![Jón Dagur Thorsteinsson im Profil.](https://content.herthabsc.com/site/binaries/_bsc_1725030151651/content/gallery/news/citypress_thorsteinsson-interview-artikel-2425.jpg)
„Eyjólfur hat mir eine Nachricht geschrieben“
Es lief die 12. Spielminute, als Jón Dagur Thorsteinsson beim Duell zwischen England und Island im ruhmreichen Wembley-Stadion den Ball auf der linken Seite in den Fuß bekam. Dem 25-Jährigen, der am Dienstag einen Vertrag bei unserer Alten Dame unterschrieben hat, stellte sich an der Strafraumgrenze in der Folge niemand Geringeres als John Stones gegenüber. Seines Zeichens Gewinner der UEFA Champions League. Kein Problem für unseren Neuzugang, der im Vollspeed vorbei am Verteidiger von Manchester City nach innen zog und mit seinem trockenen Abschluss ins kurze Eck zum einzigen Treffer des Abends vollendete. Die Skandinavier hatten es also erneut geschafft und wie schon bei der UEFA EURO 2016 den großen Favoriten aus dem Mutterland des Fußballs geschlagen. „Es hat sich großartig angefühlt, dort zu gewinnen“, verrät der Außenbahnspieler, der in der Jugend einige Zeit für den FC Fulham aufgelaufen war. Künftig will sich der gebürtige Reykjavíker, der von Oud-Heverlee Leuven in unsere Hauptstadt gewechselt ist und den Frau sowie Tochter begleiten, vor allem im Olympiastadion über Siege freuen. „Ich kann es kaum erwarten, darin vor Fans und für diesen großen Club aufzulaufen“, sagt der Rechtsfuß. Im Einstandsinterview sprach Thorsteinsson mit Redakteur Erik Schmidt außerdem über eine Nachricht von Vereinslegende und Landsmann Eyjólfur ‚Jolly‘ Sverrisson, Torjubel und Spitznamen.
Jón, noch einmal herzlich willkommen in Berlin! Die ersten Tage und Trainingseinheiten liegen hinter dir. Welche Eindrücke hast du schon sammeln können?
Thorsteinsson: Sehr, sehr gute – von den Teamkollegen, von den Coaches, vom gesamten Club. Wie erwartet haben alle Spieler hohe Qualität, das wirkt sich natürlich auch auf das Training insgesamt aus. Und auch das Wetter ist sehr beeindruckend (lacht). Alles in allem bin ich sehr glücklich, hier zu sein. Nun freue ich mich auf die nächsten Wochen und Monate.
Welche Gründe waren für dich ausschlaggebend, zu unserem Hauptstadtclub zu kommen?
Thorsteinsson: Ich habe schon früher viel über Hertha gehört. Es ist ein riesiger Verein, den man nicht nur in meiner Heimat, sondern auf der ganzen Welt kennt. Deswegen musste ich über einen Wechsel in dieser Phase meiner Karriere nicht lange nachdenken!
[>]Er ist nicht nur ein sehr lustiger und ehrlicher Typ, sondern auch ein richtig guter Trainer. Dank seiner Hilfe habe ich den Sprung von der U21 zur A-Auswahl geschafft.[<]
![Jón Dagur Thorsteinsson beim Training im Zweikampf mit Jonjoe Kenny.](https://content.herthabsc.com/site/binaries/_bsc_1724924509346/content/gallery/citypress_jon-dagur-thorsteinsson-erstes-training-zweikampf_2425_.jpg)
Du bist nach Eyjólfur Sverrisson der zweite Isländer bei Hertha BSC. Ist dir bewusst, dass ‚Jolly‘ eine echte Vereinslegende ist?
Thorsteinsson: Auf jeden Fall! Ich habe seinen Namen seit meiner Ankunft schon sehr häufig gehört.
Wie gut kennst du ihn? Habt ihr euch über den bevorstehenden Transfer ausgetauscht?
Thorsteinsson: Eyjólfur war bei der isländischen U21-Nationalmannschaft mein Trainer, ich kenne ihn also ziemlich gut. Er ist nicht nur ein sehr lustiger und ehrlicher Typ, sondern auch ein richtig guter Trainer. Dank seiner Hilfe habe ich den Sprung von der U21 zur A-Auswahl geschafft. Zwar haben wir im Vorfeld nicht über den anstehenden Wechsel gesprochen, aber er hat mir dann anschließend eine Nachricht geschrieben und mich in der Hertha-Familie willkommen geheißen. Hoffentlich ergibt sich bald die Gelegenheit, mich noch einmal ausführlicher mit ihm über alles zu unterhalten.
