Anderson Lucoqui posiert in der Traumfabrik.
Profis | 26. Juli 2023, 13:30 Uhr

„Noch nie solche Gespräche geführt“

Die ersten Momente auf dem Gelände eines neuen Arbeitgebers sind für einen Profi immer aufregend und angesichts des straffen Programmes oft auch anstrengend. Doch immer wieder gibt es Neuzugänge, bei denen die Vorfreude auf die kommende Aufgabe alles andere überstrahlt – ein solcher ist Anderson Lucoqui. „Ich habe vor einem Wechsel noch nie solche Gespräche wie mit diesem Verein geführt. Schon nach dem ersten Kontakt wusste ich, dass ich hierhin will, nichts anderes“, verrät der Linksverteidiger, der von einem blau-weißen Eigengewächs in seinem Wunsch bestärkt wurde: Maximilian Mittelstädt. „Maxi hat nur vom Verein geschwärmt und mir gesagt, dass es die beste Entscheidung ist, die ich treffen kann“, erzählt unsere Nummer 21 im Gespräch mit herthabsc.com. Beim ersten Interview als Herthaner spricht Lucoqui außerdem über alte Bekannte im Berliner Team, ein besonderes Hobby und seine Ziele mit unseren Spreeathenern.

herthabsc.com: Andy, herzlich willkommen in der Hauptstadt, herzlich willkommen bei Hertha! Kannst du uns zum Einstieg verraten, was deine ersten Gedanken waren, als sich ein Transfer zu uns abgezeichnet hat?
Lucoqui: Als die Möglichkeit zu einem Wechsel zu Hertha im Raum stand, musste ich nicht lange nachdenken. Das ist ein riesiger Verein. Daher habe ich sofort gedacht, dass ich unbedingt mithelfen möchte, diesen Club wieder dahin zu bringen, wo er hingehört!

herthabsc.com: Wie lief der Austausch mit Benjamin Weber und Pál Dárdai?
Lucoqui: Ich habe vor einem Wechsel noch nie solche Gespräche wie mit diesem Verein geführt. Schon nach dem ersten Kontakt wusste ich, dass ich hierhin will, nichts anderes. Es war insgesamt sehr familiär und vertraut, beide Seiten waren extrem ehrlich miteinander – das war uns allen spürbar wichtig und so etwas ist keinesfalls selbstverständlich. Deshalb ist es umso schöner, dass es geklappt hat (lächelt).

herthabsc.com: Zukünftig sehen wir dich dann also im Trikot mit der Fahne. Du kennst die 2. Bundesliga bereits gut. Wie würdest du dich als Spieler denn selbst beschreiben? Was zeichnet dich aus?
Lucoqui: Meine Aggressivität, mein Kampfgeist und die Tatsache, dass ich niemals aufgebe. Mir ist es wichtig, dass ich mir unabhängig vom Ergebnis niemals selbst vorwerfen muss, nicht absolut alles gegeben und probiert zu haben. Ich bin diszipliniert, mache die Dinge, die ich gut kann und möchte meiner Mannschaft so helfen und die Teamkollegen auch mitreißen. So bin ich mit Düsseldorf und Bielefeld schon zwei Mal als Meister aufgestiegen und würde das natürlich sehr gerne ein drittes Mal mit Hertha erleben.

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Mir ist wichtig, dass ich mir niemals vorwerfen muss, nicht absolut alles gegeben zu haben. Ich bin diszipliniert, möchte meiner Mannschaft helfen und die Teamkollegen auch mitreißen.
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-Anderson Lucoqui

Anderson Lucoqui und Fabian Reese begrüßen sich lächelnd.
Kennen & schätzen sich: Lucoqui und Fabian Reese.

