
Blau-weiße Legenden & ein Weltmeister in Brasilien
Der Fußball schreibt bekanntlich seine eigenen Geschichten - so auch im Fall von Thomas Hammer. Geboren und aufgewachsen in Berlin, nimmt ihn sein Vater schon früh mit zu unseren Blau-Weißen. Es ist der Anfang einer Liebe, die weit über Landes- und Kontinentalgrenzen hinausreichen wird; einer Liebe, die den Exil-Herthaner nicht nur nach Brasilien begleiten, sondern später auch mit einem Weltmeister bekannt machen soll. „Hertha BSC ist mein Verein", betont der Fan.
Von Zweitliga-Fußball bis Siege gegen Bayern
Erstmals sieht Hammer unsere Alte Dame 1993 als Fünfjähriger im Olympiastadion. Im Mittelfeld agiert ein junger Niko Kovač, auf der Tagesordnung steht meistens „dreckiger“ Zweitliga-Fußball. Erinnerungen an eine übermächtige, oft leere, aber doch faszinierende Spielstätte bleiben zurück. Es ist nicht die letzte Partie, die der Herthaner besuchen wird. Mit dem Aufstieg 1997 bekommt er seine erste Dauerkarte, spätestens da sind die Auftritte unserer Spreeathener nicht mehr aus seinem Alltag wegzudenken. An ein Aufeinandertreffen denkt Hammer nach wie vor immer wieder zurück. Am 23. Spieltag ist Rekordmeister Bayern München zu Gast. Das Olympiastadion? Restlos ausverkauft an diesem bewölkten Februar-Nachmittag 1998. Und die Fans erleben eine mitreißende Begegnung. Als aufgestiegener Underdog besiegen unsere Blau-Weißen die Übermacht aus Bayern durch Tore von Michael Preetz und Ante Čović mit 2:1.
Im Jahr danach belohnt sich unser Verein mit dem Einzug in die UEFA Champions League. Hammer war natürlich hautnah dabei. „Besonders klar habe ich das Match gegen Galatasaray Istanbul im Oktober 1999 im Kopf. Nicht wegen der 2:4-Heimniederlage, sondern weil damals eine unfassbare Stimmung herrschte. Die türkischen Fans waren unfassbar laut und eine unserer Legenden, Gábor Király, hat damals noch einen irren Ausflug an die Eckfahne hingelegt.“ Doch die Zeiten seines absoluten Lieblingsspielers in unseren Farben folgen erst noch. „Marko Pantelić ist für mich der beste Stürmer, den wir je hatten. Er hat das Stadion mit jedem Ballkontakt in Strafraumnähe angezündet. So unberechenbar am Ball, so ein Wahnsinns-Abschluss. Ich bewundere ihn bis heute.“
[>]„Marko Pantelić konnte das gesamte Stadion mit einem Ballkontakt anzünden. Ich bewundere ihn bis heute.“[<]

Von der Spree an den Rio Tietê
Nach dem serbischen Angreifer sind einige Profis auf Torejagd für unseren Club gegangen. Auch Hammers weiteren Weg zeichnen Veränderungen. Seit 2020 lebt der 34-Jährige in São Paulo. Dabei wollte der Bankangestellte eigentlich nur einen Freund in der brasilianischen Metropole besuchen. „Ich konnte nicht wieder zurück. Jeder, der schon einmal in Brasilien war, wird das nachempfinden können.“ Den Alltag am anderen Ende des Atlantiks beschreibt der Fußballliebhaber als Lebensfreude pur. „Wie kein anderes Volk wird hier der Moment gelebt. Die Menschen sind unglaublich herzlich und ziehen aus jeder noch so schwierigen Situation das Positive.“
Den Verein seines Herzens hat der Berliner natürlich nicht zurückgelassen, auch die stattliche Sammlung von zwölf Trikots hat er mitgenommen. Häufig sitzt der Herthaner samstags um 10:30 Uhr (UTC-3) im blau-weißen Dress am Strand, um die Duelle unserer Alten Dame zu verfolgen.

Weltmeister gibt es in Brasilien viele
Einen Gesprächspartner, mit dem er über unseren Club reden kann, hat er inzwischen auch schon gefunden: mitten im Lockdown in São Paulo in einem griechischen Restaurant. Am Nebentisch sitzt der ehemalige Spreeathener Luizão, ein Weltmeister von 2002. Die beiden kommen ins Gespräch und treffen sich im Anschluss öfter auf der einen oder anderen „festa“. Die Bekanntschaft vertieft sich, sodass der ehemalige Stürmer den Wahl-Brasilianer zu seinem Geburtstag in einen Beach Club einlädt. Eine Begegnung mit einem anderen wohlbekannten Ex-Herthaner blieb Hammer bisher allerdings verwehrt. „Marcelinho konnte ich bisher noch nicht auftreiben. Er ist nicht oft in São Paulo, aber die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt er grinsend. Genug Zeit dafür hat der „Gringo“, wie er sich selbst gerne nennt. Denn obwohl ihm die Stadionbesuche in unserem Wohnzimmer fehlen, denkt er in naher Zukunft nicht an eine Rückkehr in unsere schöne Stadt an der Spree.