Berappeln!
Es war ein nur allzu verständlicher Reflex, den Marc Kempf unmittelbar nach dem Schlusspfiff und der 1:3-Niederlage unserer Blau-Weißen im Stadtduell beim 1. FC Union zeigte: Unsere Nummer 20 sank – von Frust gezeichnet – zu Boden und starrte mit leerem Blick auf den Rasen. Kurz darauf gesellte sich Filip Uremović zu seinem Teamkollegen, ehe Marvin Plattenhardt folgte und den beiden Innenverteidigern wieder auf die Beine half. „Die Fans sind natürlich enttäuscht. Auch uns Spieler schmerzt es sehr, erneut das Derby verloren zu haben“, erklärte der Kapitän unserer Blau-Weißen im Anschluss an den Mikrofonen.
Fehlende Kontrolle und Doppelschlag nach der Pause
Einige Augenblicke zuvor hatten sich Platte und Co. noch bei den in den Südosten unserer Hauptstadt mitgereisten Anhängerinnen und Anhängern für ihren Support bedankt. Dieser forderte vor allem auch Sandro Schwarz reichlich Respekt ab. „Wie sie uns schon während des Spiels unterstützt und dann auch danach reagiert haben, war ganz großer Sport“, sagte unser Cheftrainer anerkennend. Aus seiner Enttäuschung über den Auftritt unserer Herthaner machte der 43-Jährige keinen Hehl, mit einer ersten Analyse legte er den Finger sogleich in die Wunde. „Union war in vielen Bereichen besser, griffiger und galliger. Wir hatten in Halbzeit eins eine kurze Phase, in der wir eine gute Kontrolle hatten, haben diese aber wieder aus der Hand gegeben“, so Schwarz, der mitansehen musste, wie Jordan Siebatcheu die Hausherren in Führung brachte (31.).
[>]Das war nicht gut genug. Wir wussten, wie viel dieses Spiel unseren Fans bedeutet.[<]
An Kontrolle fehlte es auch direkt nach dem Seitenwechsel. Mit einem Doppelschlag sorgten die Köpenicker für die frühzeitige Vorentscheidung. Sheraldo Becker (50.) sowie Robin Knoche (54.) trafen innerhalb weniger Minuten und schraubten den Vorsprung der Hausherren in die Höhe. Mit Blick auf diesen Abschnitt der Partie fand unser Übungsleiter ebenfalls klare Worte. „Wir haben es vor allem an Kompromisslosigkeit in den Zweikämpfen vermissen lassen. Von den Elementen, die uns eigentlich auszeichnen sollen – wie Intensität und Schärfe – hatten wir zu wenig zu bieten“, unterstrich der gebürtige Mainzer. Im Spiel nach vorn monierte der Fußballlehrer den fehlenden Tiefgang. Mit der Hereinnahme von Stevan Jovetić, Chidera Ejuke und Debütant Wildfried Kanga versuchte unser Coach dem entgegenzuwirken (56.) – der Anschlusstreffer unserer Spreeathener durch Dodi Lukébakios feinen Schlenzer (85.) fiel allerdings zu spät. „Das war ein schwieriges Spiel, in dem wir nicht viele Räume hatten und zu wenige Lösungen gefunden haben. Erst gegen Ende ist uns das mal gelungen, so konnte ich das Tor erzielen“, hielt der 24-jährige Belgier fest.
Nächste Chance daheim gegen Frankfurt
Unter dem Strich stand somit ein unbefriedigendes Resultat. „Das war nicht gut genug. Wir wussten, wie viel dieses Spiel unseren Fans bedeutet. Deshalb sind wir sauer, traurig und enttäuscht, wir wollten diesen Sieg für Hertha und für sie holen“, gestand Oliver Christensen. Entscheidend wird es nun jedoch sein, sich wieder zu berappeln. Getreu dem Motto: Hinfallen, Aufstehen, Weitermachen. Mit ihrer realistischen Einschätzung des Geschehens haben unsere Berliner vor dem anstehenden Heimauftakt in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt (13.08.22, 15:30 Uhr, jetzt Tickets bestellen) schon den ersten Schritt in die richtige Richtung getan. “Es ist extrem wichtig, jetzt keine Weltuntergangsstimmung aufkommen zu lassen. Es ist ärgerlich – aber zum Glück gibt es im Fußball immer die Chance, mit fleißiger Arbeit schnell ein anderes Gesicht zu zeigen”, bekräftigte unser Trainer, der dabei einen Aspekt besonders hervorhob: “Wichtig ist, ehrlich untereinander zu sein: Wir sind nicht so aufgetreten, wie wir das wollen und wie es unser Anspruch ist. Aggressivität gegen den Ball und gegenseitiges Unterstützen sind Themen, die nun auf uns zukommen”, gab Schwarz die Marschroute für die kommenden Tage vor und wischte damit auch den ersten Reflex der Niedergeschlagenheit bestimmt beiseite.
[>]Es ist extrem wichtig, jetzt keine Weltuntergangsstimmung aufkommen zu lassen. Es ist ärgerlich – aber zum Glück gibt es im Fußball immer die Chance, mit fleißiger Arbeit schnell ein anderes Gesicht zu zeigen.[<]