Pellegrino Matarazzo gestikuliert vor seiner Trainerbank.
Profis | 17. März 2023, 11:47 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Hoffenheim

155 Tage wartet die TSG Hoffenheim nun auf einen Sieg im deutschen Oberhaus. Am 14. Oktober gewann die Mannschaft vom damaligen Coach André Breitenreiter 3:0 auf Schalke. Seinerzeit lagen die Kraichgauer auf Platz vier und der Blick ging eher Richtung Europa als Abstiegskampf. Doch danach begann eine Durststrecke: Nur noch zwei zusätzliche Punkte konnten die Süddeutschen an den folgenden 15 Spieltagen auf das eigene Konto buchen. In der Gegenwart bekleidet mittlerweile Pellegrino Matarazzo das Traineramt, doch auch unter dem 45-Jährigen blieb der erhoffte Befreiungsschlag bislang aus. Die Konsequenz: Seine Elf hat die rote Laterne inne. Der US-Amerikaner fordert daher: „Wir müssen eine Schippe drauflegen und die Unzufriedenheit und Wut mit kühlem Kopf in Energie umwandeln!“ Vor dem Aufeinandertreffen mit unserer Alten Dame am Samstag (18.03.23, 15:30 Uhr) blickt herthabsc.com genauer auf die Stärken und Schwächen der TSG. 

Die sportliche Situation: Insgesamt neun Niederlagen und ein Remis in der Bundesliga sowie das Aus im DFB-Pokal – das Jahr 2023 hat den Fans bislang wenig Freude gebracht. Auch unter dem neuen Übungsleiter läuft es bislang noch nicht rund: Nach fünf Begegnungen stehen fünf Pleiten und erst zwei eigene Treffer zu Buche. „Wir müssen das verarbeiten und unser Spiel im letzten Drittel verbessern. Wir brauchen eine andere Schärfe in den Aktionen“, sagte der Fußballlehrer nach dem 1:2 in Freiburg am vergangenen Wochenende. Auch zu Hause bleibt der Herbstmeister aus der Saison 2008/09 bisher hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Mit elf Zählern aus zwölf Vergleichen rangiert die TSG in der Heim-Tabelle auf dem letzten Rang, der bis dato jüngste Erfolg in Sinsheim liegt schon über sechs Monate zurück, im September 2022 hieß es gegen den FSV Mainz 4:1.

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Wir müssen das verarbeiten und unser Spiel im letzten Drittel verbessern. Wir brauchen eine andere Schärfe in den Aktionen!
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-Pellegrino Matarazzo

Die Hoffenheimer im Fokus: Die bedrohliche Lage im Abstiegskampf ist der TSG jedoch bewusst. Obwohl das Kräftemessen mit dem Sport-Club verloren ging, zeigte das Team von Matarazzo im Breisgau eine ansprechende Leistung – der Einsatz stimmte: 46 Sprints mehr als der Gegner zogen die Hoffenheimer an, mit 23 Fouls stellte das Tabellenschlusslicht einen eigenen Saisonhöchstwert auf. Am kämpferischen Willen mangelt es dem Team ohnehin selten. Insgesamt weist der Club aus Baden im Durchschnitt 14 Regelwidrigkeiten pro Partie auf, kein anderes Team der Liga kommt auf mehr. „Wir müssen die Köpfe aufrichten. Das Spiel war gut, wir waren stabil und haben gute Akzente nach vorn gehabt. Wir haben die Situation an- und wahrgenommen“, erklärte Kapitän Oliver Baumann nach der Dienstreise in den Schwarzwald, die wieder nicht vom Spielglück gekennzeichnet war. Dieses fehlt seiner Mannschaft jedoch auch in anderen Begegnungen: Der Keeper und seine Kollegen kassierten in dieser Runde 44 Gegentore, fast acht mehr, als es die zugelassenen Chancen laut xGoals (36,3) statistisch hergaben.

Die Schnittstellen: Um diese Bilanz zu verbessern, verpflichtete der Direktor Profifußball Alexander Rosen in der Winterpause Innenverteidiger John Anthony Brooks. Der gebürtige Berliner ist vielen Herthanerinnen und Herthaner noch bekannt, durchlief er doch sämtliche Jugendstationen und kam auch für unsere Profis 130 Mal mit der Fahne auf der Brust zum Einsatz. „Ich freue mich sehr, wieder in die Bundesliga zurückzukehren“, sagte der 1,94-Meter-Mann nach dem Transfer. Neben dem Defensivakteur kennt sich auch Vedad Ibišević im Kraichgau aus. Unser Co-Trainer ging 135 Mal für den UEFA Champions League-Teilnehmer von 2018 auf Torejagd. 

Dodi Lukébakio schießt den Ball vor Ozan Kabak.
Ausgleich: Dodi Lukébakio traf im Hinspiel zum 1:1

Das Hinrundenduell: In einem unterhaltsamen Duell endete die Partie am 8. Spieltag 1:1-unentschieden. Die Hoffenheimer Führung durch Andrej Kramarić (25.) glich Dodi Lukébakio nach Vorarbeit von Chidera Ejuke mit einem schönen Schlenzer ins lange Eck (37.) aus. Beide Mannschaften agierten mutig und mit offenem Visier: Insgesamt 30 Torschüsse (14:16) feuerten die Akteure auf dem Rasen ab, doch kein anderer fand seinen Weg ins Netz. „In der zweiten Halbzeit haben wir uns reingekämpft und reingebissen. Wir hatten gute Möglichkeiten, dennoch stand das Spiel immer auf des Messers Schneide, weil Hoffenheim eine brutale Qualität hat“, fasste unser Coach Sandro Schwarz zusammen. 

Die Meinung über unsere Elf: Zwei Punkte liegen zwischen den Süddeutschen und unseren Hauptstädtern – die Ausgangssituation für Matarazzo ist damit klar: „Das Spiel gegen die Herthaner ist sehr wichtig. Sie sind ein direkter Konkurrent, dadurch haben wir mit einem Erfolg die Möglichkeit, sie zu überholen.“ In dieser Saison habe „Sandro Schwarz die Defensive stabilisiert, die Berliner stehen kompakt und gehen immer wieder ins Angriffspressing“. Darauf hat der 45-Jährige seine Jungs vorbereitet: „Der Trainingsschwerpunkt in dieser Woche lag in den Sechzehnern. Ich habe das Gefühl, dass die Mannschaft brennt!“

von Konstantin Rek