Was macht eigentlich Gilberto?!
Club | 2. Mai 2020, 17:08 Uhr

Was macht eigentlich Gilberto?!

Was macht eigentlich Gilberto?!

Herthas früherer Brasilianer über Geburtagsfeiern im kleinen Kreis, kulinarische Kreativität und die Sehnsucht nach Berlin.

Berlin/Rio de Janeiro - Es war keine große Party: Am 25. April 2020 feierte Gilberto seinen 44. Geburtstag - daheim in Rio de Janeiro mit seiner Familie. "Wir haben nur im kleinen Kreis gefeiert, denn momentan verlassen wir nur wenn es sein muss das Haus. Es war aber ein sehr schöner Tag", erzählt der frühere Herthaner. Brasiliens Präsident hatte unlängst von seinen Landsleuten gefordert, ihr Leben wie gewohnt weiterzuführen. "Wir halten uns lieber an den Gesundheitsminister und bleiben zu Hause. Das ist in jedem Fall klüger", findet Gilberto. Er verbringt viel Zeit in den eigenen vier Wänden - wie so viele Menschen zurzeit hat auch der Linksfuß das Kochen für sich (neu) entdeckt. "Es ist wichtig, dass man etwas für den Kopf und fürs Herz macht: Ich mache morgens ein bisschen Sport und bin dann gerne in der Küche - das tut mir sehr gut in diesen Tagen."

Kreativ - auf dem Platz wie in der Küche

Von 2004 bis 2008 spielte der frühere Nationalspieler an der Spree. Seine Zeit im blau-weißen Trikot war nicht nur sportlich erfolgreich, auch was sein neues Hobby angeht, hat diese Lebensphase Eindruck hinterlassen. "Ich war in Berlin lange Zeit alleine. Da lernt man zu kochen", lacht der 44-Jährige. "Jetzt profitiere ich davon und versuche, jeden Tag etwas für meine Familie zuzubereiten", schmunzelt der Brasilianer, der sich von Rezepten inspirieren lässt und dann seine eigene Interpretation zaubert. Kreativität steckt dem Linksfuß offenbar im Blut. Gleich in seinem ersten Spiel mit der Fahne auf der Brust traf der Außenbahnspieler. "Das war fantastisch. Ich hätte mir keinen besseren Start in die Bundesliga vorstellen können", so Gilberto. Gegen den VfL Bochum nutzte er die Vorarbeit seines Landsmanns Marcelinho in der 6. Minute zur frühen Führung. Gut 100 Spiele in der höchsten deutschen Spielklasse kamen hinzu - insgesamt stehen 14 Tore und 13 Vorlagen in den Geschichtsbüchern.

Regelmäßiger Kontakt mit ehemaligen blau-weißen Kollegen

"Simunic, Zecke, Friedrich, Bastürk, Ebert... Wir hatten schon eine wirklich gute Mannschaft damals - das war die beste Zeit in meiner Karriere. Ich habe es sogar geschafft, Nationalspieler zu werden", schwelgt der Mann mit den markanten Waden in Erinnerungen. Mit dem damaligen Kapitän Arne Friedrich unterhält er sich immer noch regelmäßig, aber auch zu vielen anderen Herthanern ist der Kontakt trotz der Entfernungen nicht abgerissen. Und Hertha BSC verfolgt er selbstverständlich weiterhin, die Bundesliga läuft auch in Südamerika im Fernsehen. "Schade, dass es zuletzt nicht so gut gelaufen ist. Ich bin aber überzeugt, dass Hertha an die Zeiten mit Marcelinho anknüpfen wird, und bleibe auf jeden Fall Hertha-Fan", lächelt die langjährige Nummer 6 der Blau-Weißen. Einem Landsmann traut Gilberto dabei eine wichtige Rolle zu: "Matheus Cunha habe ich schon in Leipzig bewundert. Er hat richtig gute Voraussetzungen und hat bei Hertha schon tolle Leistungen gezeigt - genauso wie in der Nationalmannschaft."

Gesagt...

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Wir hatten eine wirklich gute Mannschaft damals, das war die beste Zeit in meiner Karriere. Ich bleibe Hertha-Fan und bin überzeugt, dass der Club daran anknüpfen wird!
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-Gilberto da Silva Melo

Zweite Karriere im Sportmanagement

Nach seiner aktiven Karriere studierte Gilberto Sport-Marketing. Momentan absolviert er darüber hinaus noch einen Kurs beim brasilianischen Fußball-Verband CBF als Sportdirektor. Eigentlich sollte die Weiterbildung im Mai enden, ob das noch klappt, weiß der 1,80m-Mann in Zeiten der Corona-Pandemie allerdings auch nicht. "Ich muss in dieser Zeit erstmal Geduld haben und werde alles auf mich zukommen lassen. Ich werde auf jeden Fall wieder im Fußball arbeiten, aber nicht als Trainer. Am liebsten würde ich an der Schnittstelle zwischen Trainer und Manager arbeiten - so wie es Arne Friedrich jetzt bei Hertha macht." In der Saison 2014/15 sammelte Gilberto bereits Erfahrungen bei seinem Jugendverein, dem traditionsreichen Americano FC. Dort arbeitete er mit dem Sportdirektor zusammen. "Mal schauen, ob sich ein brasilianischer Verein nach dieser Pandemie meldet und sagt: Gilberto, lass uns zusammenarbeiten!", schmunzelt der 36-malige Auswahlspieler der Selecao.

Ziel nach der Krise: Ein Besuch in der alten Heimat

Ganz oben auf seiner Liste für die Zeit nach der aktuellen Krise steht auch ein Besuch in Berlin. "Ich habe schon mit meiner Familie geredet. Wir könnten uns sogar vorstellen, wieder in Berlin zu leben, denn ich habe viele gute Erinnerungen an die Stadt und Hertha BSC!" Ohnehin schickt Gilberto Komplimente über den Teich: "In Deutschland wird in den Zeiten der Pandemie gut gearbeitet, Angela Merkel und die Regierung machen einen sehr guten Job, wenn man liest, dass die Einschränkungen langsam wieder zurückgenommen werden können." In Brasilien sei daran vorerst nicht einmal im Ansatz zu denken. "Geduld und Rücksichtnahme werden uns helfen, dass wir diese Zeiten überstehen", sagt Gilberto. "Und hoffentlich sehen wir uns dann bald alle gesund wieder."

(war/Privat,City-Press)

von Hertha BSC