„Ich gebe alles, um das zurückzuzahlen“
Fabian Reese ist kein Mensch mit Berührungsängsten. Nach einer intensiven Einheit auf dem Schenckendorffplatz stand unsere neue Nummer 11 den anwesenden Medienschaffenden fröhlich Rede und Antwort – nachdem er jede einzelne Person per Handschlag begrüßt und sich kurz vorgestellt hatte. Doch auch inhaltlich präsentierte sich der Flügelflitzer ebenso offen wie reflektiert, als er über verschiedene Themen auf wie neben dem Platz und natürlich Hertha BSC sprach. „Mein Ziel ist es, mit Leistung auf dem Platz voranzugehen. Ich bin vom ersten Tag an super hier aufgenommen worden und fühle mich direkt sehr wohl. Daher ist es mir auch leichtgefallen, schnell Fuß zu fassen“, berichtete der 25-Jährige. Eine Verbundenheit zu Spreeathen ist auch dadurch bereits entstanden. „In zwei Wochen in Berlin habe ich so viele herzliche, liebe und warme Worte und Zuspruch bekommen – das ehrt mich total und ich gebe alles, um das zurückzuzahlen“, unterstrich der gebürtige Kieler. Doch auch zu Themen abseits des Rasens wie seiner Vorbildfunktion, ein gemeinsames Hobby mit Coach Pál Dárdai und Möbelverkäufe über Social Media gab der Rechtsfuß Auskunft. Reese über…
… erste Eindrücke aus den Einheiten & der neuen Umgebung:
Für mich persönlich geht es darum, hier schnell anzukommen. Ich war schon ein, zwei Mal in Berlin, als ich jünger war. Noch bin ich mit meiner Freundin im Hotel, wir suchen eine Wohnung – mal schauen, wo es hingeht. Ich habe einzig und allein meine Leistung im Kopf – auf die habe ich Einfluss, und die muss ich jeden Tag bringen. Daher gebe ich Gas. Mit meiner bestmöglichen Performance auf dem Platz helfe ich dem Club am meisten. Ich will dort anknüpfen, wo ich vergangene Saison aufgehört habe und mich in allen Bereichen weiter verbessern. Mein Ziel ist es, mit Leistung auf dem Platz voranzugehen. Ich bin vom ersten Tag an super hier aufgenommen worden und fühle mich direkt sehr wohl. Daher ist es mir auch leichtgefallen, schnell Fuß zu fassen. In zwei Wochen in Berlin habe ich so viele herzliche, liebe und warme Worte und Zuspruch bekommen – das ehrt mich total und ich gebe alles, um das zurückzuzahlen.
… seine Erfahrungen in der 2. Bundesliga:
Es ist eine sehr enge Liga. Ich habe Relegation um den Aufstieg gespielt, hing aber auch schon unten drin. Die Tagesform entscheidet noch häufiger. Es geht um Grundtugenden, und dann setzt sich am Ende doch oft die fußballerisch bessere Mannschaft durch. Aber: Meistens sind die Spiele bis zur 60. Minute oder noch länger sehr offen.
… Eindrücke vom aktuellen blau-weißen Aufgebot:
Wir haben eine komplett neue Mannschaft mit vielen jungen Spielern. Natürlich wird sich personell auch noch etwas tun, das ist aber völlig normal und bei anderen Vereinen auch so – bei den einen mehr, bei den anderen weniger. Diese Zeit ist eine große Herausforderung für den Club, aber auch eine große Chance, für die kommenden Jahre Grundsteine zu legen. Der Trainer moderiert all das sehr gut, auch für ihn ist es eine Herausforderung: Die einen wollen gehen, die anderen bleiben, wieder andere sich durchsetzen. Aber hier herrscht ein sehr transparenter Dialog, und am Ende geht es um Leistung.
[>]Diese Zeit ist eine große Herausforderung für den Club, aber auch eine große Chance, für die kommenden Jahre Grundsteine zu legen.[<]
… die veränderte Ausgangslage zwischen Verhandlungen & Ankunft:
Fußball ist ein Tagesgeschäft, wie man so schön sagt (schmunzelt). Natürlich malt man sich vor einem Wechsel Dinge im Kopf aus, im Leben kommt es aber dann häufig anders. Ich freue mich jetzt einfach auf die Zeit hier und an meinem Leistungsvermögen ändert all das nichts. Der Verein ist der Gleiche, das ist die Hauptsache! Ich spiele unter den gleichen Farben und außen, laufe die Linie hoch und runter und versuche, viele Tore zu schießen und Vorlagen zu geben.
