"Von morgens bis abends an Hertha denken!"
"Von morgens bis abends an Hertha denken!"
Sami Khedira verstärkt die 'Alte Dame'. Im ersten Interview als Herthaner spricht der Mittelfeldspieler über seinen neuen Verein, Ansprüche und Erwartungen sowie Trainingseinheiten mit Cristiano Ronaldo.
Berlin – Am 'Deadline Day', dem letzten offenen Tag des Transferfensters, kann es schon einmal etwas turbulenter ablaufen. Leihgeschäfte und feste Wechsel in den europäischen Ligen, an denen die Verantwortlichen der Vereine in den zurückliegenden Stunden unter Hochdruck gearbeitet haben, reichen sich die Klinke in die Hand. Auch Hertha BSC ist an diesem Montag (01.02.21) aktiv geworden – und hat im Laufe des Tages den Transfer von Sami Khedira zum Hauptstadtclub finalisiert. Eine nette Randnotiz: Der Weltmeister, der nach Stationen bei Real Madrid und Juventus Turin in die Bundesliga zurückkehrt, hat seinen Vertrag vor dem Rückflug nach Italien noch am Flughafen unterschrieben. "Wir befanden uns seit einigen Tagen in Gesprächen. Ausschlaggebend war, dass ich Bock auf Fußball habe und dass der Verein sich weiterentwickeln und erfolgreich sein möchte", sagte der 33-Jährige, der seiner neuen Aufgabe entgegenfiebert. "Ich liebe das Olympiastadion, es hat eine wunderschöne Architektur und es ist immer etwas Besonderes, dort zu spielen. Körperlich und mental bin ich definitiv einsatzbereit. Am Ende ist es aber die Entscheidung des Trainers." Im Interview mit herthabsc.de, das der Mittelfeldspieler nach Unterschrift und vor Abflug gab, spricht die neue Nummer 28 der Blau-Weißen über Gründe für seinen Wechsel, seine Ansprüche und Erwartungen sowie seine Vorfreude auf Berlin.
herthabsc.de: Sami, herzlich willkommen bei Hertha BSC. Lass uns einmal an den vergangenen Tagen teilhaben. Wie liefen die Verhandlungen und der Wechsel genau ab?
Khedira: Wir befanden uns seit einigen Tagen in Gesprächen. Ausschlaggebend war, dass ich Bock auf Fußball habe und dass der Verein sich weiterentwickeln und erfolgreich sein möchte. Ich habe die Bundesliga auch im Ausland sehr intensiv verfolgt und natürlich auch die ganzen Berichterstattungen mitbekommen. Berlin ist die Hauptstadt und Hertha BSC ein Club, der für mich definitiv weiter nach oben gehört. Ich habe große Lust, dabei mitzuhelfen!
herthabsc.de: So wirklich viel Zeit, über deine Entscheidung nachzudenken, hattest du nicht. Welche Gründe waren schlussendlich ausschlaggebend für deine Rückkehr in die Bundesliga?
Khedira: In erster Linie ist natürlich der Kontakt mit dem Verein wichtig. Ich habe mit Carsten Schmidt, Arne Friedrich und auch mit Pál Dárdai intensiv gesprochen, das ist das Wichtigste für mich. Dabei habe ich ein positives Gefühl entwickelt. In Deutschland ist es natürlich noch ein bisschen einfacher, weil ich hier viele Freunde und Bekannte habe. Ich habe auch mit ehemaligen Herthanern gesprochen, Julian Schieber ist beispielsweise ein Freund von mir. Er hat mir von dem Club und der Stadt vorgeschwärmt. Deswegen ist mir die Entscheidung am Ende noch leichter gefallen.
herthabsc.de: Mit Sportdirektor Arne Friedrich hast du sogar noch für die deutsche Nationalmannschaft gespielt.
Khedira: Ein persönliches Verhältnis ist immer hilfreich, war aber nicht ausschlaggebend für meine Entscheidung (schmunzelt). Pál Dárdai kannte ich davor auch nicht persönlich, sondern nur von Pressekonferenzen. Ich habe in den Gesprächen einfach ein gutes Bauchgefühl entwickelt. Arne hat sich kaum verändert, ist durch seine Erfahrungen im Ausland noch ein bisschen reifer geworden. Auch deshalb hatten wir von Anfang an ein Gespräch auf gleicher Wellenlänge. Ich habe gespürt, dass er für den Job brennt und schätze seine klaren Ansagen.
herthabsc.de: Welche Rolle in der Mannschaft haben die Verantwortlichen dir bei Hertha BSC aufgezeigt? Welche Ansprüche und Erwartungen hast du selbst?
