Florian Niederlechner, Marco Richter und Marvin Plattenhardt (v.l.n.r.) bejubeln die Treffer und schauen in die Ostkurve.
Profis | 26. Februar 2023, 11:58 Uhr

Mit dem richtigen Durchblick

Auf einmal waren die Sichtverhältnisse eingeschränkt. Zu Beginn der zweiten Halbzeit im Spiel unserer Herthaner gegen den FC Augsburg herrschte reges Schneetreiben im Berliner Olympiastadion. Dieser Niederschlag hatte zur Folge, dass sich die Bedingungen auf dem Rasen massiv veränderten. „Es war schon etwas komisch mit dem Schnee – die Sicht war etwas eingeschränkt, auch der Ball lief anders“, beschrieb Marco Richter seine Eindrücke vom Grün. Es entwickelte sich also der passende Rahmen für das bereits im Vorfeld von Sandro Schwarz prophezeite Kampfspiel. Unsere Spreeathener nahmen diesen Fight im Schneegestöber in Hälfte zwei mit Bravour an – und behielten den richtigen Durchblick! 

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Es ist immer etwas Besonderes gegen den Ex-Club. Gut, dass ich wieder getroffen habe, so darf es gerne weitergehen.
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-Marco Richter

Wiederholungstäter Richter 

Nach einem ereignisarmen ersten Durchgang, in dem Ex-Augsburger Florian Niederlechner nach bereits 120 Sekunden den einzigen nennenswerten Abschluss besaß, erhöhten unsere Blau-Weißen vor 40.552 Fans im zweiten Abschnitt den Druck. In der stärksten Phase belohnte sich unser Hauptstadtclub für den Aufwand und die Geduld. Mit einem Distanzkracher aus rund 25 Metern besorgte Richter die 1:0-Führung gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber (61.) – und markierte im vierten Duell mit den Fuggerstädtern seinen vierten Scorerpunkt (drei Tore, eine Vorlage). „Es hat nur ein Sieg gezählt, ich freue mich sehr. Viele Verwandte und Freunde von mir saßen auf der Tribüne – deswegen ist es umso schöner! Es ist immer etwas Besonderes gegen den Ex-Club. Gut, dass ich wieder getroffen habe, so darf es gerne weitergehen“, sagte der 25-Jährige zufrieden. Dass es sein vierter Saisontreffer mit einer Torwahrscheinlichkeit von nur 1,47 Prozent nebenbei auf Rang drei der unwahrscheinlichsten Tore der Saison geschafft hat, ist eine weitere nette Randgeschichte.

Kein Vorbeikommen an Kempf

Von diesen gab es am Samstagnachmittag so einige. Erstmals seit über einem Jahr gewann unsere Alte Dame zwei Heimspiele in Serie – und blieb dabei nach 105 Tagen mal wieder ohne Gegentor in einem Bundesliga-Spiel. Ganz zur Freude unseres Keepers. „Es ist lange her, dass wir zu Null gespielt haben. Daher ist dies ein sehr gutes Wochenende! Wir haben richtig stark verteidigt“, kommentierte Oliver Christensen erleichtert. Die Ausführungen unseres Schlussmanns lassen sich mit weiteren positiven Zahlen belegen: Von Augsburgs neun Torschüssen – vier nach dem 0:2 – kamen lediglich zwei auf unser Gehäuse. Das lag vor allem an der von Christensen erwähnten robusten Abwehrarbeit: Unsere Jungs entschieden 54 Prozent ihrer Zweikämpfe für sich. Marc Kempf, der das Feld in der Schlussphase angeschlagen verlassen musste, gewann gar 84 Prozent seiner 25 geführten Duelle. „Wir brauchen diese defensive Stabilität – die haben wir gegen Augsburg sehr gut auf den Platz bekommen“, lobte Coach Schwarz seine Hintermannschaft.

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Das fühlt sich sehr gut an, dieser Sieg war extrem wichtig für uns und steigert unser Vertrauen in uns selbst.
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-Dodi Lukébakio

Ließen die Kollegen hinten nichts zu, erhöhten die Offensivkräfte in Person des zur Pause eingewechselten Dodi Lukébakio nur wenige Minuten nach Richters Führungstreffer auf 2:0 (70.). Damit trugen sich exakt die beiden Akteure in die Torschützenliste ein, die auch bereits beim Erfolg im Hinspiel trafen. „Das fühlt sich sehr gut an, dieser Sieg war extrem wichtig für uns und steigert unser Vertrauen in uns selbst“, skizzierte der Belgier die blau-weiße Gefühlswelt, die sich nach dem fünften Saisonsieg mit nun 20 Punkten und Tabellenplatz 14 weiter verbessert hat. „Es fühlt sich gut an – es ist kein befreiendes Gefühl, sondern eher ein Gefühl der Zufriedenheit aufgrund der eigenen Leistung“, weiß Schwarz die Situation richtig einzuordnen.

Blick auf Bayer 04

Dieses positive Gefühl wollen unsere Berliner auch am kommenden Sonntag (05.03.23, 15:30 Uhr, Tickets buchen) bei Bayer 04 Leverkusen erleben – in dem Wissen, was es dafür braucht. „Wir dürfen uns jetzt nicht ausruhen, sondern müssen weiter so arbeiten und punkten“, gibt Tolga Ciğerci die Richtung für die Dienstreise ins Rheinland vor. Sollten unsere Spreeathener erneut den richtigen Durchblick behalten, stehen die Chancen auf Zählbares nicht schlecht.

Unseren Nachbericht gibt es auch in Leichter Sprache. 

von Simon Jötten