Marco Richter ist von Frankfurter Gegenspielern umzingelt.
Profis | 5. Februar 2023, 11:31 Uhr

Umdrehen

Es lief die 55. Minute im Frankfurter Waldstadion, als unsere Herthaner einen gegnerischen Seitenwechsel eigentlich aufmerksam antizipierten. Das Spielgerät sprang beim Klärungsversuch im Zweikampf jedoch direkt wieder zu den Hessen, die einen erneuten Angriff initiierten und durch Randal Kolo Muani das vermeintliche 3:0 erzielten. Jenes Tor fand wegen Abseits zum Glück keine Anerkennung, die Szene enthielt aber jede Menge Symbolkraft für das Duell zwischen der gastgebenden Eintracht und unserer Alten Dame. „Momentan laufen nicht viele Dinge für uns, es herrscht ein Schweregefühl vor“, bekannte Oliver Christensen vor dem Mikrofon von HerthaTV. „Umso wichtiger ist es, dass wir es 90 Minuten immer wieder probieren, probieren, probieren, alles versuchen, um die Situationen umzudrehen und sie wieder auf unsere Seite zu ziehen, um Punkte zu holen“, unterstrich unsere Nummer 1 nach der 0:3 (0:2)-Niederlage am Main.

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Momentan laufen nicht viele Dinge für uns. Umso wichtiger ist es, dass wir es 90 Minuten immer wieder probieren, probieren, probieren!
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-Oliver Christensen

„Viel Druck“ vom Gegner und „einfache Ballverluste“

Das Engagement konnte und wollte Sandro Schwarz seinem Team im ersten Durchgang nicht absprechen, musste aber konstatieren, „dass die Eintracht mit ihren spielerischen Möglichkeiten und viel Ballbesitz Druck aufgebaut hat. Aus unseren Umschaltsituationen haben wir aufgrund von einfachen Ballverlusten zu wenig gemacht.“ Unsere Defensive verhinderte trotz gefährlicher Ansätze klare Abschlüsse aufs Tor zunächst weitestgehend, ehe ein Strafstoß nach 21 Minuten die Führung für die Gastgeber brachte. „Den Elfmeter und das Tor zum 1:0 hat Kolo rausgeholt, das kann man auch so sagen“, sagte SGE-Trainer Oliver Glasner auf der Pressekonferenz. Lange hadern wollte mit der Situation im Berliner Lager jedoch niemand. „Der Rückstand hat das Spiel gerade in unserer Situation natürlich verändert. Trotzdem müssen wir da noch mehr dranbleiben, nach dem zweiten Gegentor wurde es wirklich schwer“, bekannte Schlussmann Christensen.

Tolga Ciğerci schlägt einen Ball nach vorne.
Ansprechende Aktionen beim Debüt: Winter-Rückkehrer Tolga Ciğerci.

Umstellungen in der Halbzeit bringen Besserung

Denn mit der Führung im Rücken legten die Hessen schnell nach und erhöhten, wieder durch Kolo Muani, in der 28. Minute nach einem starken Spielzug auf 2:0. „In der ersten Hälfte haben wir dem Gegner zu viele Räume gelassen“, legte Jubilar Marvin Plattenhardt, der zum 200. Mal mit unserer Fahne auf der Brust in der Bundesliga auflief, den Finger in die Wunde. Zum zweiten Durchgang stellte Coach Schwarz unser Team entsprechend um, ließ fortan mit zwei echten Spitzen agieren und brachte auch erstmals Winterneuzugang Tolga Ciğerci. „Wir haben einen Strukturwechsel vorgenommen, eine ordentliche zweite Halbzeit gespielt und hätten in der einen oder anderen Situation zum Torerfolg kommen können“, resümierte der Fußballlehrer.

Bemühungen ohne Fortune

Doch die blau-weißen Bemühungen waren an diesem Tag nicht von Erfolg gekrönt. Joker Jessic Ngankam besaß nach einer guten Stunde die beste Gelegenheit zum Anschlusstreffer, den die Adlerträger mit vereinten Kräften aber verhinderten. „Dass die Eintracht dann noch einen Ball auf der Linie klären konnte, zeigt, dass das Glück aktuell einfach nicht auf unserer Seite ist. Das müssen wir uns nun wieder erarbeiten“, fasste Marco Richter das Geschehen zusammen. Während unsere Berliner ohne Fortune und ohne Treffer blieben, setzten die Gastgeber in der Nachspielzeit in Person von Aurélio Buta den Schlusspunkt der Begegnung. Nach einem Dankeschön an die mitgereisten Fans für die Unterstützung fanden die Protagonisten unseres Hauptstadtclubs vor den Mikrofonen der Medienschaffenden klare Worte, richteten den Blick gleichzeitig aber schon auf die nächste Chance auf Bundesliga-Zähler.

Unsere Profis bedanken sich bei den mitgereisten Fans in Frankfurt.
Gemeinsamer Dank an die mitgereisten Fans: Zusammen wollen alle Blau-Weißen den Turnaround schaffen.

„Lust auf Leistung“ und Fokus auf Mönchengladbach

„Ich glaube an diese Mannschaft, wir haben die Qualität, müssen diese aber wieder auf den Platz bringen“, untermauerte Kapitän Plattenhardt. „Jetzt gerade ist es scheiße, aber wir wissen alle: Gewinnen wir ein Spiel, sieht alles plötzlich ganz anders aus“, verdeutlichte Keeper Christensen und schloss hoffnungsvoll: „Es sind noch 15 Partien und da sind noch einige Zähler zu vergeben. Wir bleiben als Mannschaft zusammen und dran!“ Unser Trainer wählte das gleiche Vokabular. „Es geht darum, komplett bei uns selbst zu bleiben und nun die nächste Aufgabe zu sehen: Borussia Mönchengladbach“, unterstrich Schwarz vor dem kommenden Heimspiel gegen die Fohlen (12.02.23, 15:30 Uhr, hier Tickets buchen). Für dieses schloss unser Fußballlehrer mit einer klaren Forderung an seine Schützlinge: „Wir brauchen von Anfang an maximale Konsequenz, Mut und Lust auf Leistung und müssen über 90, 95 Minuten marschieren. Es ist keine Qualitätsfrage, wir haben das bereits gezeigt – aber genau das gilt es jetzt wieder abzurufen!“ So wollen unsere Hauptstädter die sportliche Situation und das erwähnte Spielglück wieder umdrehen.

Unseren Nachbericht gibt es auch in Leichter Sprache.

von Konstantin Keller