Khedira: Ich sehe mich in einer jungen Mannschaft als gestandener Spieler, der Stabilität reinbringen soll. Das erwarten auch die Verantwortlichen von mir. Wir haben ein unglaublich talentiertes Team, das sehr viel Qualität hat. Durch die ganzen Jahre, die ich im Fußballgeschäft verbracht habe, weiß ich, wie wichtig Führungsrollen sind. Bei Real Madrid hatte ich beispielsweise Xabi Alonso an meiner Seite, an dem ich gewachsen bin. Dadurch bin ich erst der Spieler geworden, der ich heute bin. Ohne solche Akteure hätte ich das Level nie erreichen können. Ähnlich sehe ich meine Position: Qualität reinbringen, aber auch gleichzeitig die Mentalität und Halt für die jungen und die talentierten Spieler geben, damit sie sich entwickeln und entsprechend ohne Druck ihr Potenzial abrufen können. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass ich meine Leistung zeige.
herthabsc.de: Auf deinen Stationen bei Real Madrid und Juventus Turin hast du die UEFA Champions League gewonnen, Meisterschaften errungen und Pokalsiege eingefahren. Die aktuelle sportliche Situation beim Hauptstadtclub ist eine andere. Ist das nochmal eine neue Herausforderung, die dich ganz besonders reizt?
Khedira: Mir geht es ums Gewinnen und da ist es egal, ob du Meister werden willst oder dich in der Tabellenregion befindest, in der Hertha aktuell steht. Um dort rauszukommen, musst du siegen, darum geht es. Klar ist es schwierig, weil es auch viel mit Selbstvertrauen und Selbstverständnis zu tun hat. Wenn man oben steht, dann ist es viel einfacher, Dinge umzusetzen. Jetzt geht es ums Überleben, wir müssen gewinnen, kämpfen, Mentalität und Leidenschaft zeigen. Ich bin davon überzeugt, dass ich mit meinen Charaktereigenschaften dabei helfen kann. Wir müssen von morgens bis abends an Hertha denken und hart arbeiten, um das Bestmögliche rauszuholen. Ich bin überzeugt, dass wir das mit dem Kader und der Mannschaft, die wir haben, schaffen! Wenn ich die Spielernamen und die Qualität sehe, dann ist einiges möglich.
herthabsc.de: In Turin bist du nicht mehr so zu den Einsätzen gekommen, wie du dir das vorgestellt hast. Inwieweit könnte die fehlende Spielpraxis ein Nachteil sein?
Khedira: Natürlich kann man das nicht von der Hand weisen, dass ich aktuell keine Wettkampfpraxis habe. Allerdings habe ich seit dem Sommer ganz normal mit der ersten Mannschaft trainiert. Mit Andrea Pirlo und dem Verein hatte ich stets ein sehr ehrliches und gutes Verhältnis. Ich war in jeder taktischen Einheit und bei jedem Spielersatztraining dabei. Selbstverständlich brauche ich Rhythmus, darüber müssen wir nicht diskutieren. Aber mein Fitnesswert ist gut, die fußballspezifischen Einheiten hatte ich auch. Wenn man mit solchen Weltklassespielern wie Cristiano Ronaldo, Giorgio Chiellini und Alex Sandro trainiert, ist man stets gefordert.
herthabsc.de: Das Auftaktprogramm bei den Spreeathenern hat es in sich. Am Freitag (05.02.21, 20:00 Uhr) gastiert Bayern München in Berlin. Wärst du bereit?
Khedira: Klar, natürlich! Körperlich und mental bin ich definitiv einsatzbereit. Am Ende ist es aber die Entscheidung des Trainers. Ich werde auf jeden Fall meine ganze Energie, mein ganzes Wissen sowie mein ganzes sportliches Repertoire einfließen lassen, um die nächsten Spiele erfolgreich zu gestalten. Bei den kommenden Aufgaben wird das unheimlich schwierig, aber ich bin sehr optimistisch. Ich kann den Moment, erstmals im blau-weißen Trikot auf dem Platz zu stehen, ehrlich gesagt kaum abwarten.
herthabsc.de: Im Fall der Fälle könnte es dein Debüt als Herthaner im Olympiastadion werden, das du als langjähriger Bundesliga-Profi und Nationalspieler bestens kennst. Im Oktober 2006 hast du hier dein erstes Ligaspiel absolviert. Was verbindet dich mit dem Stadion und auch mit der Stadt?
Khedira: Ich liebe das Stadion, es hat eine wunderschöne Architektur und es ist immer etwas Besonderes, dort zu spielen. Mit Fans in der Arena ist eine unglaubliche Stimmung vorhanden. Mit dem VfB Stuttgart habe ich die eine oder andere bittere Niederlage in dem Stadion erlebt, ich erinnere mich da zuerst an das Pokalfinale gegen Nürnberg 2007. Die Stadt Berlin hat einfach unglaublich viel Power und viele Emotionen. Ich habe einige Freunde aus dem Schwabenland hier, die nach Berlin gezogen sind. Ich finde die Stadt unglaublich spannend und explosiv, und so ist auch Hertha. Ich bin aber nicht hierhergekommen, um Sehenswürdigkeiten anzuschauen, sondern um Fußball zu spielen und erfolgreich zu sein!
(fw/City-Press)
Gesagt...
[>]Ich brauche Rhythmus, aber meine Fitness ist gut. Wenn man mit Weltklassespielern wie Cristiano Ronaldo trainiert, ist man stets gefordert![<]