Marc Oliver Kempf hält sein neues Trikot in den Händen.
Profis | 25. Januar 2022, 19:38 Uhr

"Ich halte überall meine Knochen rein"

Frankfurt, Freiburg, Stuttgart – und nun Berlin! Hertha BSC und die Hauptstadt sind für Marc Oliver Kempf die vierte Profi-Station in seiner Laufbahn, die vierte Bundesliga-Station. Die Verbindung zum deutschen Oberhaus steckt beim 26-Jährigen in den Kinderschuhen. „Ich bin größtenteils mit der Bundesliga aufgewachsen. Ich erinnere mich gerne zurück, als ich früher mit meinem Bruder am Wochenende Bundesliga geschaut habe – das war ein großes Highlight für uns", schmunzelt der Innenverteidiger, der bei unserem Hauptstadtclub ein Arbeitspapier bis 2026 unterschrieben hat. Auf was sich alle Herthanerinnen und Herthaner bei unserer neuen Nummer 20 besonders freuen dürfen, welcher Aspekt dem Abwehrspieler im Gespräch mit Fredi Bobic besonders imponierte und wie der Nachwuchs das Leben im Hause Kempf veränderte, hat der Linksfuß im Interview mit herthabsc.com verraten. 

herthabsc.com: Marc Oliver, herzlich willkommen bei Hertha BSC. Auch wenn du diese Frage bestimmt nicht zum ersten Mal gestellt bekommst, müssen wir zu Beginn einmal Fakten schaffen: Marc Oliver, Marc oder Oliver – wie möchtest du von uns angesprochen werden?
Kempf: Dankeschön. Marc ist vollkommen ausreichend, so rufen mich die meisten. Nur im Fernsehen oder bei den Mannschaftsaufstellungen werde ich Marc Oliver genannt. Das ist ein klassischer Zweitname, irgendwann kam mal der Bindestrich dazu, warum auch immer (schmunzelt). Geschrieben werde ich nämlich ohne Bindestrich. Spitznamen habe ich aber auch noch: Ganz früher wurde ich Kämpfer genannt, in den vergangenen Jahren nur noch „Kempfi“ – eins von beiden passt mir schon ganz gut (lacht).

herthabsc.com: Nachdem wir das geklärt haben, sprechen wir über deinen Wechsel: Schenkt man der Gerüchteküche seinen Glauben, ist ein Transfer seit geraumer Zeit Thema gewesen. Wie glücklich bist du, dass dieser nun in der Wintertransferperiode zustande gekommen ist?
Kempf: Aufgrund der zurückliegenden Wochen in Stuttgart hat sich meine Meinung zu einem Wechsel im Winter nochmal verstärkt. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass der Transfer bereits zum jetzigen Zeitpunkt über die Bühne gegangen ist und dass ich schon in der Rückrunde mit den neuen Kollegen angreifen kann. Wir haben eine schwierige Aufgabe vor uns – ich freue mich, dabei tatkräftig mithelfen zu können.

herthabsc.com: Nimm uns mal mit in die Gespräche: Wie lief der Austausch mit unseren Verantwortlichen ab und was hat am Ende den Ausschlag für Hertha BSC gegeben?
Kempf: Ich hatte ein sehr gutes Gespräch mit Fredi Bobic. Ich wusste aus seiner Zeit bei Frankfurt, dass da ein Interesse an meiner Person besteht und das ist natürlich ein positives Gefühl, wenn da jemand über einen längeren Zeitraum an dir festhält. Ich bin grundsätzlich jemand, der sich Herausforderungen stellt. Der Verein hat mit Berlin natürlich auch eine tolle Stadt im Hintergrund. Ich habe ein gutes Gefühl, dass ich auf coole Leute treffe, mit denen ich gut und vor allem erfolgreich zusammenarbeiten kann.

[>]
Ich hatte ein sehr gutes Gespräch mit Fredi Bobic. Ich wusste aus seiner Zeit bei Frankfurt, dass da ein Interesse an meiner Person besteht und das ist natürlich ein positives Gefühl, wenn da jemand über einen längeren Zeitraum an dir festhält.
[<]

-Marc Oliver Kempf

herthabsc.com: 1,86 Meter groß, Linksfuß, robuster Zweikämpfer: Auf welchen Typ Abwehrspieler können sich unsere Fans freuen?
Kempf: Ich finde es immer schwierig, über mich selbst zu reden. Aber es ist ein Mix aus allem. Ich versuche, das Spiel von hinten gut aufzubauen und bin mir auf dem Rasen für nichts zu schade. Ich halte überall meine Knochen rein. Die Fans können sich auf einen anständigen Typen freuen, der für seine Mannschaft alles gibt und eine gewisse Mentalität mitbringt.