![Jón Dagur Thorsteinsson lacht beim Interview.](https://content.herthabsc.com/site/binaries/_bsc_1724925313041/content/gallery/citypress_jon-dagur-thorsteinsson_interview-lachen_2425.jpg)
Du hast bereits in England, Dänemark und zuletzt Belgien Auslandserfahrungen gesammelt. Worauf freust du dich nun vor allem in Deutschland?
Thorsteinsson: Auf das Olympiastadion! Ich kann es kaum erwarten, darin vor Fans und für diesen großen Club aufzulaufen.
Was weißt du über die 2. Bundesliga? In Ísak Jóhannesson spielt beispielsweise ein Landsmann bei Fortuna Düsseldorf.
Thorsteinsson: Er ist ein enger Freund von mir – genau wie Hólmbert Aron Fridjónsson, der in der vergangenen Saison bei Holstein Kiel aufgelaufen war und jetzt für Preußen Münster spielt. Wegen der beiden habe ich tatsächlich sehr viele Spiele geschaut. Darüber hinaus haben sie mir ausführlich und ausschließlich Positives von der 2. Bundesliga erzählt. Daher weiß ich ganz genau, wie viele Fans zu den Spielen kommen und wie hoch das Level ist.
Drehen wir den Spieß um: Worauf können sich die Fans, allen voran die Herthanerinnen und Herthaner, freuen? Wie würdest du dich selbst als Spieler beschreiben?
Thorsteinsson: (überlegt) Die meiste Zeit in den vergangenen Jahren habe ich auf dem linken Flügel gespielt, obwohl ich auch durch die Mitte oder über die rechte Seite kommen kann. Meine größten Stärken liegen im Eins-gegen-eins, im Passspiel sowie in Abschlüssen aus der Distanz.
Du kamst bei Oud-Heverlee Leuven in 76 Einsätzen auf insgesamt 31 Scorerpunkte (20 Tore, 11 Vorlagen). Worüber freust du dich mehr – Treffer oder Assists? Und hast du einen speziellen Jubel?
Thorsteinsson: In Leuven war es meine Aufgabe, für Treffer und Assists zu sorgen – ich mag sowohl das eine als auch das andere (grinst). Es gibt auch tatsächlich einen Jubel, den ich schon seit ein paar Jahren mache: den DJ. Aber eigentlich möchte ich mir zeitnah etwas Neues überlegen (lacht).
[>]Ich habe keinen richtigen Spitznamen. In Island werde ich Jón Dagur genannt, sonst aber nur Jón oder Jónny.[<]
![Jón Dagur Thorsteinsson bejubelt einen Treffer im Länderspiel gegen England.](https://content.herthabsc.com/site/binaries/_bsc_1724925848705/content/gallery/imago_jon-dagur-thorsteinsson-island-jubel-stones-landerspiel_2324.jpg)
Unser Kapitän Toni Leistner hat wie du in der Jupiler Pro League gespielt. Wie gut kannst du dich an ihn erinnern? Gibt es sonst einen Spieler aus unserem Kader, der dir schon einmal über den Weg gelaufen ist?
Thorsteinsson: Ich kann mich gut an Toni erinnern, wir haben gegeneinander gespielt. Er ist ein starker Verteidiger und sehr erfahren. Es schadet mit Sicherheit nicht, künftig auf der gleichen Seite wie er zu stehen (schmunzelt). Mit der Nationalmannschaft bin ich zudem auch schon auf Smail getroffen. Darüber hinaus habe ich in der Vergangenheit ein paar Hertha-Spiele verfolgt – dadurch kenne ich auch einige der anderen Jungs.
Gutes Stichwort: Du standest schon in 37 Länderspielen auf dem Feld. Was bedeutet es dir, für dein Heimatland aufzulaufen?
Thorsteinsson: Alles! Es war immer mein Traum, für Island zu spielen. Partien wie die gegen England, im Wembley, sind natürlich etwas ganz Besonderes. Obendrein hat es sich großartig angefühlt, dort zu gewinnen.
Gestatte uns abschließend noch ein paar persönliche Fragen: Wie vertreibst du dir deine Freizeit am liebsten?
Thorsteinsson: Ich würde sagen, dass Golf ganz oben auf der Liste steht. Ich habe mich schon nach guten Plätzen erkundigt (lacht).
Unsere Fans waren schon sehr kreativ, haben dich beispielsweise auf Thor getauft. Hast du einen Spitznamen? Wie wirst du am liebsten genannt?
Thorsteinsson: Ich habe keinen richtigen Spitznamen. In Island werde ich Jón Dagur genannt, sonst aber nur Jon oder Jonny – englisch ausgesprochen.