Der DFB-Pokal und seine Gesetze
Der DFB-Pokal hat seine eigenen Gesetze. Wer dafür noch einen Beweis benötigt, dem sei ein Blick auf die diesjährige 1. Hauptrunde nahegelegt. So mancher höherklassige Verein musste die Segel streichen, darunter leider auch unser Hauptstadtclub als einer von drei Bundesligisten (Stand: Sonntag). Der perfekte Abschluss unserer Jubiläumswoche zum 130. Vereinsgeburtstag - er blieb an der Hamburger Straße leider aus. Nach Elfmeterschießen unterlagen unsere Herthaner der Eintracht aus Braunschweig mit 9:10. „Es ist extrem ärgerlich, dass wir über weite Strecken ein dominantes Spiel gezeigt haben und dennoch als Verlierer vom Platz gegangen sind“, drückte Sandro Schwarz stellvertretend für unseren Club seine Enttäuschung aus.
Kontrolliertes Spiel mit klarer Idee
In der Tat erlebte unser Coach bei seiner Premiere eine blau-weiße Mannschaft, die im ersten Durchgang viel von seinen Vorgaben umsetzte. Klarer Spielaufbau, Tempo und aggressives Gegenpressing zeichnete den Aufritt unserer Spreeathener aus. Davie Selke (10.) und Myziane Maolida (42.) schossen folgerichtig ein 2:0 heraus, das sogar noch höher hätte ausfallen können. „Wir haben eine sehr gute Halbzeit gespielt, sind verdient in Führung gegangen und hatten Chancen für mehr Tore“, fasste unser Fußballlehrer das Geschehen zusammen. Mit mehr Ballbesitz und gewonnenen Zweikämpfen war unsere dominante Alte Dame klar auf Kurs.
[>]Wir haben eine sehr gute Halbzeit gespielt, sind verdient in Führung gegangen und hatten Chancen für mehr Tore. In der 2. Halbzeit haben wir von Minute zu Minute weniger gut verteidigt und zu große Abstände gehabt.[<]
Von diesem kamen unsere Jungs nach dem Seitenwechsel jedoch ab. Es entwickelte sich ein typisches Pokalspiel inklusive Spielverlauf, den kein Drehbuchautor besser hätte niederschreiben können. Unsere Blau-Weißen trafen auf Braunschweiger, die nichts mehr zu verlieren hatten. Und agierten weit weniger konsequent als in den ersten 45 Minuten. „In der 2. Halbzeit haben wir von Minute zu Minute weniger gut verteidigt und zu große Abstände gehabt. Wir brauchen über die volle Distanz Zweikampfschärfe“, monierte Schwarz, der die Folge miterleben musste: Während Dedryck Boyata vorne noch das 3:0 liegen gelassen hatte (59.), verursachte unser Abwehrspieler hinten einen Elfmeter, der zum 1:2 führte (63.). Kaum 180 Sekunden später setzte es sogar den Ausgleich (66.). „Es gibt im Pokal immer wieder solche Spiele, in denen man einen Knick bekommt, obwohl man eine überragende erste Hälfte gespielt hat. Dafür haben wir uns nicht belohnt. Wir haben mehrere hundertprozentige Chancen nicht verwandelt“, schlug Prince Boateng in die gleiche Kerbe (Alle Stimmen). Kapitän Marvin Plattenhardt stellte selbstkritisch fest: „Wir haben den Faden verloren und waren nicht mehr so griffig.“
Nach Rückschlag: Mentalität gezeigt
Treffsicherer war der Zweitligist, der angetrieben vom Publikum urplötzlich seine Chance witterte und mit der ersten Aktion in der Verlängerung nach einem Umschaltmoment sogar in Führung ging (91.). Der Pokalfight war zu diesem Zeitpunkt bereits in vollem Gange. „Wir haben sehr einfache Gegentore bekommen. Wir werden der Mannschaft zeigen, was wir – gerade in diesen Momenten – nicht gut verteidigt haben“, legte unser Cheftrainer den Finger in die Wunde. Dennoch steckten unsere Berliner nicht auf. Lucas Tousart gelang mit einem noch abgefälschten Schuss das 3:3 (103.). Als nach schöner Vorlage des eingewechselten Stevan Jovetić Dodi Lukébakio perfekt getimt zum 4:3 (106.) chippte, glaubte selbst die Eintracht nicht mehr an den Sieg. „Wir sind wieder zurückgekommen und haben Mentalität gezeigt“, zog Schwarz positive Erkenntnisse aus dieser Phase der Begegnung. Doch nicht unseren Herthanern gehörte das letzte Wort in diesem Schlagabtausch: Ein letzter verzweifelter Versuch der Niedersachsen brachte aus dem Nichts das 4:4 (118.).
Das Drama fand seinen letzten Akt also aus elf Metern. „Wir haben das Spiel nicht nach Hause gebracht. Elfmeterschießen ist immer auch Lotterie“, sagte unser Übungsleiter. Und in dieser besiegelten die Fehlschüsse von Plattenhardt und Marc Kempf das bittere Pokalaus. „Es ist extrem schade, weil viele gute Sachen dabei waren, die wir uns in der Vorbereitung erarbeitet haben – aber es zeigt, dass wir eben weiterarbeiten müssen. Wir sind raus, aber es geht weiter!“, fasste Boateng unterm Strich zusammen und hatte dabei das Derby am kommenden Samstag (06.08.22, 15:30 Uhr) in Köpenick im Sinn. „Wir haben die Aufgabe, es Samstag zusammen definitiv besser hinzubekommen“, weiß Schwarz ebenso wie Mannschaft und Fans. Denn trotz des bitteren Resultats machten die mitgereisten Anhänger im Gästeblock unseren Spielern Mut für den Bundesliga-Auftakt und die bevorstehende Spielzeit, die wieder ihre ganz eigenen Gesetze haben wird.
[>]Es ist extrem schade, weil viele gute Sachen dabei waren, die wir uns in der Vorbereitung erarbeitet haben – aber es zeigt, dass wir eben weiterarbeiten müssen. Wir sind raus, aber es geht weiter![<]