Márton Dárdai wirft einen Dartpfeil.
Profis | 10. Oktober 2024, 13:54 Uhr

Pfeile und Ziele

Wer Márton Dárdai beim Dartsspiel beobachtet, kann dabei mit ein wenig Fantasie auch den Profifußballer wiedererkennen. Wir haben den Verteidiger im DartsPool in Spandau getroffen, um ihn bei einer seiner liebsten Freizeitbeschäftigungen zu begleiten. Ruhig und überlegt befördert der 22-Jährige die Pfeile in Richtung Ziel und liefert sich mit dem befreundeten ehemaligen Profi Ioannis ‚Ianni‘ Selachoglou ein spannendes Duell. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen seinem Hobby und seinem Beruf? „Darts kenne ich auf Profiniveau ja nur als Zuschauer“, schmunzelt unser Eigengewächs, als ihn unser Redakteur Konstantin Keller auf Parallelen zwischen beiden Sportarten anspricht. „Ich denke, dass bei beiden Sportarten die mentalen Anforderungen sehr hoch sind, auch durch die vielen Fans vor Ort. Das ist aus meiner Sicht die größte Gemeinsamkeit.“ Was ihm als Fan besonders gut am Darts gefällt: „Die Begeisterung, die Walk-Ins und wie die Fans in der Halle abgehen – das fasziniert mich einfach und es macht Spaß, dabei zuzuschauen!“

Rückspiel gegen Martin Schindler? „Finden bestimmt einen Termin“

Wann er zum ersten Mal selbst die Pfeile geworfen hat, weiß unser Akademie-Absolvent nicht mehr genau – doch eine Erinnerung ist ihm noch präsent. „Ich kann mich noch erinnern, dass es auf einem elektronischen Board war, was ich eigentlich gar nicht so mag. Das Gefühl und das Geräusch, wenn der Pfeil trifft – das fühlt sich bei einer richtigen Scheibe einfach echter an“, erzählt der Herthaner, dem im Hintergrund Martin ‚The Wall‘ Schindler von einem Plakat aus beim Werfen zuschaut. Mit dem Hertha-Fan hatte sich Márton bereits im März dieses Jahres gemessen, als Schindler unsere Geschäftsstelle besuchte – der Profi wurde seiner Favoritenrolle dabei gerecht. Wann gibt es ein Rückspiel? „Sobald wir beide mal Zeit haben, finden wir bestimmt einen Termin. Dann werden wir unsere Revanche spielen“, sagt unsere Nummer 31 mit einem Augenzwinkern.

Martin Schindler auf einem Plakat.

Fußball bleibt für unseren Abwehrmann bei allem Spaß am Hobby aber dennoch die Nummer 1, „weil es nochmal mehr Spaß macht! Ich kenne nichts anderes, bin so aufgewachsen und eben auch beim richtigen Verein“, wie er lächelnd erklärt. Für das Rematch mit Schindler werden beide sicherlich trotzdem eine Gelegenheit finden – schließlich trägt der Linksfuß, der erst vor kurzem seinen Vertrag bei Hertha BSC verlängert hat, auch in Zukunft das blau-weiße Trikot. „Ich fühle mich einfach sehr wohl, bin hier zu Hause. Mein Vertrag wäre ausgelaufen und ich wollte dem Verein an dieser Stelle den Druck nehmen. Außerdem ging es auch darum, ein Zeichen zu setzen: Dass ich Berliner bin und den Berliner Weg mitgehen möchte“, verrät der nun bis 2028 gebundene Profi.

Auf dem Weg zu 100 Pflichtspielen in Blau-Weiß

Über 80 Pflichtspiele hat Márton bereits mit unserer Fahne auf der Brust bestritten, die Marke 100 rückt näher. Zahlen, die der 1,88-Meter-Mann zur Kenntnis nimmt – mehr nicht. „Veränderungen spüre ich dadurch eigentlich nicht. Es wartet von Woche zu Woche ein anderes Spiel, ein neues Gefühl auf dem Platz. Ich bin niemand, der groß zurückschaut“, sagt er. Dass es für ihn nach wie vor etwas Besonderes ist, für unseren Verein aufzulaufen, spürt man dennoch. „Ich spiele bei Hertha, seit ich zehn Jahre alt bin. Vorher war ich schon immer im Stadion. Ich lebe diesen Weg und freue mich, wenn unsere Fans das zu schätzen wissen“, bekennt der Abwehrspieler.

