Florian Niederlechner und Toni Leistner essen Currywurst.
Profis | 19. Juni 2024, 14:00 Uhr

25 Fragen an Toni & Flo!

Die 90er-Jahre waren bunt, schrill, laut – mittendrin zwischen nervigen Tamagotchis, klobigen Buffalo-Plateauschuhen und angesagten Game Boys: Toni Leistner sowie Florian Niederlechner. Die beiden Herthaner, geboren im Jahr der deutschen Wiedervereinigung, traten in jener Dekade nicht nur erstmals gegen den Ball, sondern staunten über Walt-Disney-Klassiker auf den Kinoleinwänden oder die zahlreichen Boy- und Girlbands. Gemeinsam mit Redakteur Erik Schmidt hat das blau-weiße Duo an diese wunderbare Zeit zurückgedacht – stilecht bei einer Currywurst am Imbiss Olympische Brücke. Nach dem Genuss ging es um Kindheitshelden, Lieblingssongs und andere Erinnerungen.

1. 90er?
Leistner: Wohnen im Plattenbau.
Niederlechner: Die ganzen Hits, die ich nach wie vor am liebsten beim Autofahren höre.

2. Schönste Erinnerung?
Leistner: Im Nachhinein muss ich ehrlich sagen, dass ich die Schulzeit sehr cool fand. Alles war völlig beschwerdefrei.
Niederlechner: Auf gar keinen Fall die Schule (lacht). Im Fernsehen liefen früher viel bessere Sachen für Kinder als heute – ob die Kickers, Pokémon oder Dragon Ball Z.
Leistner: Ich war immer an der frischen Luft (grinst).
Niederlechner: Außerdem hat mir an der damaligen Zeit auch besser gefallen, dass man ohne Handy war. Ohne WhatsApp hat man einfach angerufen, wenn man etwas wollte. So haben wir uns beispielsweise für den Sportplatz verabredet. Ich konnte das komplette Telefonbuch auswendig, die Festnetznummer meines besten Freundes weiß ich immer noch.

3. Urlaubsziele?
Niederlechner: Für uns war Cluburlaub in der Türkei immer am coolsten.
Leistner: Wir waren so richtige Ossis und viel am FKK-Strand (grinst).
Niederlechner: (lacht laut)
Leistner: Ob in Ungarn, Kroatien oder Frankreich – gefühlt immer FKK.
Niederlechner: Du auch?
Leistner: Ich auch, ja (schmunzelt).

Florian Niederlechner fasst sich an den Hals.
Konnte sich in den 90ern unzählige Telefonnummern merken: Florian Niederlechner.

4. Schultüte?
Niederlechner: Voller Bälle. Das weiß ich noch, als wäre es gestern gewesen.
Leistner: Da habe ich gar keinen Plan mehr. Bestimmt blau. In der Schultüte waren auf jeden Fall andere Sachen, als sie meine Tochter bekommen hat (grinst). Bei mir gab es nur Süßigkeiten, vielleicht noch ein paar Stifte.

5. Erster Schulranzen?
Leistner: Hässlich wie die Nacht. Die waren ja so steif und eckig damals.
Niederlechner: Ja, stimmt. Meiner hatte verschiedene Tiere drauf.
Leistner: Außerdem hatte meiner einen neongelben Rahmen, der richtig weh tat.
Niederlechner: Waren es Delfine oder doch Bälle? Ich bin mir gerade nicht sicher. Können wir kurz den Telefonjoker einsetzen und unsere Mamas anrufen? Meine wüsste das (lacht).
Leistner: Ach, meine nicht. Jedenfalls waren noch schwarze und neongelbe Vierecke, Dreiecke und Trapeze abgebildet. Aber Hauptsache: stabil. Mit Ergonomie hatte das gar nichts zu tun.
Niederlechner: Und aus uns ist trotzdem etwas geworden (schmunzelt).

6. Schlimmste Modesünde?
Leistner: Diese Hosen mit Jeans- auf der einen und Cordstoff auf der anderen Seite.
Niederlechner: An die kann ich mich gar nicht erinnern.
Leistner: (googelt)
Niederlechner: Ahja, nehme ich auch (lacht).

7. Frisur?
Leistner: Als Kind hatte ich viele Haare und Locken (lächelt). Kann man sich nicht vorstellen, oder? Die sind erst ausgefallen, als ich so 18 Jahre alt war.
Niederlechner: Ich hatte immer kurz rasierte Haare.

8. Kindheitshelden?
Niederlechner: Gregor von den Kickers.
Leistner: Michael Ballack.

9. Lieblingsserie?
Niederlechner: Die Kickers waren und sind natürlich auf Platz 1.
Leistner: Ja, bei mir auch.
Niederlechner: Pokémon und Dragon Ball Z habe ich schon genannt – außerdem Digimon.
Leistner: Boah, die Gummibären habe ich noch viel geschaut.
Niederlechner: Ja, logisch. Hier kommen die Gummibären… (singt)
Leistner: Chip und Chap waren auch cool. Da hatte ich sogar ein Kuscheltier, das ich dann aber irgendwann mal irgendwo liegengelassen habe.

