Kiek ma, wer da kommt: Augsburg
Im Fußball ist alles möglich – so lautet eine allseits bemühte Floskel, die manchmal aber einen wahren Kern hat. Beispielsweise mit Blick auf die Heimbilanz des FC Augsburg. Erstmals in der Bundesliga-Historie hat der FCA zu Saisonbeginn die ersten drei Partien im eigenen Stadion verloren. Darunter ein 0:2 gegen unsere Herthaner. Die sieglose Serie riss im Anschluss ausgerechnet gegen den FC Bayern. „Wir haben leiden müssen, aber in Summe bin ich sehr stolz, dass wir gegen diesen Gegner den ersten Heimsieg geholt haben“, freute sich Coach Enrico Maaßen seinerzeit. Doch trotz des Erfolgs tat sich der Aufsteiger von 2011 vor eigenem Publikum weiter schwer, verlor zwei Mal und holte bis Weihnachten nur zwei weitere Zähler. Komplett gewendet hat sich das Blatt allerdings nach der Winterpause. Auf einmal klappte es zu Hause gegen Mönchengladbach, Leverkusen und Hoffenheim mit dem Punkten. „Ich bin stolz, dass wir so eine Leistung abgerufen haben – und drei Mal hintereinander 1:0 gewonnen haben“, sagte Maaßen nach dem Sieg über die TSG. Wie die Stimmung im Südwesten Bayerns ist, welche Akteure sich in den Fokus gespielt haben und warum die Verantwortlichen auf die Auswärtsbilanz schauen, verrät herthabsc.com in der Gegnervorschau.
Die sportliche Situation: So gut es in diesem Kalenderjahr zu Hause läuft, so überschaubar ist die Punktausbeute bisher auswärts. In der Fremde mussten sich die Rot-Grün-Weißen zuletzt Dortmund (3:4), Freiburg (1:3) und Mainz (1:3) beugen. „Wir müssen das nicht zu einem großen Thema machen“, wiegelt der Übungsleiter jedoch ab. „In der Auswärtstabelle stehen wir mit zehn Punkten auf Platz 11. Wichtig ist, dass wir so klar verteidigen wie zu Hause auch und geradlinig mit dem Ball spielen.“ Unterm Strich überwiegen also die positiven Gefühle. Vor allem der späte Siegtreffer gegen Hoffenheim – nachdem der Videoschiedsrichter zuvor zwei Treffer kassiert hatte – sorgte für beste Stimmung. „Wir haben es von der ersten Sekunde an gezeigt, dass wir gewinnen wollten. Auch nach den nicht gegebenen Toren haben wir immer weiter daran geglaubt und hatten auf dem Platz das Gefühl, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir treffen“, erklärte Ermedin Demirović. Schlussendlich erlöste Fredrik Jensen Fans und Kollegen in der 88. Minute. Als 13. stehen die Fuggerstädter nun sieben Punkte vor unseren Spreeathenern. Gegen die Bayern verlor der Verein in der Hinrunde dann allerdings doch noch auf eigenem Rasen – nämlich mit 2:5 in der 2. Runde im DFB-Pokal.
[>]In der Auswärtstabelle stehen wir mit zehn Punkten auf Platz 11. Wichtig ist, dass wir so klar verteidigen wie zu Hause auch und gradlinig mit dem Ball spielen.[<]
Die Augsburger im Fokus: Gegen die Sinsheimer bejubelte Angreifer Demirović einen vermeintlichen Treffer, es wäre bereits sein achtes Saisontor gewesen. Unabhängig davon glänzt der ehemalige Freiburger dieser Tage auch als Vorlagengeber: Vier Assists stehen zu Buche. Mit der gleichen Zahl an Vorlagen sowie sechs Buden – allerdings bei fünf weniger absolvierten Partien – ist Sturmkollege Mërgim Berisha dem teaminternen Topscorer auf den Fersen. „Was Mërgim für Abschlussqualitäten hat, darüber brauchen wir nicht zu sprechen, das wissen wir alle“, lobte ihn unlängst sein Trainer. Einziger Haken: Der deutsche U21-Europameister, der mit Salzburg in Österreich Titel gewann und international spielte, ist nur bis Sommer von Fenerbahçe Istanbul ausgeliehen. Auffällig: Gemessen am xGoals-Wert (23,2), also den statistisch erwartbaren Toren, holt Augsburg mit bislang 26 Treffern ein Optimum heraus.
Die Schnittstellen: Als drittgefährlichster Akteur der Augsburger taucht nach wie vor ein gewisser Florian Niederlechner auf, dem im ersten Saisonabschnitt in 909 Minuten vier Tore gelangen. Sandro Schwarz ist froh, den großgewachsenen Rechtsfuß, der seit 2019 beim kommenden Gegner aktiv war, inzwischen in den eigenen Reihen zu haben: „Er ist ein guter Typ, der sich komplett mit Hertha BSC, der Mannschaft und seiner Aufgabe identifiziert." Bekanntlich ebenfalls eine Vergangenheit im Süden des Landes hat Marco Richter, der schon im Nachwuchs für die bayrischen Schwaben auflief und dort insgesamt neun Jahre (2012 – 2021) Spuren hinterließ. „Dass die Aufeinandertreffen mit dem FC Augsburg für mich besondere Spiele sind, muss ich nicht betonen. Es ist immer wieder schön auf ehemalige Kollegen und Weggefährten zu treffen. Gastgeschenke wird es jedoch nicht geben“, betont unsere Nummer 23. Den umgekehrten Weg ging einst unser Eigengewächs Arne Maier, das inzwischen die zweite Saison beim Bundesliga-Kontrahenten bestreitet.
Das Hinrundenduell: Durch das bereits erwähnte 2:0 beim FCA fuhren unsere Blau-Weißen Anfang September den ersten Dreier der Spielzeit ein. In einer dominant geführten Partie, in der unsere Jungs 16 Torschüsse abgaben, mehr Ballbesitz hatten und mehr Zweikämpfe gewannen, köpfte Dodi Lukébakio unsere Farben nach Vorlage von Marvin Plattenhardt in Führung (57.). In der dritten Minute der Nachspielzeit machte Richter den Deckel drauf. „Wir haben gute Mentalität bewiesen. Ich bin froh, dass ich mit meinen Toren dem Team helfen kann und versuche einfach, so oft es geht zu treffen. Mein Kopf ist sonst nicht meine stärkste Waffe, aber ich habe daran gearbeitet und das hat sich in diesem Spiel gelohnt“, berichtete Lukébakio nach dem Kräftemessen.
Die Meinung über unsere Elf: FCA-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw ist sich siegessicher. „Wir sind die bessere Mannschaft“, ließ der Abwehrspieler unter der Woche verlauten. Sein Übungsleiter, der auf Felix Uduokhai und Elvis Rexhbecaj (beide Muskelverletzung) verzichten muss, sagte mit Blick auf unsere Alte Dame: „Hertha hat eine gute Mannschaft, die ein sehr hohes, intensives Pressing spielt. In Dortmund hatten die Berliner viele Chancen, hätten durchaus gewinnen können. Wir brauchen eine absolute Topleistung“, erklärt der Fußballlehrer und führte weiter aus: „Die Partie ist zweifelsohne sehr, sehr wichtig. Wir haben eine Riesenchance uns abzusetzen, dafür müssen wir unsere Wucht auf den Platz bekommen.“