Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Der richtige Ort zur richtigen Zeit – was für berufliche Laufbahnen oft hilfreich ist kann umso praktischer sein, wenn sich der langjährige Arbeitgeber immer so anfühlt. Andreas 'Zecke' Neuendorf kann ein Lied davon singen. Als Profi lief der gebürtige Berliner für die erste und zweite Mannschaft in 278 Pflichtspielen mit der Fahne auf der Brust auf. 2015 kehrte unsere Clubikone als Trainer in die Fußball-Akademie zurück. Mit akribischer Arbeit sowie seiner authentischen-direkten und stets positiven Art, die alle Herthanerinnen und Herthaner so am 46-Jährigen schätzen, coachte sich Neuendorf auf die Bank der U23 – ehe sein alter Weggefährte Pál Dárdai ihm ein Angebot machte, dass 'Zecke' sprichwörtlich nicht ablehnen konnte. "Pál hatte mich anfangs bloß informiert, dass er einen Termin mit der Vereinsführung haben wird. Einen Tag später rief er dann wieder an und sagte mir: "Pass auf, ich übernehme die Profis – und du kommst mit!“ – das war unser Gespräch“, berichtet Neuendorf in einem virtuellen Austausch mit Medienvertreterinnen und Medienvertretern.
[>]Pál sagte mir bloß: "Pass auf, ich übernehme die Profis – und du kommst mit!“ – das war unser Gespräch.[<]
So kompromisslos, wie der Ungar einst auf dem Rasen auftrat, schnappte er sich auch seinen Wunsch-Co, der unseren Rekordspieler gemeinsam mit Admir Hamzagić unterstützt. Die Arbeit mit seinem Freund empfindet 'Zecke' als angenehm, da alle Beteiligten immer wissen, woran sie beim anderen sind. "Pál ist immer Pál. Er tritt in der Kabine genauso auf wie im Austausch mit euch (den Medienschaffenden in der Runde, Anm. d. Red.). Wir können uns beide nicht verstellen", erzählt der ehemalige Junioren-Nationalspieler. "Seit ich täglich mit ihm arbeite und ihn auf dem Trainingsplatz erlebe, bin ich noch mehr überzeugt davon, dass das, was er tut, richtig ist!" In seiner eigenen Position fühlt sich Neuendorf nicht nur deshalb wohl. "Ich kann in meiner Rolle viel lernen und gleichzeitig viel einbringen. Daher fühlt es sich so an, dass ich genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin!"
"Jeder hilft mit seinen Stärken": Gute Teamarbeit im Staff
Gemeinsam arbeitet unser Trainerstab mit dem Staff seit etwas mehr als zwei Monaten nun daran, den Hertha-Dampfer in sichere Fahrwasser zu führen. "Wir wollen die Jungs zusammen besser machen und so die gesamte Mannschaft voranbringen. Ein gutes Trainerteam ergänzt sich, jeder hilft mit seinen Stärken", sagt 'Zecke'. Auf die Frage, welche besonderen Qualitäten er denn in die tägliche Arbeit einbringe, blitzt bei unserer Vereinsikone die Berliner Schnauze auf: "Alle!" Ein wenig ernster ergänzt der ehemalige Mittelfeldspieler: "Meine positive Herangehensweise und meine Ansprache an die Spieler. Ich gebe immer einhundert Prozent für Hertha BSC und fordere das im Umkehrschluss auch von jedem Einzelnen ein. Und wenn das mal nicht der Fall ist, habe ich die klare Rückdeckung von Pál, auch mal lauter zu werden…" Denn - das betont der Teamplayer immer wieder – nur zusammen ist die Aufgabe Klassenerhalt zu bewerkstelligen. "Wir haben ein gemeinsames Ziel, den Klassenerhalt. Dafür muss sich jeder einbringen, in unserer Situation geht es nur als Team und es ist eine meiner Aufgaben, dafür zu sorgen, dass wir das sind", erläutert der Herthaner.
Spreeathener Farblehre mit Maler 'Zecke'
Als Kollektiv soll auch die nächste wichtige Aufgabe in der Bundesliga gelöst werden: Das Stadtduell gegen den 1. FC Union am Sonntag (04.04.21, 18:00 Uhr). Der Berliner weiß, wie wichtig das Duell gegen die Köpenicker nicht zuletzt für die Fanseele ist, und hat als Maler zur Farblehre in Spreeathen eine klare Meinung. "Der Rummel ist groß. Ich sehe mein Berlin blau-weiß – am anderen Ende der Stadt gibt es vielleicht den einen oder anderen, der es anders einschätzt…", schmunzelt Neuendorf. "Abgesehen von der Bedeutung für die Stadt brauchen wir aber auch einfach Punkte. Jeder Zähler ist für uns im Kampf um den Ligaerhalt wichtig. Wir wollen am Wochenende unbedingt gewinnen", ergänzt der Fußballlehrer.
[>]Am anderen Ende der Stadt gibt es vielleicht den einen oder anderen, der es anders einschätzt, aber ich sehe mein Berlin blau-weiß![<]
Duelle mit den Köpenickern kennt unser Coach schon aus dem Jugendbereich und Traditionsduellen. Die Dimension in der 1. Bundesliga ist eine andere, das grundsätzliche Ziel bleibt. "Die blau-weiße Fahne muss gewinnen", betont 'Zecke'. "Ich bin ein fairer Sportsmann und mit den Jahren auch besser darin geworden, zu akzeptieren, dass auch andere gute Leistungen bringen und ein Spiel für sich entscheiden können." Besondere Spiele bringen in unserem ehrgeizigen Urgestein aber auch besondere Einstellungen hervor. "In diesem speziellen Fall kann und werde ich nicht akzeptieren, dass die andere Seite besser ist und denke auch gar nicht daran, weil ich fest daran glaube, dass unsere Elf als Team auftreten und dieses Spiel für sich entscheiden wird", unterstreicht der Ur-Berliner. Aussagen, die allen Herthanerinnen und Herthanern gefallen dürften und Mut für die Aufgabe am Sonntag machen. Und sollten 'Zecke' und seine Kollegen im Trainerstab ihr erstes Berliner Derby gleich siegreich gestalten, wäre Neuendorf für Hertha BSC einmal mehr zur richtigen Zeit am richtigen Ort.