Marvin Wanitzek vom KSC beim Hinspiel im Olympiastadion.
Profis | 19. April 2024, 17:30 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Karlsruhe

Ein beliebtes Lied der Karlsruher Fans handelt von der Achterbahn, auf der sich der Anhängerinnen und Anhänger mit ihren Blau-Weißen befinden. Die Spielzeit 2023/24 liefert weiteres Futter für den Gesang. Im Hinrundenverlauf lagen die Blau-Weißen zwischenzeitlich auf Relegationsrang 16, stiegen im weiteren Verlauf der Spielzeit jedoch wie der so eng mit dem Traditionsverein verknüpfte Phönix aus der Asche in die obere Tabellenhälfte auf. „Wir drehen nicht durch, haben aber die absolute Leistungsbereitschaft und werden alles versuchen, um Hertha am Sonntag zu schlagen“, ordnet Trainer Christian Eichner die Ausgangslage ein. Auf die besondere Atmosphäre freut er sich – auf den Wettkampf natürlich auch. „Wir waren sehr freundschaftlich im Hinspiel“, sagt der Übungsleiter mit einem Schmunzeln im Hinblick auf die damalige Punkteteilung. „Während der 90 Minuten ist das aber kein Thema, da wollen beide Seiten gewinnen, dafür sind wir alle Profis genug.“ Vor dem mit Spannung erwarteten Duell in der Fächerstadt am Sonntag (21.04.24, 13:30 Uhr) hat herthabsc.com unsere Gastgeber noch einmal unter die Lupe genommen.

Die sportliche Situation: Im Gesamttableau liegen die Badener, die im DFB-Pokal in Runde 1 am Favoritenschreck Saarbrücken scheiterten, einen Platz und einen Punkt hinter unserer Alten Dame auf Rang 7. Unsere Freunde dürfen aber wie bereits angedeutet mit Fug und Recht als formstark bezeichnet werden. In der Rückrundentabelle stehen die Karlsruher auf Platz 3 und waren gerade im Wildpark zuletzt eine Macht. Dort siegte der KSC drei Mal in Serie und ist in 2024 zu Hause noch ungeschlagen. Die Kantersiege gegen Fürth (4:0) und Magdeburg (7:0) sorgten für besonderes Aufsehen, Coach Eichner blickt lieber auf das große Ganze. „Solche Ergebnisse wirken natürlich anders nach als Punkteteilungen. Wir tun aber gut daran, das alles insgesamt richtig einzuordnen“, sagt der Fußballlehrer. „Die Jungs haben insgesamt bisher einen super Job gemacht. Ich habe riesengroßen Spaß an der Arbeit mit dieser Mannschaft, die Tag für Tag bereit ist, ans Limit zu gehen!“

Die Karlsruher im Fokus: Spaß hatte Igor Matanović bei den Badenern insbesondere in der zweiten Saisonhälfte. Acht seiner zwölf Saisontore gelangen dem gebürtigen Hamburger im Rückrundenverlauf, die Nummer 9 ist aus der KSC-Formation aktuell kaum wegzudenken. Die Steigerung des Leihspielers ist auch dem Stammverein Eintracht Frankfurt nicht entgangen. In Hessen ist der Angreifer ab Sommer fest eingeplant. „Selbstverständlich werde ich bis dahin mein Bestes für meinen derzeitigen Club geben“, unterstreicht der kroatische U21-Nationalspieler. Ebenfalls auf Abschiedstournee befindet sich Lars Stindl – der Confed-Cup-Sieger von 2017 wird im Sommer seine Schuhe bei seinem Heimatverein an den Nagel hängen. „Für uns als Trainerteam war es ein großes Geschenk, mit einem Spieler wie Lars zusammenarbeiten zu dürfen. Es wird im Sommer ein ganz besonderer und emotionaler Moment für uns alle sein, wenn er seine große Karriere in Karlsruhe beenden wird“, sagt sein Coach. Auch für die Teamkollegen Daniel Brosinski und Jérôme Gondorf fällt im Sommer der Vorhang der Profikarrieren. Ein absoluter Eckpfeiler ist und bleibt Marvin Wanitzek. Der dienstälteste Profi im Kader ist hinter Torjäger Matanović zweitbester Scorer der Eichner-Elf (acht Tore, vier Assists). 

Florian Niederlechner trifft gegen den KSC zum 1:1.
Wichtig fürs Team, wichtig für ihn: Florian Niederlechner trifft im Hinspiel zum 1:1.

Das Hinrundenduell: Vier Tore, zwei auf jeder Seite, fielen in der Partie im Berliner Olympiastadion. Dabei drehten unsere Jungs beim 2:2 einen frühen Rückstand und waren nach der Führung nahe am dritten Tor – nach einem Standard gelang dem deutschen Meister von 1909 in der Schlussphase allerdings noch der Ausgleich. „Schade, dass wir den Sack bei unseren Chancen nicht zugemacht haben. Karlsruhe hat aber auch einen guten Ball gespielt, das muss man fairerweise sagen“, konstatierte Florian Niederlechner, der mit seinem Treffer zum 1:1 eine persönliche Durststrecke beendet hatte. „Das Tor war für mich sehr wichtig und eine kleine Erlösung, ich habe alles reingeworfen, um es zu erzielen.“ Doch nicht nur dieser Moment, sondern auch die Rahmenbedingungen des Kräftemessens hatten Spuren hinterlassen. „Ich habe selten so eine geile Stimmung erlebt. Die Fanfreundschaft war über 90 Minuten zu spüren“, berichtete unsere Nummer 7.

Die Meinung über unsere Elf: „Es kann für Bundesliga-Absteiger komplex sein, in dieser Liga Fuß zu fassen. Hertha ist das überragend gelungen“, befindet Eichner. „Natürlich gab es immer wieder Momente, wo ich den Club tabellarisch auf dem Pedal gesehen habe, dann aber auch Rückschläge kamen. Insgesamt haben sie dort einen super Mix aus jüngeren und erfahrenen Spielern.“ Was dem Karlsruher Coach besonders imponiert? „Die ganze Stadt, der ganze Club gehen diesen Berliner Weg mit, da muss man ihnen ein Kompliment machen“, lobt der 41-Jährige, der bei aller Verbundenheit ein enges Spiel erwartet. „Beide Seiten werden alles geben, um sportlich die Nase vorne zu haben!“

von Konstantin Keller