Andreas Bouchalakis sitzt lächelnd im Hertha-Trikot in der Traumfabrik.
Profis | 31. August 2023, 16:59 Uhr

„Dieser Club hat viel Kraft!“

Als Andreas Bouchalakis sein Onboarding in der vereinseigenen Traumfabrik bekommt, ist schnell zu spüren, dass unser Neuzugang viel Lust auf seine Aufgabe bei Hertha BSC hat. Im Anschluss an das abgespielte Video, dass der Grieche aufmerksam verfolgt hat, bleibt beim Mittelfeldspieler und seiner Partnerin nur eine Frage offen: Was genau bedeutet das darin genannte „Ha Ho He“? Sportdirektor Benjamin Weber kann darüber schnell aufklären und als Beobachter sieht man direkt, dass das Kopfkino anspringt und unsere neue Nummer 5 sich schon freut, den traditionellen Schlachtruf zum ersten Mal selbst zu hören. „Ich habe die deutschen Ligen immer genau im Blick gehabt. Hertha ist einer der traditionsreichsten Clubs in Deutschland, spielt in einem großen Stadion mit toller Atmosphäre – das sah für mich nach dem richtigen Verein aus, um dort den Schritt in ein großes Fußballland zu machen. Dieser Club hat gute Voraussetzungen – und viel Kraft“, unterstreicht Bouchalakis. Über Ziele, sein Vorhaben Verantwortung zu übernehmen und seine Vorliebe für gutes Essen spricht der 30-Jährige mit herthabsc.com im ausführlichen ersten Interview als Blau-Weißer.

herthabsc.com: Auch von uns noch einmal Ha Ho He und herzlich willkommen, Andreas! Du hast gesagt, dass es immer ein Traum von dir war, einmal für einen Traditionsclub wie Hertha BSC in Deutschland zu spielen. Kannst du uns zum Einstieg verraten, was dich besonders überzeugt hat, dich unserer Alten Dame anzuschließen?
Bouchalakis: Danke! Ich schaue generell viel Fußball, und seit ich auf höherem Niveau spiele, habe ich die deutschen Ligen immer genau im Blick gehabt. Hertha ist einer der traditionsreichsten Clubs in Deutschland, spielt in einem großen Stadion mit toller Atmosphäre – das sah für mich nach dem richtigen Verein aus, um dort den Schritt in ein großes Fußballland zu machen. Klar, aktuell heißt die Realität zweite Liga. Ich habe aber das Gefühl, dass ich hier gebraucht werde und dabei helfen kann, gemeinsam gute Dinge zu erreichen! Der Aufstieg ist ein großes Ziel. Wenn uns das gelingen sollte, können wir mit der Power der Fans und des ganzen Umfeldes viel erreichen. Dieser Club hat gute Voraussetzungen – und viel Kraft!

herthabsc.com: Wie hast du die Gespräche mit unseren Verantwortlichen erlebt? Ihr seid euch offenbar relativ schnell über eine Zusammenarbeit einig geworden?
Bouchalakis: Als sich die Möglichkeit ergab, zu Hertha zu wechseln, habe ich mich schnell darauf festgelegt, dass ich herkommen möchte. Ich habe in den Gesprächen viel Respekt gespürt und klar aufgezeigt bekommen, wo und wie ich helfen soll. Das gibt einem als Spieler viel Selbstvertrauen und war mir wichtig. Jetzt möchte ich für etwas Großes kämpfen, werde hart arbeiten und auf dem Rasen immer mein Bestes geben!

