„Alles für dieses Trikot geben“
Angedacht war stummer Jubel für ein Foto, aber Agustín Rogel ist kein Mann für halbe Sachen: Aufgefordert zu einer solchen Pose lässt der erste Uruguayer unserer Vereinsgeschichte die Traumfabrik mit einem lautstarken „Goool!“-Ruf erzittern. Es ist diese Leidenschaft, die den Verteidiger bei seinem vorherigen Arbeitgeber Estudiantes de la Plata so beliebt werden ließ – und nun will Rogel mit dieser Einsatzfreude auch bei unseren Spreeathenern überzeugen. „Es ist meine Philosophie, dass man vielleicht nicht immer gewinnen kann, aber stets alles für den Erfolg getan haben muss“, verrät die neue Nummer 3 und unterstreicht: „So möchte ich alles für dieses Trikot geben und meinen Teil dazu beitragen, dass wir den Menschen, die es mit Hertha halten, Freude bereiten!“ Im Gespräch mit herthabsc.com spricht der Mann aus Montevideo außerdem über Spitznamen, Hobbys und den Austausch mit alten Bekannten.
herthabsc.com: Agustín, willkommen in Berlin! Zum Einstieg eine persönliche Frage: Was ist dein Lieblingsnachtisch?
Rogel: (lacht) Ein Rogel, klar! Ich weiß nicht, wie bekannt der in Europa ist, es ist ein süßer Kuchen mit viel dulce de leche (eine Creme aus Milch, Zucker und Vanille, Anm. d. Red.), der in Südamerika sehr populär ist.
herthabsc.com: Wie passend - wir fragen auch deshalb, weil wir bei unserer Recherche auf deine Spitznamen Postrecito (Nachtischchen) und Pastelito (Küchlein) gestoßen sind. Wie kamst du zu denen?
Rogel: Ich habe sie von argentinischen Journalisten während der Übertragung eines Spiels bekommen! Bei Estudiantes bin ich sehr herzlich empfangen worden, das war einfach eine schöne Geschichte. Mir wurde dort nach einer nicht ganz einfachen Zeit die Tür geöffnet und ich trage die tollen Erlebnisse im Herzen. Deswegen mag ich die beiden Namen, auch wenn ich üblicherweise eher Agu gerufen werde.
herthabsc.com: Ok, dann nennen wir dich auch Agu! Richten wir den Blick nun aufs Sportliche: Wann und wie fiel deine Entscheidung, deinen Weg bei Hertha fortzusetzen?
Rogel: Den Schritt habe ich mir nicht einfach gemacht, da ich mich bei Estudiantes sehr wohl gefühlt habe und der Club mich eigentlich noch nicht gehen lassen wollte. Aber als wir aus der Copa Libertadores ausgeschieden sind, wusste ich, dass das sportlich der passende Moment ist. Nun will ich maximal hart arbeiten, um der Mannschaft möglichst eine Hilfe sein zu können und mich hier gut einzufügen und zu entwickeln.
herthabsc.com: Was möchtest du mit unserem Verein erreichen?
Rogel: Ich will erst einmal in der neuen Umgebung ankommen, meine Teamkollegen kennenlernen und dann: arbeiten, arbeiten, arbeiten! Es ist meine Philosophie, dass man vielleicht nicht immer gewinnen kann, aber stets alles aus sich herausholen und für den Erfolg tun muss. Wenn wir das zusammen umsetzen, hoffe ich auf schöne Momente mit Hertha!
[>]Viel Einsatz und die Bereitschaft, für den Erfolg Opfer zu bringen, gehören für mich einfach dazu.[<]
herthabsc.com: Viele unserer Fans haben sich schon über Highlight-Videos informiert, aber wir möchten dich auch selbst fragen: Kannst du dich als Spieler beschreiben? Auf was für einen Typ können sich unsere Anhängerinnen und Anhänger freuen?
