihre ärgsten Verfolgerinnen. „Wir sind sehr glücklich mit Elfies Entwicklung, in die sie eine Menge investiert. Sie arbeitet hart und hat sich in vielen Bereichen verbessert, speziell mit Blick auf die Effektivität. Außerdem glaubt sie an den Weg, den wir ihr aufzeigen. Dieses gegenseitige Vertrauen ist die Basis und macht uns stolz“, sagt Chefcoach Manuel Meister über seine Offensivkraft, der sieben Punktspiele für 17 Tore reichten. „Ich hatte mir vorgenommen, mehr Treffer als vergangene Saison zu erzielen. Das habe ich jetzt schon geschafft“, stellt die Berlinerin zufrieden fest. In der Spielzeit 2023/24 brachte es Wellhausen auf 16 Erfolgserlebnisse in 22 Ligabegegnungen. Ebenfalls ein alles andere als gewöhnlicher Wert – zumal in ihrer allerersten Saison im Frauenbereich. „Im Vergleich dazu habe ich nun nochmal an Routine und Selbstvertrauen hinzugewonnen“, verrät die Mittelstürmerin.

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Ohne die Weiterentwicklung des gesamten Teams wäre ich definitiv nicht auf diese Trefferanzahl gekommen. Wir stehen als Einheit richtig gut zusammen: Jede gönnt der anderen alles und möchte nur das Beste für die Gruppe.
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-Elfie Wellhausen

Elfie Wellhausen holt zum Schuss aus.
Das Tor im Visier: Der Abschluss zählt zu den absoluten Stärken unserer Angreiferin.

Rückennummer: Neymar & Namensrecht

Die zurückliegende Sommerpause nutzten unsere Herthanerin und ihre Teamkolleginnen, um individuell an Basics wie Ausdauer und Kraft zu arbeiten. Darüber hinaus legte Wellhausen auch regelmäßig Extraschichten ein. „Das Trainergespann unterstützt uns dabei extrem und gibt wichtige Tipps. Außerdem haben die positionsspezifischen Übungen in der Vorbereitung geholfen“, so Wellhausen, die immer wieder auch den Gemeinschaftsgedanken hervorhebt: „Ohne die Weiterentwicklung des gesamten Teams wäre ich definitiv nicht auf diese Trefferanzahl gekommen. Wir stehen als Einheit richtig gut zusammen: Jede gönnt der anderen alles und möchte nur das Beste für die Gruppe.“ Die Aufgabe der 18-Jährigen in diesem Gefüge lässt sich recht einfach zusammenfassen: Knipsen, wie es sich für eine klassische Neun gehört. Denn eine solche verkörpert Wellhausen – und das, obwohl sie viel lieber die Nummer 11 auf dem Rücken trägt. Was einst mit der Begeisterung für Neymar begann, resultierte in einer bis in die Gegenwart anhaltende Verbundenheit. Diese fußt obendrein auf einer anderen Tatsache, wie eine Anekdote aus der C-Jugend belegt. „Damals spielte ich noch bei den Jungs und gleich mehrere Teamkollegen wollten die 11. Da meinte mein Trainer zu mir: ‚Du musst dir keine Sorgen machen, du hast Namensrecht.‘“

Ronja Borchmeyer, Elfie Wellhausen und Svenja Poock applaudieren den Fans.

Aus dem Mittelfeldzentrum in die Sturmspitze

Die typische Gier einer Neun nach persönlichen Erfolgserlebnissen erfährt durch die „verkehrte“ Rückennummer keinen Abbruch. Im Gegenteil. „Tore sind mir wichtig. Daran messe ich mich als Stürmerin. Wenn ich gut spiele, aber nicht treffe, bin ich nicht komplett zufrieden. Solange wir aber gewinnen, freue ich mich natürlich trotzdem“, betont Wellhausen, die als Nachwuchsakteurin zunächst im Mittelfeldzentrum aufgelaufen war, aufgrund ihrer Größe aber irgendwann in vorderster Front landete. Auf jener Position fühlt sich die Herthanerin auch nach wie vor am wohlsten. Denn: „Meine Stärke ist das Toreschießen“, unterstreicht die Herthanerin. Mit dieser Fähigkeit ebnet die Angreiferin ihrer Auswahl auch wieder und wieder den Weg zu Zählbarem. Bereits fünf Mal besorgte Wellhausen seit Saisonstart den ersten blau-weißen Treffer in einer Partie. „An sich freue ich mich über jedes Tor, aber wichtige Treffer fühlen sich noch besser an“, beschreibt die Mittelstürmerin den Moment, wenn der Ball im Netz einschlägt. Vergebene Chancen versucht sie hingegen so schnell wie möglich abzuhaken. Nur selten kommt es vor, dass sich die Berlinerin dabei erwischt, wie sie entsprechende Situationen weit nach dem Abpfiff geistig noch einmal Revue passieren lässt.

