Abschlüsse und Anfänge

Marco Richter baute auf dem rechten Flügel Druck auf. Unsere Nummer 23 wartete auf den richtigen Zeitpunkt für den Pass auf den ihn überlaufenden Lucas Tousart, der das Spielgerät erhielt und schnell in die Mitte durchsteckte. Dort lauerte der eingewechselte Ibrahim Maza und nutzte die Vorlage zu seinem ersten Bundesliga-Treffer. Es war die Krönung eines schönen Angriffs und der Wendepunkt eines Spiels, das nichts mehr am Tabellenplatz unserer Hauptstädter änderte, wohl aber einige schöne blau-weiße Geschichten schrieb: Jenes Premieren-Tor, drei Bundesliga-Debüts – und drei abschließende Punkte für unsere Alte Dame. „Einsatz, Disziplin, Laufbereitschaft und die Jugendspieler waren da, das war für uns ein schöner Tag, obwohl wir traurig sind“, sagte Pál Dárdai, der sich aber lieber auf den möglichen langfristigen Nutzen des 2:1-Sieges in der Autostadt fokussierte. „Dieses Spiel ist gut für die Moral und war ein schönes Erlebnis für die Jugendspieler. Auch die Mischung zwischen jung und alt hat gestimmt“, unterstrich der Ungar.

Überzeugender Debütantenball

Für diese gelungene Mischung sorgte unser Coach selbst. Mit Tjark Ernst und Pascal Klemens hatte der Fußballlehrer zwei jungen Debütanten in der höchsten deutschen Spielklasse in seine Startelf befördert. Beide mussten mit ihren Mitspielern einen frühen Rückstand durch Wolfsburgs Jakub Kamiński (2.) verkraften, schwammen sich aber im weiteren Spielverlauf frei. Besonders Ernst glänzte bei seinem Einstand mit etlichen Paraden. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl und nicht selbstverständlich, diese Chance zu bekommen. Obendrein bin ich sehr zufrieden mit meiner Leistung, aber auch der des gesamten Teams“, freute sich der Schlussmann, der die Ambitionen des Teams betonte. „Wir wollten mit einem guten Gefühl in den Urlaub gehen und das ist uns gelungen. Wie wir uns reingeschmissen haben, war fantastisch.“ Fantastisch fanden die Mitspieler auch den Auftritt des Torhüters. „Tjark war überragend, eine Weltklasse-Leistung“, lobte Florian Niederlechner.

Niederlechners Blick nach vorne

Der Routinier machte im Angriff im späteren Spielverlauf selbst Platz für den dritten Debütanten des Tages, Angreifer Tony Rölke. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Jungs mit der Fahne auf der Brust die Begegnung bereits gedreht. Mazas eingangs beschriebener Ausgleich in der 55. sowie ein sehenswerter Schlenzer von Marco Richter nach 68 Zeigerumdrehungen brachten die Führung für unsere Berliner – und schlussendlich auch den Auswärtssieg. „Es war nicht die Saison und der Ausgang, den wir uns vorgestellt haben. Aber natürlich sind wir glücklich, dass wir gewinnen konnten. Ein schöner Moment“, ordnete Niederlechner diesen Abschluss ein und blickte gleichzeitig schon auf den gemeinsamen Neuanfang. „Jetzt sammeln wir uns und greifen wieder an. Wir haben geile Fans, denen wir versprechen, dass sie nächstes Jahr eine Mannschaft sehen, die sich zerreißt und hoffentlich wieder in die erste Liga gehen wird. Ich habe Bock auf die Aufgabe“, unterstrich unsere Nummer 7.

Neben dem überall spürbaren Rückhalt der treuen Anhängerinnen und Anhänger eine weitere gute Voraussetzung, um in der kommenden Saison wieder vermehrt schöne Momente mit unserem Club zu erleben. „Hertha hat endlich angefangen, als Team zu funktionieren. Beim Fußball kann man Dinge erzwingen und das war hier da“, betonte Coach Dárdai, der auf Nachfrage noch einmal ausdrücklich den blau-weißen Nachwuchs lobte. „Für mich macht es Spaß, die Jungs einzuwechseln. Das ist der Weg für Hertha BSC, jeder hat gearbeitet. Rölke kommt rein und arbeitet direkt defensiv für die Mannschaft. Auch Derry (Scherhant, Anm. d. Red.) und Eitschi (Julian Eitschberger) zum Schluss. Die jungen Spieler sind gut bei Hertha, denen muss man eine Chance geben!“ Jene Chancen werden kommen. Ab dem 26. Juni wird sich unser Team auf die Spielzeit 2023/24 vorbereiten. Und vielleicht schreibt der eine oder andere Herthaner bei diesem Anfang ja eine Geschichte weiter, die bei diesem Abschluss begonnen hat.