Jonjoe Kenny bejubelt sein erstes Tor für Hertha BSC.
Profis | 9. November 2023, 17:20 Uhr

„Auf die gute Woche weiter aufbauen“

Wer Jonjoe Kenny nur vom Beobachten der Partien unserer Alten Dame kennt, würde den Engländer beim Termin mit unseren Clubmedien vielleicht kaum wiedererkennen. Der fokussierte Arbeiter, der in der Kabine durchaus mit klaren Ansagen auffällt, produziert gemeinsam mit Teamkollege Deyovaisio Zeefuik einige lustige Momente für die blau-weißen Kanäle, ehe er gut gelaunt das Interview mit herthabsc.com beginnt. „Ich liebe es, gerade hier zu sein, habe großen Spaß am Fußball. Die Moral ist stark, alle verstehen sich untereinander. Wir haben Herthas Team wieder in den Zustand gebracht, in dem wir es gerne sehen möchten“, unterstreicht Kenny, der gegen Paderborn erstmals mit der Fahne auf der Brust traf. Wie unsere Spreeathener daran gegen den Karlsruher SC am Samstag (11.11.23, 20:30 Uhr, Tickets hier) anknüpfen und erneut einen Heimsieg einfahren können? „Aggressiv sein, offensiv denken und spielen und die Anweisungen des Trainerteams konsequent umsetzen, um auf die gute vergangene Woche weiter aufzubauen!“ Im Gespräch verrät unsere Nummer 16 außerdem, wie es zu seinem besonderen Torjubel kam und was das Miteinander in der Kabine auszeichnet – auch unter Konkurrenten.

herthabsc.com: Jonjoe, danke, dass du dir die Zeit nimmst. Ihr habt zuletzt zwei Mal als Mannschaft eine weiße Weste gewahrt, dabei seid ihr mit einer starken Leistung im Pokal weitergekommen und habt einen verdienten Punkt aus Rostock mitgebracht. Wie nimmst du die Entwicklung des Teams wahr, gerade aus deiner Sicht eines Verteidigers?
Kenny: Als recht gelungen, ich bin zufrieden mit unseren Vorstellungen. Hinten regelmäßiger die Null zu halten, ist wichtig für uns – und vorne haben wir eben Jungs, die Tore erzielen können. Diese Offensivstärke haben wir im Saisonverlauf bereits immer wieder bewiesen. Jetzt agieren wir gleichzeitig defensiv kompakter und kreieren trotzdem vorne unsere Chancen, das ist ein guter Fortschritt.

herthabsc.com: Das drückt sich auch in den Ergebnissen aus. Fünf der vergangenen acht Spiele habt ihr gewonnen. Viele Dinge scheinen sich in die richtige Richtung zu bewegen…
Kenny: … ich liebe es, gerade hier zu sein, habe großen Spaß am Fußball! Die Moral im Team ist stark, alle verstehen sich untereinander – das ist zum einen der Verdienst des Staff, der klasse arbeitet, aber auch der Spieler, die neu in die Gruppe gekommen sind und sich gut eingebracht haben. Wir haben das alle zusammen geschafft und Herthas Team wieder in den Zustand gebracht, in dem wir es gerne sehen möchten!

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Wir sind von Partie zu Partie besser geworden, auch, weil sich jeder einzelne Spieler nach und nach besser an diese toughe Liga gewöhnt hat.
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-Jonjoe Kenny

herthabsc.com: Der war zu Saisonbeginn so noch nicht gegeben. Wir alle erinnern uns noch an deine emotionale Kabinenansage in der zweiten Folge der Doku. Nach dem großen Umbruch habt ihr euch inzwischen nicht nur besser gefunden, sondern regelrecht in die Spielzeit hineingebissen. Woran machst du das fest? Lag es alleine am Faktor Zeit?
Kenny: Es gab im Sommer wirklich viel Bewegung im Kader, Spieler kamen, Spieler gingen, dazu schwebten Transfergerüchte herum. Das ist nie einfach, weder für die Mannschaft und die Spieler, noch für den Club insgesamt. Aber als das Transferfenster zu war und alle wussten, woran sie sind, haben sich die Dinge in die richtige Richtung entwickelt. Wir sind von Partie zu Partie besser geworden, auch, weil sich jeder einzelne Spieler nach und nach an diese toughe Liga gewöhnt hat. Man muss hier in jeder einzelnen Begegnung kämpfen und sich über 90 Minuten immer wieder in den vielen kleinen Duellen durchsetzen – nur so gewinnen wir dann als Team.

herthabsc.com: Lass uns über deine persönliche Entwicklung sprechen: Gegen Paderborn hast du dein erstes Tor mit unserer Fahne auf der Brust erzielt. Wolltest du den Abschluss genau so? Was ging dir durch den Kopf, als die Kugel im Netz einschlug?
Kenny: Ja! Es fühlte sich nach dem richtigen Moment an, um einfach mal zu schießen und ich bin sehr glücklich, dass der Ball reinging. Das war ein sehr stolzer Moment für mich, da ich so viel wie möglich für den Verein tun möchte, wenn ich auf dem Feld stehe. Dazu gehört eben auch, dass ich mich nach vorne einschalte und mal ein Tor beisteuere! Ich liebe es, Spiele zu gewinnen, das ist am Ende des Tages alles, worum es im Fußball geht, gerade in dieser Liga und unserer Situation.