10. Pflichtprogramm im TV?
Leistner: Damals habe ich mich samstags auf Wetten, dass..? gefreut. Das waren besondere Abende. Obwohl ich nie bis zum Schluss schauen durfte, weil es immer zu lange ging.
Niederlechner: Ran. Früher habe ich meist auch nicht gewusst, wie die Spiele ausgegangen sind. Die Ergebnisse konnte man ja höchstens im Radio oder Videotext erfahren.

11. Lieblingsfilm?
Leistner: Zurück in die Zukunft.
Niederlechner: Ich habe gar keinen, glaube ich (überlegt). König der Löwen kann ich zumindest auswendig, den schaut auch mein Großer die ganze Zeit.
Leistner: Den hatte ich nur als Hörspiel.
Niederlechner: Und Free Willy. Kam mir jetzt gerade noch in den Sinn.

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Bis es dunkel wurde und ich nach Hause musste, habe ich Fußball gespielt. Anschließend habe ich mir die Kickers und so Zeug angeschaut.
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-Florian Niederlechner

Toni Leistner und Florian Niederlechner im Gespräch.
Kaum vorstellbar: Toni Leistner trug in den 90ern eine wilde Lockenpracht.

12. Lieblingssong?
Leistner: Ich habe eine ganze Liste auf dem Handy.
Niederlechner: Ich auch.
Leistner: Ohne zu schauen, würde mir da aber einfallen: I’m blue da ba dee da ba di… (singt)
Niederlechner: (stimmt ein)
Leistner: Eiffel 65 – geht immer.
Niederlechner: Es gibt einfach so viele. Teenage Dirtbag zum Beispiel. Oder Follow me von Uncle Kracker. Ist Dilemma von Nelly aus den 90ern?

13. Erste CD?
Niederlechner: Hieß das Demo? Nein, nein (denkt nach). Ich meine The Dome.
Leistner: Stimmt, da kam jedes Jahr eine neue raus.
Niederlechner: Und Bravo Hits.
Leistner: Bei mir waren es – wenn überhaupt – Hörspiele wie Die drei Fragezeichen.

14. Crush?
Niederlechner: Sandy und Vanessa von den No Angels.
Leistner: Ich war da international unterwegs – Britney Spears und Christina Aguilera fallen mir ein (schmunzelt).

15. Poster im Kinderzimmer?
Niederlechner: Alles, was es in der Bravo Sport gab. Die habe ich mir nur wegen der Poster gekauft. Hauptsächlich natürlich Spieler von 1860 München. Aber nur hinter der Tür.
Leistner: Mein Zimmer war mit Dortmund-Postern zugekleistert – also zumindest eine Wand. Aber einfach nur, weil mein Bruder Bayern-Fan war und ich immer etwas gegen ihn haben wollte. Damals gab es nun gerade diese Rivalität, deswegen habe ich mich für den BVB entschieden. Ansonsten noch ein paar Dynamo-Plakate.

16. Konsole?
Niederlechner: Super Nintendo. Und davor Sega.
Leistner: Ich bin ehrlich: Ich hatte keine Konsole. Wir haben höchstens mal am PC gezockt. Von meinen Eltern habe ich auch keinen Game Boy bekommen.
Niederlechner: Ich habe mir erst vor ein paar Jahren die Super Nintendo in Mini geholt – mit den ganz alten Spielen drauf (strahlt).

17. Videospiele?
Niederlechner: Immer Fußball.
Leistner: FIFA gegen meinen
Bruder.
Niederlechner: Und Donkey Kong. Asterix und Obelix habe ich auch gemocht.
Leistner: Später dann auch Call of Duty.

18. Freizeitbeschäftigungen neben Fußball?
Niederlechner: Ich habe den ganzen Tag Fußball gespielt.
Leistner: (ermahnend) Neben Fußball!
Niederlechner: Bis es dunkel wurde und ich nach Hause musste, habe ich Fußball gespielt. Anschließend habe ich mir die Kickers und so Zeug angeschaut.
Leistner: In der Platte hatten wir einen Innenhof, in dem wir viel Fußball gespielt, aber auch andere Wettkämpfe ausgetragen haben. Zum Beispiel Kirschkernweitspucken oder irgendetwas anderes Sinnloses. Nachdem wir in die dörfliche Region gezogen sind, war ich auch viel im Wald unterwegs und habe mit meinen Kumpels eigene Buden gebaut. Wir sind aber nie fertig geworden, weil wir immer direkt das nächste Projekt gestartet haben.