Andreas Bouchalakis beim Onboarding in der Traumfabrik.
Die neue Aufgabe im Blick: Andreas Bouchalakis beim Onboarding.

herthabsc.com: Du bringst eine Menge Erfahrung mit, hast in Griechenland, England und der Türkei gespielt – jetzt machst du den Schritt in die 2. Bundesliga. Was weißt du schon über den Wettbewerb?
Bouchalakis: In den vergangenen Jahren haben einige meiner besten Freunde in der Liga gespielt. Dadurch habe ich viele Spiele gesehen. Ich weiß, dass es ein anspruchsvoller Wettkampf ist, ein bisschen wie die Championship in England: Alle Mannschaften sind kompetitiv, jede Begegnung ist umkämpft, das Resultat immer offen. Über 34 Spieltage gilt es, Woche für Woche zu einhundert Prozent da zu sein. Beständigkeit ist extrem wichtig. Um die Ziele zu erreichen, muss man außerdem smart spielen und sich in den Duellen mit direkten Konkurrenten durchsetzen.

herthabsc.com: Verrätst du uns, wen du hier genauer verfolgt hast? Und hast du dir vor dem Transfer noch einmal Tipps von einigen der Jungs geholt?
Bouchalakis: Ich habe zum Beispiel einen guten Draht zu Konstantinos Mavropanos und Leonardo Koutris, der vor zwei Jahren in Düsseldorf gespielt und mich in dieser Zeit immer auf dem Laufenden gehalten hat. Manolis Saliakas vom FC St. Pauli und Charalambos Mavrias, der für Fortuna und den KSC aufgelaufen ist, dazu Stefanos Kapino und Vasilios Lampropoulos sind auch noch Namen, die mir einfallen. Am meisten habe ich mit Sokratis Papastathopoulos über einen Wechsel nach Deutschland gesprochen, da er die Ligen, die Menschen und die Kultur hier sehr gut kennt. Mit Koutris habe ich mich auch noch einmal ausgetauscht – für mehr Gespräche war keine Zeit, da es jetzt doch alles sehr schnell ging (lacht).

herthabsc.com: Einigen zukünftigen Mitspielern bist du auch schon begegnet: Mit Palkó Dárdai hast du dich in einem Länderspiel duelliert, mit Michał Karbownik in Piräus zusammengespielt... 
Bouchalakis: An Palkó und die Partie gegen Ungarn erinnere ich mich ehrlich gesagt nicht mehr so genau, aber Michał kenne ich natürlich noch aus Piräus. Kontakt im Vorfeld gab es aber nicht, er hat ja auch gerade erst hier unterschrieben.

herthabsc.com: Bestens bekannt ist dir auch deine Rückennummer. Du trägst auch bei uns wieder die Nummer 5, die übrigens auch dein Landsmann Kostas Konstantinidis schon zwischen 1999 und 2002 bei uns hatte. Welche Bedeutung hat sie für dich?
Bouchalakis: Am 5. April habe ich Geburtstag, deshalb habe ich sie mir vor einigen Jahren ausgesucht, als ich die Chance dazu hatte. Im Nationalteam trage ich sie auch. Und ihr wisst ja, dass wir Fußballer ein wenig abergläubisch sind (grinst). Es ist meine Glückszahl geworden, daher ist sie mir wichtig und ich bin entsprechend froh, dass ich sie auch in so einem großen Team behalten darf.

Andreas Bouchalakis präsentiert sein blau-weißes Trikot.

herthabsc.com: Mit der Lieblingsnummer auf dem Rücken willst du nun sicherlich einiges erreichen. Was sind deine Ziele, sowohl persönlich als auch mit der Mannschaft?
Bouchalakis: Ich will fit und in bestmöglicher Verfassung sein, um dem Team dabei helfen zu können, unsere gesteckten Ziele zu erreichen. Der mannschaftliche Erfolg kommt immer zuerst, das ist mir sehr wichtig. Denn wenn wir als Team funktionieren, dann werden automatisch auch die einzelnen Spieler besser und performen. Ein persönliches Ziel ist natürlich die UEFA EURO hier in Deutschland, auf die wir Griechen als Nation schon hinfiebern. Ich will gute Leistungen zeigen, um mich zu empfehlen – und dann wäre es die schönste Belohnung, dabei sein zu dürfen!

herthabsc.com: Wie würdest du dich selbst als Spieler charakterisieren? Was zeichnet dich aus?
Bouchalakis: Ich habe gerne den Ball, arbeite auf dem Feld viel mit dem Kopf und habe dazu einen guten linken Fuß. Das würde ich als meine Stärken sehen. Dazu kommt, dass ich auf dem Platz immer versuche, meine Kollegen dabei zu unterstützen, besser zu werden und die Anweisungen des Trainerteams so gut wie nur möglich umzusetzen. Außerdem ist mir wichtig, Teil einer Mannschaft zu sein, die den Fans mit ihrer Art, Fußball zu spielen, Freude bereitet. Und: Meist strahle ich auf dem Feld Ruhe aus, aber manchmal muss man auch seine andere Seite zeigen (schmunzelt). Es geht darum, in jeder Spielsituation Lösungen parat zu haben.