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Ich spiele bei Hertha, seit ich zehn Jahre alt bin. Vorher war ich schon immer im Stadion. Ich lebe diesen Weg und freue mich, wenn unsere Fans das zu schätzen wissen.
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-Márton Dárdai

Auf Vereinsebene trug der Verteidiger genau zwei Jerseys: Das des 1. FC Wilmersdorf und seit 2012 unser blau-weißes Trikot. Bei der Nationalmannschaft kommt seit März 2024 nach 25 U-Länderspielen für die Auswahlen des DFB der rote Dress der ungarischen A-Nationalmannschaft zum Einsatz. „Ich hatte immer im Hinterkopf, dass diese Entscheidung irgendwann fallen wird, und habe lange überlegt – auch vor dem Hintergrund der EM in Deutschland. Bei Ungarn hat man mir einfach ein gutes Gefühl gegeben und ich freue mich jetzt jedes Mal, wenn ich dort hinkomme“, erklärt der gebürtige Berliner, der mit seiner Entscheidung glücklich und dankbar für das bereits Erlebte ist: „Es ist eine sehr große Ehre, für die Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen. Aber ich habe Deutschland viel zu verdanken, auch durch die Erfahrungen in den Jugendnationalmannschaften. Trotzdem: Auch wenn wir in Berlin wohnen, lebt der größere Familienteil in Ungarn. Mein Vater hat bereits für die Nationalmannschaft gespielt, jetzt hatte ich einen Lehrgang mit meinem großen Bruder (Palkó, Anm. d. Red.). Dadurch ist es auch ein familiäres Gefühl!“ Aktuell sind die beiden Dárdais erneut gemeinsam mit den Magyaren unterwegs.

Gute Erfahrungen & große Ziele

Ein besonderes Gefühl war auch die EM in Deutschland, bei der Márton in allen drei Vorrundenbegegnungen zum Einsatz kam. „Es war eine richtig gute Erfahrung, ein solches Turnier gespielt zu haben. Für uns als Team lief es natürlich etwas unglücklich, wir mussten durch die sportliche Konstellation bis zum letzten Tag abwarten, ob wir weiterkommen. Auch, wenn das leider nicht geklappt hat, konnte ich viele Dinge mitnehmen. Beim nächsten Mal wollen wir es dann noch besser machen“, blickt Ungarns Nummer 4 zurück. Das nächste große Turnier ist die Weltmeisterschaft 2026 in Kanada, Mexiko und den USA. „Wir wollen uns unbedingt für diese WM qualifizieren, nachdem das Ungarn so lange nicht mehr gelungen ist“, unterstreicht der Defensivspezialist.

Márton Dárdai im Dartgeschäft.

Das nächste große Ziel mit der Nationalelf ist also klar. Wie sollen die kommenden Schritte bei unserem Hauptstadtclub aussehen? „Ich möchte mehr Führungsqualitäten entwickeln, mich noch stärker einbringen und so eine wichtige Rolle spielen. Gleichzeitig will ich mich auch noch individuell verbessern und dabei unsere gemeinsamen Ziele verfolgen“, skizziert der Nationalspieler. Gemeinsame Ziele intensivieren die Verbundenheit unter allen Blau-Weißen, die weiterhin immer stärker wird. Dem Herthaner ist das natürlich nicht entgangen, ebenso wenig seinem Umfeld. „Ich bin auch von Leuten außerhalb Berlins schon darauf angesprochen worden, was für Wahnsinnsfans wir haben“, erzählt Márton. „Es passiert etwas, es gibt eine Entwicklung – jetzt liegt es an uns, das auf den Platz zu bekommen und unsere Fans stolz zu machen. Wir wollen so schnell es geht in die erste Liga zurück!“

von Konstantin Keller