Rogel: Ich würde mich als typischen uruguayischen Spieler charakterisieren: Viel Einsatz und die Bereitschaft, für den Erfolg Opfer zu bringen, gehören für mich einfach dazu. Außerdem mag ich besonders das Kopfballspiel, so habe ich zuletzt auch einige Tore erzielen können und hoffe natürlich, dass ich daran anknüpfen kann! So möchte ich alles für dieses Trikot geben und meinen Teil dazu beitragen, dass wir den Menschen, die es mit Hertha halten, Freude bereiten.
herthabsc.com: Du weißt, wie man Fans mit Einsatz glücklich machen kann – auch, weil du schon einige heiße Duelle gespielt hast, zum Beispiel den Clásico in deiner Heimatstadt Montevideo oder den Clásico Platense in la Plata. Auf welche Begegnungen freust du dich jetzt in der Bundesliga besonders?
Rogel: Das erste Derby gegen Union ist ja schon gespielt, diese Spiele werden aber mit Sicherheit ein besonderes Erlebnis, ich mag solche Duelle. Grundsätzlich möchte ich aber jedes Spiel wie ein Finale angehen, möglichst oft auflaufen und alles geben – völlig egal, ob es wie zuletzt gegen Dortmund oder wie jetzt am kommenden Sonntag gegen Augsburg geht. In jedem Spiel gibt es die Chance auf wichtige Punkte!
herthabsc.com: Du bist der erste Uruguayer in unserer 130-jährigen Vereinsgeschichte. Ist das etwas Besonderes für dich?
Rogel: Echt? Das wusste ich noch nicht und es macht mich natürlich sehr stolz! Hoffentlich kann ich dem gerecht werden und hier Spuren hinterlassen.
herthabsc.com: Außerdem bist du der zweite Akteur mit Estudiantes-Vergangenheit, der zu uns kommt. Der erste war Santiago Ascacíbar! Kennt ihr euch?
Rogel: Ja, wir sind mit unseren U-Nationalmannschaften bereits mehrmals aufeinandergetroffen. Außerdem haben wir mal gequatscht, als er im Januar in la Plata war. Ich hätte damals nie gedacht, dass ich dann im Sommer hierherwechsele, daher konnte ich ihn damals leider noch nicht fragen, wie es ihm gefällt (schmunzelt).
herthabsc.com: Hast du dir vor deinem Transfer noch Tipps von weiteren Kollegen zur Bundesliga geholt?
Rogel: Ich habe José Sosa gesprochen, der einige Wochen vor meinem Wechsel nach Berlin zu Estudiantes gewechselt ist. Er hat mir von seinen Eindrücken (Sosa stand zwischen 2007 und 2010 beim FC Bayern unter Vertrag, Anm. d. Red.) aus der Bundesliga erzählt – dass ich in eine der weltbesten Ligen kommen würde und er sich vorstellen kann, dass ich mit meinem Profil und meiner Arbeitseinstellung gut hierher passen könnte.
herthabsc.com: Ein Blick auf deine Social-Media-Kanäle verrät schnell, wie wichtig deine Familie für dich ist. Kannst du beschreiben, welchen Anteil sie an deiner Karriere hat?
Rogel: Sie waren immer für mich da, in guten und weniger schönen Momenten. Dieser familiäre Rückhalt war und ist extrem wichtig für mich. Ich liebe sie sehr und werde sie jetzt so oft wie möglich anrufen (lächelt).
herthabsc.com: Wer begleitet dich nach Berlin? Warst du schon einmal hier?
Rogel: Meine Partnerin Lucía wird mit mir kommen, wir sind seit fünf Jahren zusammen und nehmen auch unser Hündchen mit. Wir haben schon einige Reisen nach Europa unternommen, aber in Deutschland waren wir bisher noch nicht. Jetzt ist es natürlich besonders spannend, direkt hierherzuziehen. Ich hoffe, dass ich die Erfahrung genießen werde – und klar, im ersten Schritt werde ich ein weiterer Tourist sein, der Berlin entdeckt (grinst)!
herthabsc.com: Was machst du außerdem am liebsten in deiner Freizeit, wenn du gerade nicht auf dem Platz stehst?
Rogel: Ich lese gerne! Zuletzt habe ich mir ein Buch über Medizin gekauft, dass ich mir mal zu Gemüte führen möchte. Darüber hinaus mache ich gerne Spaziergänge mit meinem Hund und entdecke dabei neue Orte.