Von gutem Gespür und großen Gefühlen
Mannschaft und Fans standen und sprangen zusammen vor der Ostkurve, die die vertrauten Lieder sang und in der unsere Anhängerinnen und Anhänger die blau-weißen Fahnen wehen ließen. War unseren Herthanern auf dem Rasen gegen Bayer Leverkusen also der erste Heimsieg der Spielzeit gelungen? Das leider nicht, doch die Zuschauerinnen und Zuschauer bewiesen nach dem umkämpften 2:2 (0:0) nicht zum ersten Mal in dieser Saison ein feines Gespür für den aufopferungsvollen Einsatz und die Bereitschaft unseres Teams. „Wir hatten am Ende sogar noch die Chance zum Sieg, daher sind wir jetzt gerade ein wenig enttäuscht. Aber: Wenn wir die Leistung sehen, das Spiel, das wir gegen eine gute Mannschaft mit viel Qualität gezeigt haben, dann ist das positiv. Die Fans wirkten in der Kurve auch zufrieden mit uns, das ist ein gutes Gefühl“, beschrieb Oliver Christensen die Berliner Gefühlswelt passend. „Die Mannschaft war sehr mutig, sehr aktiv. Unsere Leistung war sehr, sehr zufriedenstellend, die Atmosphäre und die Art und Weise, wie die Fans diese nach dem Spiel honoriert haben, überragend – nur mit dem Ergebnis hadern wir ein bisschen“, schlug Trainer Sandro Schwarz auf der Pressekonferenz in die gleiche Kerbe.
Hin und Her – Marco Richters großer Moment
Diesen Fazits vorangegangen waren 90 Minuten, die vieles von dem bereithielten, was uns alle am Fußballsport fasziniert. In einem umkämpften ersten Durchgang erspielten sich beide Teams Chancen zur Führung. Die beste besaßen dabei unbestritten unsere Spreeathener, Wilfried Kanga stand nach 37 Zeigerumdrehungen nur der Pfosten im Weg, sodass es zunächst mit einem torlosen Remis in die Kabinen ging. „Wir hatten einige Chancen, haben doppelt getroffen, da sind wir auf dem richtigen Weg“, unterstrich Marc Kempf. Denn nach dem Seitenwechsel nahm die Begegnung noch einmal zusätzlich an Fahrt auf. Nach einem Abseitstor von Suat Serdar gingen die Gäste aus dem Rheinland auf der Gegenseite durch einen Freistoß von Kerem Demirbay in Führung (49.). Doch durch einen fein zu Ende gespielten und von Serdar abgeschlossenen Angriff schlug unsere Alte Dame schnell zurück (55.), ehe Marco Richters großer Moment gekommen war: Durch ein Traumtor der eingewechselten Nummer 23 drehte unser Hauptstadtclub eine gute Viertelstunde vor Schluss die Partie. „Das Tor von Marco war sensationell, im Training macht er die Dinger auch so. Er hat einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er das kann“, staunte auch Marvin Plattenhardt über den sehenswerten Abschluss unseres Offensivspielers, den seine Kollegen gar nicht mehr loslassen wollten.
Aufregung in der Schlussphase
Große Gefühle, die jedoch noch nicht den Schlusspunkt des Nachmittages darstellten. Die Werkself egalisierte den Rückstand durch Patrík Schick schnell wieder und läutete damit ereignisreiche Schlussminuten mit Chancen zum Sieg auf beiden Seiten ein. „Leider haben wir es nicht hinbekommen, das Spiel hinten raus komplett auf unsere Seite zu ziehen“, fasste Coach Schwarz diese zusammen. Dabei erhitzte vor allem die 82. Minute die blau-weißen Gemüter: Jean-Paul Boëtius kam im Leverkusener Sechzehner zum Abschluss. Den ersten Versuch unseres Niederländers konnte Lukáš Hrádecký noch parieren, den zweiten blockte Odilon Kossounou, allerdings mit der Hand. Referee Benjamin Brand ließ das Spiel jedoch weiterlaufen. „Ich weiß nicht, warum der Schiri sich die Elfmeterszene nicht noch einmal angeschaut hat. Eigentlich ein Handelfmeter aus meiner Sicht“, schilderte unsere Nummer 10 seine Perspektive. „Am Ende wäre es gerecht gewesen, wenn wir uns mit drei Punkten belohnt hätten. Vor allem aufgrund der Elfmeter-Szene – für mich war das ein klares Handspiel“, pflichtete Serdar seinem Mitspieler bei.
Ein weiterer Schritt
So aber teilten sich beide Teams nach 90 äußerst umkämpften Minuten die Zähler. Unsere im ersten Moment geknickten Jungs erhielten die eingangs beschriebene Aufmunterung durch das Publikum, das den tollen Einsatz honorierte. „Ich bin gerade echt enttäuscht, weil ich das Gefühl habe, dass wir verdient hatten, dieses Spiel zu gewinnen. Wir haben auf dem ganzen Feld die Zweikämpfe geführt und für uns entschieden. Jetzt müssen wir dranbleiben und weiterarbeiten“, bilanzierte Jonjoe Kenny, der jedoch ebenfalls die Entwicklung unseres Teams sah und betonte: „Es wird immer besser und wir haben einen weiteren Schritt in die richtige Richtung gemacht!“ Ein gutes Gefühl, das unsere Jungs für die kommende Aufgabe mitnehmen.
[>]Wir hatten es verdient, dieses Spiel zu gewinnen. Jetzt müssen wir dranbleiben und weiterarbeiten. Es wird immer besser und wir haben einen weiteren Schritt in die richtige Richtung gemacht![<]
Nächster Halt Mainz
Am Freitagabend geht es dann unter Flutlicht beim FSV Mainz 05 (16.09.22, 20:30 Uhr, hier gibt es Tickets) weiter. „Wenn der Einsatz stimmt, ist immer und gegen jeden Kontrahenten etwas möglich. In Mainz kommt eine schwierige Aufgabe auf uns zu, aber wenn wir uns erneut so reinwerfen, haben wir gute Chancen“, brachte Serdar unsere Ausgangslage vor der Reise nach Rheinhessen auf den Punkt. Dort wollen unsere Hauptstädter erneut Zählbares einfahren, idealerweise in Form des nächsten Auswärtssieges. Gelänge der, wären beim anschließenden Gang in unsere Kurve mit Sicherheit auch wieder Gesänge und erneute große gemeinschaftliche Emotionen aller Herthanerinnen und Herthaner gewiss.