
Kiek ma, wo dit hinjeht: Stuttgart
Auch die späte Anstoßzeit änderte am vergangenen Freitag nichts an der Tatsache, dass die Kontrahenten des VfB Stuttgart oft etwas ausgeschlafener in die Begegnungen starten. Die Schwaben kassierten bei der 1:3-Niederlage in Mönchengladbach am 13. Spieltag der laufenden Bundesliga-Saison nämlich schon ihren achten Gegentreffer in der Anfangsviertelstunde. „Wir haben uns intensiv mit dem Thema beschäftigt und im Trainerteam und mit der Mannschaft darüber gesprochen“, erklärt Michael Wimmer mit Blick auf die frühen Rückstände. Der gebürtige Dingolfinger stieg Mitte Oktober vom Assistenz- zum interimsmäßigen Chefcoach auf. Vor dem Auswärtsspiel unserer Blau-Weißen im Schwabenland, das am Dienstag ebenfalls erst um 20:30 Uhr beginnt, schaut sich herthabsc.com das Team des 42-Jährigen einmal ganz genau an.
Die sportliche Situation: Seit dem Trainerwechsel bestritt der fünffache deutsche Meister fünf Pflichtspiele. Während davon zwei auswärts stattfanden und in Dortmund (0:5) sowie eingangs erwähnt in Mönchengladbach verloren gingen, gelangen in der eigenen Arena ausschließlich Siege. Gegen den VfL Bochum (4:1), den FC Augsburg (2:1) sowie den DSC Arminia Bielefeld (6:0) im DFB-Pokal erzielten Silas und Co. dabei stolze zwölf Treffer. Vor allem das Duell mit den Fuggerstädtern sieht Wimmer als Blaupause für weitere Heimauftritte. „Wir wollen erneut so auftreten: Mit Wucht nach vorne spielen und unsere Fans mitnehmen. So stelle ich mir unseren Fußball vor“, unterstreicht der Übungsleiter. In der Tabelle rangiert die Elf mit dem roten Brustring eine Position hinter unseren Spreeathenern. Wie schon am Ende der zurückliegenden Saison (33) haben beide Mannschaften auch aktuell (11) gleich viele Zähler auf ihrem Konto.
[>]Wir wollen erneut so auftreten: Mit Wucht nach vorne spielen und unsere Fans mitnehmen.[<]
Die Stuttgarter im Fokus: Die in dieser Runde bislang eingesetzten VfB-Profis sind durchschnittlich 23,6 Jahre alt. Diesen Wert unterbietet kein anderer Club in der deutschen Beletage. Ganz ohne Erfahrung und Routine geht es aber natürlich auch nicht. Eine umso wichtigere Rolle nimmt Wataru Endo ein. Der 29-Jährige ist nicht nur Kapitän des Aufsteigers von 2020, sondern auch einer der fleißigsten Akteure auf Seiten des Traditionsvereins. Immerhin absolvierte der Japaner seit Beginn der Spielzeit bereits 292 Zweikämpfe, wovon er 162 gewann – Zahlen, die kein Teamkollege des defensiven Mittelfeldspielers toppt. Sogar Maßstäbe im gesamten Oberhaus setzt Borna Sosa. Der Linksverteidiger unternahm nämlich – Stand jetzt – ligaweit die meisten Flankenversuche aus dem Spiel heraus. „Er ist ein Topspieler mit einer sehr hohen Qualität. Für mich ist er einer, der vorangeht. Seine Flanken mit links kennen wir. Aber er macht es jetzt auch mit rechts, da sieht man seine Entwicklung“, sagt Wimmer über den Kroaten, der bereits 47 Mal das Spielgerät mit einem weiten Schlag vor das gegnerische Tor beförderte.
Die Schnittstellen: Für Marc Kempf steht die erstmalige Rückkehr zum dreimaligen DFB-Pokalsieger seit seinem Abschied im vergangenen Winter an. „Bei allen persönlichen Befindlichkeiten wollen wir dieses Spiel für uns entscheiden. Gegen den FC Bayern waren wir schon dicht dran, gegen den VfB wollen wir uns nun für unseren Aufwand belohnen und gegen einen direkten Tabellennachbarn punkten“, stellt unsere Nummer 20 unmissverständlich klar. In Davie Selke, Fredi Bobic, Pablo Thiam, Vedad Ibišević, Andreas Menger, Hendrik Herzog und Ante Čović haben zudem zahlreiche weitere Herthaner eine Vergangenheit in der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Sami Khedira wiederum, der als Berater des Stuttgarter Managements fungiert, war in der Rückrunde der Saison 2020/21 für unsere Alte Dame im Einsatz.

Die besonderen Duelle: Im jüngsten Aufeinandertreffen behielten unsere Jungs vor heimischer Kulisse mit 2:0 die Oberhand. Selke schockte Ende April die schon da in der Anfangsphase anfälligen Weiß-Roten nach nur vier Minuten. „Ich habe auf die Flanke spekuliert und sie zum Glück gut erwischt. Ein überragender Ball von Platte, das ist seine ganz große Stärke“, gab unser Angreifer damals zu Protokoll, um hinzuzufügen: „Ich brauche nicht zu erklären, wie wichtig der Sieg war.“ Ishak Belfodil machte in der Nachspielzeit mit seinem Tor den Deckel auf die Begegnung. Bei den Schwaben warten unsere Berliner hingegen seit Februar 2014 auf einen Dreier. Beim 2:1-Auswärtserfolg vor achteinhalb Jahren bejubelten Levan Kobiashvili und Sandro Wagner jeweils einen Treffer für unseren Hauptstadtclub.
Die Meinung über unsere Elf: Der mutige Auftritt des Teams von Sandro Schwarz gegen den FC Bayern München blieb auch Wimmer nicht verborgen. „Hertha BSC hat eine interessante und spannende Mannschaft mit einem sehr guten Trainer“, lobt der Fußballlehrer seinen Gegenüber und dessen Schützlinge. Den Süddeutschen ist dabei bewusst, was im Duell mit unserer Alten Dame auf sie zukommt: „Sie spielen einen intensiven Fußball und sind vor allem nach Ballgewinn sehr stark“, weiß der Stuttgarter Coach.