Elfie Wellhausen im Zweikampf mit Svenja Huth vom VfL Wolfsburg.

Besonderes Duell mit dem VfL

So geschehen nach dem Aufeinandertreffen im DFB-Pokal mit dem VfL Wolfsburg. „Ich habe meine Möglichkeit aus der Anfangsphase im Anschluss auf Video gesehen. Vor den ganzen Fans und beim Stand von 0:0 wäre die Euphorie in diesem Moment wahrscheinlich unbeschreiblich gewesen. Dieses Gefühl verpasst zu haben, hat mich beschäftigt. Ich kann mir allerdings nicht viel vorwerfen, die Torhüterin hat einfach stark gehalten“, gibt Wellhausen zu und fügt schmunzelnd an: „Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr.“ Eine neuerliche Qualifikation für den Cup-Wettbewerb zählt zu den Zielen unserer 1. Frauen. Das Heimspiel gegen den mehrfachen deutschen Meister bescherte unseren Mädels schließlich spannende Eindrücke. „Jeder Pass und jede Annahme war perfekt, außerdem haben mich die Souveränität und Athletik der Wolfsburgerinnen beeindruckt. Es besteht schon noch ein gewisser Unterschied“, erklärt unsere Rückennummer 11, für die die Highlights dieses Jahres damit aber noch nicht endeten.

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Wichtig wird sein, niemals nachzulassen und den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Dann sind wir gespannt, wo dieser noch hinführt. Von uns wird sie immer die maximale Unterstützung und das volle Vertrauen erhalten.
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-Manuel Meister

Ronja Borchmeyer und Elfie Wellhausen beim DFB-Lehrgang.
Zwei Herthanerinnen beim DFB: Ronja Borchmeyer & Elfie Wellhausen nahmen an einem U19-Lehrgang teil.

U19-Auswahl im Blick, Topspiel vor der Brust 

So weilte Wellhausen zuletzt gemeinsam mit Teamkollegin Ronja Borchmeyer bei einem Perspektivlehrgang des DFB in Frankfurt. Neben mehreren Übungseinheiten stand auch ein interner Leistungsvergleich auf dem Programm. „Das Niveau und die Intensität waren richtig gut. Es hat viel Spaß gemacht, ich konnte einiges für mich mitnehmen. Außerdem war der Campus sehr beeindruckend, die A-Nationalmannschaft der Männer haben wir dort auch gesehen“, berichtet die Herthanerin, die zur Belohnung eine Nominierung auf Abruf für die kommenden EM-Qualifikationspaarungen der U19 gegen den Kosovo, Griechenland und Dänemark erhielt. Mit unserem Hauptstadtclub folgt am Samstag (16.11.24, 14:00 Uhr) das Derby und Topspiel beim FC Viktoria 1889. Die Stadtnachbarinnen, die bislang noch keinen einzigen Punkt abgegeben haben, stehen in der Tabelle einen Platz und drei Zähler besser als unsere Mädels da. „Wir wollen sie mit unserem Fußball vor Probleme stellen. Wir müssen einfach spielen wie zuletzt, denn wir sind gut im Flow“, richtet Wellhausen den Blick auf die anstehende Herausforderung. Die Aufgabe hat es vor allem für sie als Offensivakteurin in sich – immerhin kassierten die Himmelblauen erst drei Gegentreffer. „Diese gute Defensive ist eine zusätzliche Motivation. Mir ist bewusst, dass es nicht so viele Chancen geben wird. Umso besser muss ich auf die vorbereitet sein.“ Ganz unabhängig vom Ausgang verschaffen genau solche Ereignisse der 18-Jährigen entscheidende Erfahrungen. „Wichtig wird sein, niemals nachzulassen und den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Dann sind wir gespannt, wo dieser noch hinführt. Von uns wird sie immer die maximale Unterstützung und das volle Vertrauen erhalten“, sagt Meister über seine Spielerin mit der Rückennummer 11: Elfie, die Neunerin.

von Erik Schmidt