Thomas Letsch spricht mit Stürmer Philipp Hofmann.
Profis | 19. Mai 2023, 14:30 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Bochum

Die Profis klatschten sich ab, jubelten ausgelassen und feierten gemeinsam mit den Fans – Emotionen, auf die der VfL Bochum seit Mitte März aufgrund sechs siegloser Partien in Folge warten musste. Dementsprechend groß war die Erleichterung nach dem 3:2-Erfolg gegen den FC Augsburg am vergangenen Samstag. Obendrein verließ die Mannschaft von Coach Thomas Letsch dank dieses Befreiungsschlags auch wieder die Abstiegsränge. Trotzdem bleiben die Schützlinge des 54-Jährigen auf dem Boden: „Wir ruhen uns da nicht drauf aus, sondern können das sehr gut einschätzen. Noch haben wir nichts erreicht. Wir haben noch zwei schwierige Spiele und müssen es auf dem Platz abrufen. Dann können wir unser großes Ziel erreichen“, schätzt Innenverteidiger Dominique Heintz die Lage ein. Das benannte Ziel heißt Klassenerhalt. Auf dem Weg dorthin will der VfL am bevorstehenden Wochenende im Duell mit unserer Alten Dame (20.05.23, 15:30 Uhr, Tickets sichern) einen weiteren Schritt gehen. Vor dem wichtigen Vergleich nimmt herthabsc.com den kommenden Kontrahenten aus dem Ruhrpott genau unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Durch den siebten Heimsieg in dieser Spielzeit steht der Traditionsverein derzeit auf dem 15. Tabellenplatz. „Wir mussten gewinnen und das haben wir getan. Am Ende können wir etwas Großes erreichen“, bilanziert Christopher Antwi-Adjei. Nun nimmt die Elf einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsrang mit in die finalen Begegnungen. Für den Aufsteiger von 2021 ist die Ausgangslage vor den restlichen zwei Kräftemessen damit klar: Schon am Samstag kann der zweimalige DFB-Pokalfinalist sicherstellen, der höchsten deutschen Spielklasse auch in der nächsten Runde anzugehören. Dafür müssen die Bochumer unsere Herthaner schlagen und auf Patzer des FC Schalke 04 und VfB Stuttgart hoffen. Sollten die Schwaben ihre Hausaufgaben doch erledigen, würde dem viermaligen Zweitliga-Meister aber auch eine Niederlage der TSG Hoffenheim zum vorzeitigen Klassenerhalt reichen.

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Noch haben wir nichts erreicht. Wir haben noch zwei schwierige Spiele und müssen es auf dem Platz abrufen. Dann können wir unser großes Ziel erreichen.
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-Dominique Heintz

Die Bochumer im Fokus: Stürmer Philipp Hofmann besitzt mit seinen acht Saisontreffern große Anteile an den bislang 31 gesammelten Zählern. Sein persönliches Ziel, zweistellig zu netzen, hat der 30-Jährige aber noch nicht erreicht. Mit einer Körpergröße von 1,95 Metern liegen die Stärken des Linksfußes vor allem in der Luft. Im Ligavergleich rangiert der gebürtige Arnsberger mit 253 gewonnen Kopfballduellen ganz vorne. „Er liebt es, sich in die Gegenspieler quasi reinzustellen. Er profitiert davon, dass das Spiel mehr auf ihn zugeschnitten ist“, beschreibt Letsch die Qualitäten seiner Nummer 33. Steigerungspotenzial besitzen die Bochumer dagegen in der Defensive. 71 Mal klingelte es im eigenen Gehäuse – Höchstwert im deutschen Oberhaus. Zudem ließ die Hintermannschaft die meisten Torschüsse (500) zu. Gleichzeitig hätten es noch mehr Einschläge sein können: Bereits 23 Mal, öfter als jeden anderen Club, bewahrte das Aluminium die Bochumer vor einem Gegentreffer. 

Die Schnittstellen: Der direkte Vergleich wird vor allem für unseren Torwart Tjark Ernst ein spezieller. Vor seinem Wechsel an die Spree im vergangenen Sommer durchlief der 20-Jährige, dessen Vater Thomas zwischen 1995 und 2001 ebenfalls für unsere Gäste auflief, sämtliche Jugendmannschaften an der Castroper Straße. Ebenfalls eine Bochumer Vergangenheit besitzen unser U23-Trainer Ante Čović, der ein Jahr lang für die Westdeutschen auflief, und U19-Assistenzcoach Oliver Schröder, der von 2006 an drei Jahre im Ruhrgebiet ackerte.

Derry Scherhant am Ball vor dem Bochumer Saidy Janko.
Debüt in der Startelf: Im Hinspiel durfte Derry Scherhant erstmals von Beginn an auflaufen.

Das Hinrundenduell: Im ersten Aufeinandertreffen des Jahres 2023 kamen unsere Jungs zwar gut aus den Startlöchern, dennoch ging die Partie in Nordrhein-Westfalen mit 1:3 verloren. Es hätte auch anders laufen können, doch die vermeintliche blau-weiße Führung durch Lucas Tousart (11.) korrigierte der VAR – eine zumindest strittige Entscheidung. In der Folge war der Gastgeber effizient und erzielte schon vor der Pause durch Philipp Hofmann (22.) und Kevin Schlotterbeck (44.) zwei Tore. In der zweiten Hälfte legte Hofmann das Dritte nach (56.). Erst kurz vor Schluss gelang Suat Serdar der Ehrentreffer (86.), zu spät für eine Aufholjagd. „Das war nicht gut genug von uns. Am Ende stehen wir hier mit einem schlechten Gefühl und null Punkten“, bilanzierte Oliver Christensen nach der Begegnung. Einzig positive Nachricht des Nachmittags: Derry Scherhant feierte sein Startelf-Debüt in der 1. Liga. 

Die Meinung über unsere Elf: Vor dem Duell der beiden direkten Konkurrenten weiß der VfL-Übungsleiter um die Bedeutung des Ausgangs. „Eine gewisse Anspannung ist da, das ist ganz normal. Es geht in die finalen Entscheidungen. Dennoch ist auch Vorfreude vorhanden“, erklärt Letsch. Gleichzeitig ist dem 54-Jährigen die Lage bei unseren Hauptstädtern bewusst: „Hertha muss gewinnen. Aber wir können uns nicht zu sehr darauf konzentrieren, wie sie agieren werden. Der Kopf rattert auch bei uns, wir sind uns klar, wie wir am Samstag auftreten wollen.“ Angreifer Hofmann sieht dagegen in der aktuellen Konstellation einen Vorteil. „Hertha muss ein gewisses Risiko gehen, auch wenn es unentschieden steht. Das könnte unsere Chance sein.“

von Konstantin Rek