Gutes Gefühl
Als Schiedsrichter Christian Dingert am frühen Samstagabend gegen 17:25 Uhr das Heimspiel unserer Herthaner gegen den 1. FC Köln beendete, kamen die Emotionen im blau-weißen Lager sichtbar zum Vorschein: Das Trainerteam um Sandro Schwarz bildete eine Jubeltraube am Seitenrand, die Akteure auf dem Feld lagen sich in den Armen und auch unsere Spielanalysten klatschten sich nach getaner Arbeit auf der Tribüne ab. Als unsere Mannschaft anschließend noch vor die Ostkurve ging, um dort minutenlang den 2:0-Erfolg gemeinsam mit ihrer Anhängerschaft auszukosten, zelebrierten die Blau-Weißen auf den Rängen und auf der Tartanbahn den Sieg gemeinsam mit Gesängen, Hüpf- und Tanzeinlagen – Ausdruck purer Erleichterung. „Wir haben uns vor dem Spiel vorgenommen, alles zu geben. Die Fans haben es uns leicht gemacht und uns von der ersten Minute getragen. Es ist ein großartiges Gefühl, etwas zurückzugeben“, freute sich Schlussmann Oliver Christensen, der zunächst mit einigen klasse Paraden und seinem ersten Zu-Null-Spiel im Olympiastadion überzeugte, ehe der Keeper in der Kurve zu seinem bekannten Tanz ansetzte.
Dass dieser eingefahrene Dreier am letzten Bundesliga-Spieltag des Jahres vor der ungewöhnlich langen Unterbrechung besonders wichtig war, ließ sich in den Ausführungen der Protagonisten erkennen – vor allem an einem immer wiederkehrenden Wort. „Es ist wichtig, dass wir uns mit diesem Gefühl aus dem Kalenderjahr verabschiedet haben und unseren Fans dieses Gefühl mit nach Hause geben konnten“, formulierte Coach Schwarz seine Kernaussage an diesem Abend. Keeper Christensen kam um das G-Wort ebenso nicht herum: „In diesem Duell einen Sieg geholt zu haben, war brutal wichtig für uns. Nun gehen wir mit einem guten Gefühl in die Winterpause!“ Übungsleiter und Schlussmann verpassten es bei aller berechtigten Freude jedoch nicht, die Situation richtig einzuordnen. „Wir wissen, dass wir noch einiges zu tun haben, um mehr Punkte zu erzielen“, hob unser Trainer hervor und bekam erneut Zustimmung seines Torhüters: „Wir sollten uns aber nicht täuschen lassen, denn es gibt noch einige Dinge zu verbessern!“
Das Glück des Tüchtigen & Statistiken pro blau-weiß
Das Kräftemessen mit den Kölnern hätte hingegen nicht viel besser starten können. Nach einer präzisen Flanke von Marvin Plattenhardt, der den Rasen Mitte der ersten Hälfte mit muskulären Problemen im Adduktorenbereich (Schwarz: „Müssen die nächsten Tage schauen, wie es sich entwickelt“) frühzeitig verlassen musste, nickte Wilfried Kanga mit seinem zweiten Saisontor zum frühen 1:0 ein (9.). Dass die Rheinländer in Folge „drei Riesen“, wie es FC-Coach Steffen Baumgart nannte, ausgelassen hatten, gehörte allerdings auch zur Wahrheit. Dieses Glück des Tüchtigen erarbeiteten sich unsere Spreeathener, angetrieben von einer wieder mal atemberaubenden Kulisse mit 60.827 Fans, mit zunehmender Spieldauer jedoch selbst. Am Ende standen für unser Team mehr gewonnene Zweikämpfe (53 Prozent) sowie die höhere Anzahl an abgegebenen Torschüssen (17:10) und geschlagener Ecken (10:5) auf dem Statistikzettel.
[>]Vor dem Spiel wollten wir alles ausblenden und bei uns bleiben, das haben wir geschafft und überwintern auf einem Nichtabstiegsplatz. Im Januar machen wir weiter und wollen mehr Punkte holen![<]
Dass sich zu Beginn der zweiten Hälfte mit dem Treffer von Marco Richter (54.) der wichtigste Wert auf der Anzeigetafel noch einmal zugunsten unserer Herthaner verbesserte, spielte unserer Alten Dame für den restlichen Verlauf der Partie selbstverständlich in die Karten. „Bei meinem Tor habe ich nicht groß nachgedacht, musste den Ball mit dem ersten Kontakt nehmen – und er geht unter die Latte. Das war ein super Gefühl und freut mich“, beschrieb unsere Nummer 23 sichtlich glücklich. Der Torschütze bezog sich anschließend auch noch einmal auf die Tabellensituation. „Vor dem Spiel wollten wir alles ausblenden und bei uns bleiben, das haben wir geschafft und überwintern auf einem Nichtabstiegsplatz. Im Januar machen wir weiter und wollen mehr Punkte holen!“, warf Richter einen Blick nach vorne.
Training und Testspiele in den kommenden Wochen
Auch wenn zunächst erstmal keine Aufgabe im deutschen Oberhaus auf unsere Berliner wartet, schuften die Schwarz-Schützlinge in den kommenden Wochen weiter auf dem Trainingsplatz und messen sich in einigen Testspielen (alle Termine auf einem Blick in unserem Winterfahrplan). Das Ziel dieser täglichen Arbeit ist klar, wie Maximilian Mittelstädt untermauert: „Wenn wir mehr solcher Vorstellungen zeigen können, werden wir uns zukünftig auch öfter dafür belohnen!“ Und sollte dies gelingen, stünde weiteren emotionalen Fußballnachmittagen mit anschließenden Tanzeinlagen vor der Ostkurve nichts im Weg – einem guten Gefühl inklusive.