herthabsc.com: Eintracht Frankfurt, SC Freiburg, VfB Stuttgart – und nun Hertha BSC: Du scheinst ein Kind der Bundesliga zu sein. Was fasziniert dich an der Liga?
Kempf: Das Hauptkriterium ist, dass ich größtenteils mit der Bundesliga aufgewachsen bin. Ich erinnere mich gerne zurück, als ich früher mit meinem Bruder am Wochenende Bundesliga geschaut habe – das war ein großes Highlight für uns. Außerdem ist die Sprache ein wichtiger Faktor, nicht nur für mich, sondern vor allem für die Familie. Ich bin seit über zwei Jahren verheiratet und habe einen anderthalbjährigen Sohn. Da ist es besonders wichtig, dass man ein gutes Umfeld und zu Hause für seine Familie hat.

herthabsc.com: Du hast in deiner bisherigen Laufbahn fünf Mal gegen unsere Blau-Weißen gespielt, dabei sogar zwei Treffer erzielt – unsere Alte Dame scheint dir zu liegen. Mit wieviel Vorfreude blickst du auf die Zeit bei Hertha? 
Kempf: Erstmal freue ich mich darauf, schon am Mittwoch mit den Jungs auf dem Platz stehen zu dürfen. Ich konnte es die vergangenen Tage kaum abwarten, in Berlin anzukommen. Ich möchte hier einfach Gas geben und glaube, dass bei Hertha in der nächsten Zeit etwas ganz Tolles entstehen kann. Das ist mit viel Herzblut und Arbeit verbunden, denn jeder weiß, dass einem nichts geschenkt wird. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass wir erfolgreich sind.

[>]
Seitdem mein Sohn tagsüber weniger schläft, bin ich Vater in Vollzeit, wenn ich zu Hause bin. Ich genieße jeden Moment mit dem Kleinen und mit meiner Frau.
[<]

-Marc Oliver Kempf

herthabsc.com: Mit Alexander Schwolow, Niklas Stark, Lukas Klünter, Santiago Ascacíbar, Vladimír Darida und Davie Selke hast du bereits zusammengespielt, auch unser Teammanager Hermann Dörner ist dir bekannt. Hast du dich mit den Jungs über unseren Club ausgetauscht?
Kempf: Nik (Niklas Stark; Anm. d. Red.) und ich haben denselben Bekannten, da reden wir schon mal ab und an über das Fußballgeschäft. Aber im Vorfeld des Wechsels habe ich mich nicht explizit mit jemandem über den Club unterhalten. Ich habe mir meine eigene Meinung gebildet. Für mich ist am Ende maßgeblich entscheidend, dass ich selbst von der Sache überzeugt bin und meine eigene Entscheidung treffe.

herthabsc.com: Jetzt haben wir schon intensiv über deine Verbindungen zu unserem Club gesprochen. Blicken wir in die Zukunft: Wie lauten deine persönlichen Ziele, aber auch deine Vorhaben mit der Mannschaft?
Kempf: Ich möchte meine Leistung einbringen und der Mannschaft weiterhelfen, so dass wir relativ schnell den Anschluss ans gesicherte Mittelfeld herstellen und in der Tabelle da unten rauskommen. Wir wollen nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Langfristig wollen wir hier etwas Gutes aufbauen und eher nach oben als nach unten schauen, das gefällt jedem besser. Ich möchte meine Torgefahr, die ich in dieser Saison mit drei Treffern wiederentdeckt habe, miteinbringen. Meinen persönlichen Torrekord in einer Spielzeit habe ich schon gebrochen, den möchte ich natürlich weiter ausbauen (grinst).

herthabsc.com: Abschließend schauen wir neben den Rasen: Wen bringst du mit nach Berlin, kennst du die Stadt bereits und wie verbringst du die Zeit ohne Fußball? 
Kempf: Früher habe ich sehr gerne gezockt. Seitdem mein Sohn tagsüber weniger schläft, bin ich Vater in Vollzeit, wenn ich zu Hause bin. Ich genieße jeden Moment mit dem Kleinen und mit meiner Frau. Wenn Nachwuchs ins Haus kommt, ändert sich eine Menge. Aber das möchte ich in keinem Fall missen. Geplant ist, dass die beiden in der nächsten Woche nach Berlin kommen. Und was ich nicht vergessen darf zu erwähnen: Ich freue mich sehr auf den Berliner Akzent (lacht).

von Julia Kalsbach, Simon Jötten