… das vergangene halbe Jahr:
Natürlich muss ich offen und ehrlich sagen, dass die Bundesliga mein klares Ziel war. Ich wollte im Winter hier schon helfen, habe viel versucht, um schon herkommen zu können. Es gab einige andere Möglichkeiten, aber ich war vollkommen überzeugt von diesem Projekt. Leider hat das aus diversen Gründen nicht geklappt. Im vergangenen halben Jahr haben dann zwei Herzen in meiner Brust geschlagen – einmal für meinen Heimatverein Holstein und eben für Hertha, weil ich natürlich mitgefiebert, gehofft und gebangt habe und auch zu ein paar Leuten im Club im Laufe der Rückserie immer wieder Kontakt hatte. Und klar: Wenn die Spiele am Samstag verloren gehen und man Sonntag dann selbst auf dem Platz steht, ist das eine Herausforderung für den Kopf. Aber mich hat diese Zeit sehr reifen lassen.
… seine Wahrnehmung unserer Alten Dame:
Es ist immer eine Frage der Perspektive: Möchte man das Glas halb leer sehen, konzentriert man sich auf die Probleme. Wenn man es halb voll sehen möchte, sieht man die Hauptstadt sowie einen Riesenclub, der großes Potenzial hat, seine Hausaufgaben machen und langfristig wieder höher hinausmöchte. Davon will ich ein Teil sein und den Verein dorthin mitführen, wo er hingehört – und deshalb konzentriere ich mich auf die positiven Aspekte und freue mich unheimlich hier zu sein!
… bunte Fingernägel und seine Vorbildfunktion:
Wenn man erwachsen wird, baut man sich irgendwann eine Persönlichkeit und einen Charakter auf. Es sind Entwicklungsschritte, bei denen man sich ausprobiert. Ich habe auch eine Partnerin, die mich dazu ermutigt und mit mir unseren eigenen Weg geht. Mir tut es gut, das zu tun, worauf ich Lust habe. Ich habe eine etwas andere Frisur als der Prototyp Fußballer, trage Nagellack und stehe für meine Meinung sowie die Werte ein, die ich vertreten möchte. So will ich die Vorbildchance, die man als Fußballer hat, nutzen und jedem Menschen da draußen sagen: Traut euch einfach das, worauf ihr Lust habt, es ist völlig egal, was andere sagen. Wenn ich dafür Zuspruch bekomme und Menschen ermutigen kann, das auch zu tun, freut mich das umso mehr. Selbstverständlich gibt es auch Leute, die eine andere Meinung haben und es ist deren Recht, das zu sagen – solange es nicht unter der Gürtellinie ist. Geschmäcker sind eben unterschiedlich (lächelt).
[>]Mir tut es gut, das zu tun, worauf ich Lust habe. Ich will die Vorbildchance nutzen und jedem da draußen sagen: Traut euch einfach das, worauf ihr Lust habt. Wenn ich Menschen ermutigen kann, das auch zu tun, freut mich das umso mehr.[<]
… Möbelverkäufe über Social Media:
Ich glaube, dass viele das machen, gerade Studentinnen und Studenten. Und da dachte ich, warum kann ich das nicht auch tun? Dafür sollte man sich nicht zu schade sein. Es hat auch gut geklappt, einiges ist weggegangen, einige andere Dinge hat meine Familie bekommen. Die Resonanz war gut, ich hatte einige nette Dialoge – aber wer bei Ebay schon einmal etwas verkauft hat, weiß natürlich, dass da manchmal auch mühsame Anfragen kommen (lacht). Am Ende war es zielführend – und darum ging es.
… ein gemeinsames Hobby mit Cheftrainer Pál Dárdai:
Mit seinen Söhnen habe ich schon über Fischen gesprochen! Ich weiß aber nicht, inwiefern der Coach Lust hat, mit mir angeln zu gehen (grinst). Wir verbringen gerade viel Zeit auf dem Trainingsplatz miteinander und ich glaube, man ist dann auch froh, wenn man mal in seinen eigenen vier Wänden ist. Ich selbst war zuletzt im Angelurlaub in Norwegen, weil es mir einfach sehr viel gibt. Mit diesem Hobby bin ich aufgewachsen und in einem sehr hektischen und medienüberfluteten Alltag gibt es mir Ruhe. Es geht gar nicht darum, besonders viele Fische zu fangen, sondern runterzufahren, den Moment zu genießen und nicht so viele Einflüsse zu haben, was in der heutigen Zeit selten geworden ist.