Jonjoe Kenny bejubelt sein Tor gegen Paderborn
Der richtige Moment: Kenny feiert sein Premierentor im blau-weißen Trikot mit den Fans.

herthabsc.com: Nicht nur dein Tor, sondern auch dein Jubel sorgte für Aufsehen. Wir nehmen an, dass Jude Bellingham von dir inspiriert wurde…?
Kenny: (lacht) Ja, so muss es gewesen sein… nein, im Ernst, das war als Spaß gemeint. Ich hatte vorher noch mit Fabi (Fabian Reese, Anm. d. Red.) über ihn gesprochen, weil er uns einfach beeindruckt. Seine Entwicklung, und was er auf dem Rasen leistet, ist unglaublich. Für mich ist Jude aktuell einer der besten Spieler überhaupt. Nicht nur fußballerisch, auch, was seine Persönlichkeit angeht. Er hat alles – und den Mut, all das auf der größten Bühne auf die Probe zu stellen und zu zeigen.

herthabsc.com: Fabi ist nicht der einzige Teamkollege, mit dem du dich offenbar gut verstehst. Deyo ist mit dir zu diesem Termin gekommen und ihr habt nicht nur hier eine Menge Spaß zusammen – obwohl ihr ja direkte Konkurrenten seid. Wie erlebst du euer Miteinander?
Kenny: (schmunzelt) Ja, das ist lustig – wir haben uns aber eigentlich vom ersten Tag an gut verstanden, er ist ein offener Typ. Am Ende ist klar: Fußball ist Fußball, wir wollen beide spielen. Aber wir beide kontrollieren ja nur die eigene Leistung, versuchen in unserem Bereich unser Bestes und am Ende des Tages geht es sowieso darum, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind. Als Einzelner gewinnst du in diesem Spiel nichts, nur im Kollektiv, dementsprechend müssen wir zusammenhalten!

Deyo Zeefuik und Jonjoe Kenny bejubeln ein Tor gegen Mainz.
Gutes kollegiales Verhältnis: Zuletzt standen Kenny und Zeefuik erfolgreich zusammen auf dem Feld.

herthabsc.com: Zuletzt habt ihr ja auch gut gemeinsam in der Defensive funktioniert. Was zeichnet euer Zusammenspiel aus? Ist das ein Modell mit Zukunft?
Kenny: Wir sind uns in einigen Dingen sehr ähnlich, haben großen Siegeswillen, lieben es, zu verteidigen, uns in Zweikämpfe zu werfen und aggressiv Bälle zurückzuerobern. Es ist wichtig für einen Spieler, die Dinge zu erkennen, die man dem Team geben kann und dann hart daran zu arbeiten, in diesen Bereichen immer besser zu werden. Das trifft aus meiner Sicht auf uns beide zu. Ob wir beide weiter zusammenspielen sollten? Solche Überlegungen überlasse ich lieber dem Coach (grinst).

herthabsc.com: Pál Dárdai wird sich auch schon Gedanken über das kommende Kräftemessen machen. In dem empfangt ihr den Karlsruher SC. Bevor wir übers Sportliche sprechen – weißt du schon, dass euch durch die Freundschaft zwischen den Fans beider Vereine eine ganz besondere Atmosphäre erwartet?
Kenny: Das wusste ich tatsächlich noch nicht! Ich hatte zuletzt nur mitbekommen, dass das Verhältnis zum vergangenen Gegner nicht so gut ist, aber dann bin ich umso gespannter auf den Samstagabend. Klar ist aber auch: Das ist ein Spiel, das wir gewinnen wollen. Zu Hause, unter Flutlicht im Olympiastadion – besser geht es aus meiner Sicht kaum.

herthabsc.com: Du sprichst es schon an, der Heimsieg ist das klare Ziel – wie müsst ihr die Begegnung angehen, um die drei Punkte an der Spree zu behalten?
Kenny: Jede Mannschaft in dieser engen Liga hat ihre Stärken und eine gewisse Qualität. Für uns wird es vor allem darum gehen, uns auf das zu fokussieren, was wir beeinflussen können. Das heißt: Aggressiv sein, offensiv denken und spielen und die Anweisungen des Trainerteams konsequent umsetzen, um auf die gute vergangene Woche weiter aufzubauen!

von Konstantin Keller