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Das waren Horrorzeiten. Von den Grätschen hatte ich dann teilweise Wunden, die wochenlang nachsuppten. Da musste meine Mutter ständig die Bettwäsche wechseln.
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-Toni Leistner

Zecke Neuendorf, Florian Niederlechner und Toni Leistner unterhalten sich.
Leistner & Niederlechner im Gespräch mit einem blau-weißen Akteur der 90er: Zecke Neuendorf.

19. Asche oder Asphalt?
Leistner: Schon viel auf Asche. Das waren Horrorzeiten. Von den Grätschen hatte ich dann teilweise Wunden, die wochenlang nachsuppten. Da musste meine Mutter ständig die Bettwäsche wechseln.
Niederlechner: Immer Rasen auf den Dorfplätzen in Bayern. Ich habe erst später auf roter Erde gespielt.

20. Eigene Vereine?
Niederlechner: Ich habe in den 90ern nur bei meinem Heimatverein, dem SV Hohenlinden, gespielt.
Leistner: Ich habe mit meinen Kumpels bei der SG Verkehrsbetriebe Dresden angefangen – aufgrund der Nähe zu unserer Grundschule.
Niederlechner: (lacht laut)
Leistner: Was ist denn?
Niederlechner: Verkehrsbetriebe? Sorry, dass ich das lustig finde.
Leistner: Wir hatten irgendwann ein Schulturnier, bei dem wir auch gegen Dynamo gespielt haben. Es gab zwar richtig auf den Sack – aber wir waren durch mich 1:0 in Führung gegangen und ich hatte eine ordentliche Leistung abgeliefert. Anschließend habe ich auch eine Anfrage von Dynamo bekommen. Ich bin aber trotzdem zum FC Dresden-Nord, der mittlerweile SC Borea Dresden heißt, gegangen. Dieser Wechsel ergab von der Entfernung viel mehr Sinn für mich. Dort habe ich dann meine ganze Jugend verbracht.

21. Erstes Trikot
Niederlechner: Piotr Nowak von Sechzig.
Leistner: Lars Ricken vom BVB.

22. Lieblingsspieler
Leistner: Da bin ich wieder bei Ballack. Ich war früher noch nicht so auf Verteidiger aus – die haben ja eh meist eher nur dazwischen gekloppt. Das hat sich später ein wenig verändert.
Niederlechner: Ballack war bei mir auch ganz weit oben. Ansonsten Francesco Totti. Ronaldo auch. Und Gabriel Batistuta. Später Benjamin Lauth.

23. Erstes Panini-Sammelalbum?
Niederlechner: Ich weiß nicht genau, wann es war, aber ich habe ganz viel gesammelt und getauscht. Dafür habe ich echt eine Menge Geld rausgeschmissen.
Leistner: So zur WM 1998. Mich hat das immer ein wenig enttäuscht, weil ich ganz viele Aufkleber doppelt hatte.

24. Hertha BSC?
Niederlechner: (grinst) Kann ich schnell googeln? Also ich kenne auf jeden Fall ein paar Spieler. Aber an viel mehr kann ich mich nicht erinnern. Preetz beispielsweise.
Leistner: Stimmt. Dárdai natürlich. Bei Ran habe ich natürlich auch Hertha-Spiele gesehen.
Niederlechner: (googelt)
Leistner: Dynamo und die entsprechenden Gegner habe ich aber intensiver verfolgt. Da war Hertha weit weg.
Niederlechner: (liest vor) Gábor Király, klar. Hendrik Herzog (grinst). Marko Rehmer sowieso. Zecke. Dariusz Wosz. Sebastian Deisler.
Leistner: Andy Thom, oder? Aber so richtig Bezug hatte ich einfach nicht. Würde ich das behaupten, wäre es eine Lüge.
Niederlechner: Nein, ich auch nicht. Ich war Sechziger durch und durch.

25. Andere Sportidole?
Niederlechner: Tommy Haas im Tennis. Jaromír Jágr im Eishockey. Sven Fischer und Frank Luck beim Biathlon.
Leistner: Schwierig. Wobei ich Tennis auch geschaut habe.

Beim abschließenden Heimspiel unserer Profis gegen Kaiserslautern, das ganz im Zeichen der 90er-Jahre stand, feierte auch unser legendäres Stadionmagazin „Wir Herthaner“ sein Comeback. Auch dieser Text erschien dort zuerst. Die Mehrzahl der gedruckten Exemplare ging bereits über die Ladentheken – doch wir haben noch eine geringe Stückzahl an Heften auf Lager, die ihr online sowie in allen Fanshops erstehen könnt. „Wir Herthaner“ kostet, passend zum Spieltagsaufhänger, 4 DM – also 2 Euro in heutiger Währung.

von Erik Schmidt