Mit sehr viel Herz
Es waren Momente, die unsere blau-weißen Herzen höherschlagen ließen: Nach Abpfiff feierten unsere Jungs ausgepowert, aber glücklich vor der Ostkurve. Im weiten Rund holte sich unsere Mannschaft nach dem knappen 1:0-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach ihren verdienten Applaus ab. Die Herthanerinnen und Herthaner im Olympiastadion bewiesen dabei ein feines Gespür und honorierten den defensiv kompromisslosen, offensiv effektiven und vor allem über 90 Minuten leidenschaftlichen Vortrag, mit dem unsere Elf den vierten Saisontriumph regelrecht erzwang. „Zum Schluss war es ein verdienter Arbeitssieg. So ein Erfolg ist wichtig für die Jungs – das gibt Selbstvertrauen“, hielt Pál Dárdai einige Minuten nach der Ehrenrunde seiner Spieler zufrieden fest.
Dagegengehalten und reingekämpft
Auf dem Rasen hatten Dárdais Schützlinge wie vor dem Spiel anvisiert Taten sprechen lassen, auch wenn die ersten 40 Minuten schnell erzählt sind: Die Borussia vom Niederrhein hatte mehr von der Partie, doch unsere Spreeathener verhinderten nahezu alle klaren Möglichkeiten mit Geschick und dem nötigen Matchglück. „Die taktische Disziplin hat von Anfang an gepasst. Aber es war schwierig, weil der Gegner uns gut angelaufen hat“, sagte Dárdai, der mit den Seinen einen Schreckmoment überstand, als Schiedsrichter Benjamin Cortus erst auf Strafstoß entschied, seinen Pfiff nach Sichtung der Videobilder aber zurücknahm (10.). Von Minute zu Minute kämpften sich unsere Berliner danach in einer hektischen, von vielen Duellen geprägten Begegnung besser rein. „Es hätte der Punkt kommen können, an dem die Jungs unsicher geworden wären. Doch dann ist das Tor im richtigen Moment gefallen“, blickte unser ungarischer Fußballlehrer auf die letzten Endes entscheidende Szene.
[>]Marco ist ein guter, fleißiger Junge. Er hat jetzt wieder ein wichtiges Tor geschossen. Das war kein Zufall: Im Training macht er immer mal wieder solche Dinger.[<]
Nach einem weiten Einwurf von Marvin Plattenhardt verlängerte Marco Richter auf Krzysztof Piątek, dessen Fallrückzieher Luca Netz unfreiwillig auf Richter ablegte – und unsere 23 schoss artistisch per Seitfallzieher zur Führung ein (40.). „Wir haben einige Einwurfvarianten einstudiert, das Tor war eine davon. Ich treffe den Ball zwar nicht unbedingt gescheit, aber umso schöner, dass der dann trotzdem reinfällt – sah ja auch eigentlich ganz cool aus“, sagte unsere Offensivkraft, die bereits in Frankfurt zum 1:0 getroffen hatte, breit grinsend. Ganz nebenbei war dieser elfte Saisontreffer der achte eines Sommer-Neuzugangs. „Marco ist ein guter, fleißiger Junge. Er hat jetzt wieder ein wichtiges Tor geschossen. Das war kein Zufall: Im Training macht er immer mal wieder solche Dinger“, verriet sein Coach und hob die Bedeutung hervor: „Das Tor hat uns ein wenig befreit.“
Mit den perfekten Abständen als Team agiert
Schon in der fünfminütigen Nachspielzeit gelang Márton Dárdai bei seinem starken Comeback beinahe das 2:0 – und mit Wiederanpfiff griffen die taktischen Vorgaben immer besser. „In der zweiten Halbzeit hatten wir mit unserem kompakten Mittelfeldpressing gute Balleroberungen und dadurch einige Umschaltmomente“, freute sich Trainer Dárdai, fand aber gleichzeitig auch mahnende Worte. „Diese Situationen hätten wir besser ausspielen müssen, die Konsequenz beim letzten Pass hat gefehlt, um das 2:0 zu machen.“
[>]Jetzt ist es unser Ziel, bis Weihnachten eine stabile Saison zu spielen. Dafür müssen wir die Bereitschaft und die Spielweise immer wieder bestätigen und die Umschaltmomente besser ausspielen. Wenn wir gemeinsam arbeiten, dann haben wir eine große Chance.[<]
Einen Begriff, den alle Herthaner an diesem Abend in den Mund nahmen, war das Wort Abstand. „Wir merken, dass es für jeden Gegner schwierig ist, wenn wir als Team zusammenarbeiten und die Abstände kurzhalten“, merkte Innenverteidiger Dárdai an. Torwart Alexander Schwolow, der in der zweiten Hälfte zwar in Alarmbereitschaft bleiben, aber sich nicht wirklich auszeichnen musste, hielt seinen Kasten das erste Mal in dieser Saison sauber. „Wir standen sehr kompakt, haben die Ketten eng gehalten. Die Jungs haben auch einiges an Kilometern abgerissen – das hat sich auch in den Zweikämpfen widergespiegelt“, freute sich der Schlussmann, verwies auf knapp 121 gelaufene Kilometer und natürlich auf die bereits erwähnte Raumaufteilung. „Die engen Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen, wenn einer einen Fehler macht, bügelt es ein anderer aus – das sind diese Kleinigkeiten, die das Team braucht.“ So verdienten sich – wie von unserem Übungsleiter auf der Pressekonferenz richtig festgehalten – unsere Blau-Weißen diesen ’Dreier‘. „Die Mannschaft hat sehr clever und mit sehr viel Herz gespielt“, freute sich auch Fredi Bobic.
Diesen Weg bestätigen
Richtig Zeit, den zweiten Erfolg in Serie zu genießen, bleibt unserer ’Alten Dame‘ nicht – im Fußball fast eh nie, aber schon gar nicht in einer englischen Woche. Bereits am Dienstagabend (26.10.21, 18:30 Uhr) gastieren unsere Hauptstädter im DFB-Pokal bei Preußen Münster, drei Tage später geht es in der Liga zur TSG Hoffenheim. „Wir haben gegen eine erfahrene Mannschaft gewonnen, die seit Jahren international spielt. Jetzt ist es unser Ziel, bis Weihnachten eine stabile Saison zu spielen. Dafür müssen wir die Bereitschaft und die Spielweise immer wieder bestätigen und die Umschaltmomente besser ausspielen. Wenn wir gemeinsam arbeiten, dann haben wir eine große Chance“, weiß Dárdai. Gelingt dieses Unterfangen, werden die Herzen aller Blau-Weißen noch deutlich häufiger höherschlagen.