herthabsc.com: Du kennst einige der Jungs, auf die du bei uns treffen wirst, bereits gut. Fabian Reese hat dich sehr herzlich begrüßt. Hattest du vor deinem Wechsel Kontakt mit aktuellen oder ehemaligen Herthanern, um etwas über unsere Alte Dame zu erfahren?
Lucoqui: Ja, Fabi und ich kennen uns aus der U20-Nationalmannschaft, dort habe ich zum Beispiel auch mit Marco Richter gespielt. Auch Dodi Lukébakio kenne ich noch aus Düsseldorf. Kontakt hatten wir vorher nicht, aber es ist schön, direkt vertraute Gesichter zu sehen. Und tatsächlich habe ich am Abend vor meiner Ankunft Maximilian Mittelstädt angerufen, um zu hören, ob er mir noch etwas für meinen Start hier mitgeben kann. Maxi hat nur vom Verein geschwärmt und mir gesagt, dass es die beste Entscheidung ist, die ich treffen kann. Mein Entschluss stand ohnehin schon fest, aber der Austausch hat mich noch einmal bestärkt! Und wenn Maxi nicht drangegangen wäre, hätte ich Jordan Torunarigha gefragt (schmunzelt). Wir haben auch einen guten Draht, waren schon zusammen im Urlaub.

herthabsc.com: Jetzt steht eine neue Saison vor der Tür. Was hast du dir für deine Zeit an der Spree vorgenommen? Hast du dir konkrete Ziele gesetzt?
Lucoqui: Persönlich möchte ich nach der Pause schnell auf hundert Prozent kommen – dafür werde ich alles tun und die eine oder andere Extraschicht einlegen, um der Mannschaft direkt helfen zu können und dazu beizutragen, unsere Ziele als Team zu erreichen. Und natürlich möchte ich auch möglichst viel Spielzeit sammeln und mich weiterentwickeln!

herthabsc.com: Zum Start gastiert unser Team in Düsseldorf, wo du bei Fortuna den Sprung zum Profi geschafft hast. Das wäre vermutlich ein besonderes Spiel für dich?
Lucoqui: Hundertprozentig! Ich habe sehr viele Erinnerungen an die Zeit dort und würde darauf brennen, direkt dabei sein zu dürfen. Aber ich will und muss Schritt für Schritt machen – wenn ich jetzt schon gebraucht werden sollte, werde ich da sein und alles geben!

herthabsc.com: Was muss passieren, damit wir hier in einem Jahr sitzen und von einer gelungenen Saison sprechen können?
Lucoqui: Ich denke, keiner hier hätte etwas dagegen, wenn wir den Aufstieg schaffen. Aber im ersten Schritt muss es uns gelingen, eine gefestigte Mannschaft zu werden, die lebt und mit der sich die Fans identifizieren können. Wir müssen ein ekliger Gegner werden, zu dem kein anderes Team gerne reist – so schön Berlin auch ist (grinst).

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Im ersten Schritt muss es uns gelingen, eine gefestigte Mannschaft zu werden, die lebt und mit der sich die Fans identifizieren können. Wir müssen ein ekliger Gegner werden, zu dem kein anderes Team gerne reist.
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-Anderson Lucoqui

Anderson Lucoqui im Interview mit herthabsc.com.
Authentisch im Austausch und voller Vorfreude auf Hertha: Anderson Lucoqui.

herthabsc.com: Gestatte unseren Fans zum Abschluss noch einmal einen kleinen Einblick in dein Privatleben. Wer begleitet dich nach Berlin?
Lucoqui: Meine Freundin und unser Hund! Wir suchen auch schon nach einer Wohnung – ich möchte so schnell wie möglich diese Rahmenbedingungen abhaken und erledigen, damit ich mich schnellstmöglich aufs Wesentliche, meinen Job, konzentrieren kann.

herthabsc.com: Und wenn du gerade einmal nicht auf dem Rasen stehst – wie verbringst du dann am liebsten deine Freizeit?
Lucoqui: Ich mache sehr gerne Musik, habe zu Hause auch ein eigenes Studio und schreibe dort Songs, eine Mischung aus Rap und Pop. Das gibt mir persönlich mehr, als Playstation zu spielen oder in eine Bar zu gehen. Für mich ist es ein Ruhepol, vor einem Jahr habe ich auch ein paar Sachen davon herausgebracht. Aber: Die Aufgabe hier bei Hertha ist jetzt meine Mission. Ich bin hergekommen, um der Mannschaft und mir zu helfen, deshalb liegt das auf Eis – und für Feierlichkeiten und Musik ist dann wieder Zeit, wenn wir gemeinsam unsere Ziele erreicht haben!

von Konstantin Keller