Luca Schuler spricht im Trainingslager am Walchsee in einer Medienrunde.
Profis | 23. Juli 2024, 19:15 Uhr

„Wir sind auf einem guten Weg“

Lange Tage, harte körperliche Arbeit: Ein Trainingslager ist für einen Fußballprofi kein Zuckerschlecken. Doch Luca Schuler zählt zu den Akteuren, denen eine berufliche Ausbildung schon einen anderen Blick auf diese Abläufe beschert hat. „Klar ist das, was wir hier machen, auch fordernd – aber das ist trotzdem Spaß. Wenn ich bei Regenwetter auf dem Platz stehe und es richtig anstrengend ist, denke ich daran, wie ich während meiner Ausbildung bei gleichem Wetter auf einer Dachterrasse stand und dort aufräumen musste. Dieser Weg hat mich geerdet, mir gezeigt, was für ein Privileg es ist, Fußball spielen zu dürfen“, unterstreicht unser neuer Angreifer in einer Medienrunde, in der es natürlich auch um sportliche Inhalte ging. „Mit dem Mix aus Spielerischem und Aggressivität sind wir auf einem guten Weg. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir am Ende mit der Saison, die wir spielen werden, glücklich sind“, sagt die Nummer 18. Außerdem sprach Schuler mit den Journalistinnen und Journalisten über…

… seinen körperlichen Zustand:

Mir geht es gut, ich war ein wenig erkältet. Wir wollten auf Nummer sicher gehen, deshalb habe ich ein wenig pausiert. Klar ist das schade, gerade am Anfang – aber inzwischen geht es wieder bergauf und ich bin schon fast wieder bei einhundert Prozent. Insgesamt waren die ersten Tage hier sehr schön, ich fühle mich sehr wohl und die Mannschaft hat mich super aufgenommen. Bisher war es so, wie ich es mir erhofft und erwünscht habe.

… das bisherige Training:

Die Einheiten, die ich bisher mitmachen konnte, waren verdammt anstrengend. Der Coach hat ein strammes Programm, härter als das, was ich zuvor gewohnt war. Auch die Arbeit mit Henrik Kuchno ist intensiv. Aber es ist einfach schön, jetzt wieder bei der Mannschaft zu sein, auch wenn ich am Ende eines solchen Tages dann auch echt kaputt bin.

… Eindrücke vom Training unter Cristian Fiél:

Mit dem Mix aus Spielerischem und Aggressivität, aus klaren Aktionen nach vorne und spielerischen Lösungen sind wir auf einem guten Weg. Es fehlt noch ein bisschen was, aber da kommen wir noch hin, zumal wir noch Zeit haben.

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Unser Kader hat inzwischen zudem eine brutale Qualität, von jung bis alt, keiner fällt ab. Unser Trainer hat einen schwierigen Job!
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-Luca Schuler

… Gründe für den Wechsel und Eindrücke vom Team:

Hertha ist ein Riesenverein, es war ein Traum von mir, für einen Club mit solchen Möglichkeiten, solcher Strahlkraft und solchen Fans spielen zu dürfen. Als der Anruf kam, war ich Feuer und Flamme und habe gehofft, dass es klappt. Jetzt bin ich glücklich, hier zu sein! Die Mannschaft hat schon im vergangenen Jahr mit viel Power und Energie gespielt, auch das hat mich von dem Wechsel überzeugt. Alleine all die Flanken, die da in den Strafraum geflogen sind – davon habe ich in Magdeburg ehrlicherweise nur träumen können (grinst). Unser Kader hat inzwischen zudem auch eine brutale Qualität, von jung bis alt, keiner fällt ab. Unser Trainer hat einen schwierigen Job!

… die eigene Rolle und den Konkurrenzkampf:

Ich bin jemand, der sich schon immer gut mit den Kollegen im Sturm versteht. Ich sage bewusst Kollegen, nicht Konkurrenten. So komme ich zum Beispiel auch super mit Haris Tabaković klar und kann mir mit Sicherheit das eine oder andere von ihm abgucken. Er hat schließlich nicht umsonst so viel getroffen zuletzt! Ich bin nicht hergekommen, um mich nur auf die Bank zu setzen, gebe einfach Gas, um meinen Teil zum Erfolg der Mannschaft beizutragen und meine Qualitäten auf den Platz zu bringen. Und dann entscheidet der Trainer, wer und wie viele von uns spielen. Jeder muss das geben, was er kann – und dann ergibt sich der Rest.

… die eigene absolvierte Ausbildung zum Tischler:

Dieser Weg hat mich geerdet, mir gezeigt, was für ein Privileg es ist, Fußball spielen zu dürfen. Natürlich verdienen wir auch viel Geld, aber das Schönste ist doch, jeden Tag das zu tun, was man am liebsten macht. Ich weiß, wie es ist, um 6 Uhr aufzustehen und um 7 Uhr auf der Baustelle zu sein. Klar ist, das, was wir hier machen, auch fordernd – aber das ist keine Arbeit. Das ist trotzdem Spaß. Wenn ich bei Regenwetter auf dem Platz stehe und es richtig anstrengend ist, denke ich daran, wie ich während meiner Ausbildung bei gleichem Wetter auf einer Dachterrasse stand und dort aufräumen musste. Parallelen liegen darin, dass man in jedem Fall Ehrgeiz braucht, um im Beruf voranzukommen. Aber am Ende des Tages sind das ganz klar zwei Paar Schuhe.

Luca Schuler trainiert am Walchsee.

… sein frühes Bundesligadebüt auf Schalke 2020:

Damals hat mir noch einiges gefehlt: Das Körperliche vor allem. Es gibt einige Spieler, die schon mit 16, 17 mithalten können, andere brauchen wie ich mehr Erfahrung, ein paar zusätzliche Partien auf dem Buckel. Da haben mir der Wechsel nach Magdeburg und der Schritt von der dritten in die zweite Liga gutgetan. Inzwischen bin ich ein ganzes Stück weiter.

… sein starkes Spiel für den FCM gegen Hertha im September 2023:

Ich würde behaupten, dass das eine meiner drei stärksten Partien überhaupt war. Der Kontakt zu Hertha ist da aber noch nicht entstanden, vielleicht habe ich erstmals auf mich aufmerksam gemacht (schmunzelt). Ich erinnere mich unheimlich gerne an die beiden Spiele, stimmungstechnisch war das der Wahnsinn und hat unglaublich viel Spaß gemacht.

… die Eingewöhnung in Berlin:

Die frühe Klarheit hat auf jeden Fall geholfen, mich einzuleben. Ich habe mit meiner Freundin eine tolle Wohnung gefunden, wobei mir der Verein behilflich war. Jetzt sind wir fast fertig mit der Einrichtung und lernen die Gegend kennen, testen Restaurants und Cafés. Wir fühlen uns schon sehr wohl und haben gleichzeitig noch vieles zu entdecken.

… Erwartungen an die Saison:

Es wird schwierig, vielleicht noch schwieriger als vergangenes Jahr. Ich rechne damit, dass wieder jeder gegen jeden gewinnen kann. Viele Vereine wollen hoch, der eine oder andere sagt es vielleicht etwas lauter. Es wird dementsprechend auch Enttäuschungen geben. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass wir am Ende mit der Saison, die wir spielen werden, glücklich sind!

von Konstantin Keller