[>]
Ich habe gerne den Ball, arbeite auf dem Feld viel mit dem Kopf und habe dazu einen guten linken Fuß.
[<]

-Andreas Bouchalakis

herthabsc.com: Damit bist du in der Vergangenheit nicht schlecht gefahren: Du hast sechs Ligatitel und zwei Pokalsiege mit Olympiakos gefeiert, dazu etliche Partien im Europapokal und Länderspiele mit Griechenland bestritten. Bei uns sollst du deine Erfahrungen auch an die vielen jüngeren Mitspieler weitergeben. Wie gehst du diese Aufgabe an?
Bouchalakis: In den vergangenen Jahren bin ich schon ein wenig in diese Rolle hineingewachsen, eben auch durch die vielen Spiele auf hohem Niveau. Ich lebe so professionell wie möglich und versuche, mit gutem Beispiel voranzugehen: Hart zu arbeiten, in jedem Training abzuliefern, mich gut zu ernähren und generell auf meinen Körper zu achten. So möchte ich ein Vorbild für die Jungs sein, meinen Teil zur Entwicklung des Teams beitragen und der nächsten Generation dabei helfen, Erfolg zu haben! Und wenn wir zusammen gut arbeiten, haben wir hoffentlich alle zusammen etwas zu feiern (lächelt).

herthabsc.com: Ein paar persönliche Fragen zum Abschluss: Hast du einen Spitznamen?
Bouchalakis: Ja, Boucha! So nennen mich auch meine Teamkollegen für gewöhnlich.

herthabsc.com: Warst du vorher schon einmal in Berlin? Wie ist dein Eindruck von der Stadt?
Bouchalakis: Nein, ich bin zum ersten Mal hier! Meine bisherigen Eindrücke sind aber positiv, es ist eine große Stadt, in der man bestimmt gute Routinen entwickeln kann. Gerade, was Essen und Trinken angeht, scheint es viele Möglichkeiten zu geben, schöne Cafés, gute Restaurants – das gefällt mir. Ich glaube, das Gesamtpaket von Verein und Stadt stimmt, man hat hier alles, was man als Fußballer braucht!

herthabsc.com: Deine Partnerin hat dich zu diesem Termin begleitet, kommt sie direkt mit in die Hauptstadt? Habt ihr schon eine Wohnung gefunden?
Bouchalakis: Genau, sie wird mit mir kommen! Wir sind aber erst einmal im Hotel. Ich denke, es kann schon einen Monat dauern, bis wir dann auch offiziell Berliner sind und eine Wohnung gefunden haben. Ich hoffe, das klappt alles so schnell wie möglich, damit wir hier zusammen einen neuen Lebensabschnitt beginnen können.

herthabsc.com: Wir drücken die Daumen! Wenn du dann nicht mehr auf Apartmentjagd bist, was machst du am liebsten in deiner Freizeit?
Bouchalakis: Also, mit dem Playstation-Spielen habe ich aufgehört, weil ich da zu viele Stunden im Sitzen verbracht habe (lacht). Ich besuche gerne nette Restaurants und Kaffeehäuser und koche auch selbst sehr gerne. Besonders gerne bereite ich Pasteten zu, da haben wir schöne traditionelle griechische Rezepte. Aber allzu oft kann ich das nicht machen, da ich es nie schaffe, das dann alles aufzuessen! Was ich auch gerne mag, sind Pastitsio. Aber während der Woche konzentriere ich mich auf leichte, gesunde Gerichte – und nach den Spielen darf es dann auch mal Souvlaki sein!

von Konstantin Keller