#HerthaMuseum: Ha-Ho-He! – die Geburtsstunde eines Klassikers
#HerthaMuseum: Ha-Ho-He! – die Geburtsstunde eines Klassikers
Heute vor 92 Jahren wird von den blau-weißen Anhängern ein Klassiker unter den Sprechgesängen geboren. Die 27. Folge der Serie #HerthaMuseum zeichnet den Tag der Entstehung des legendären Schlachtrufs nach.
Berlin/Leipzig – In der Spielzeit 1926/27 wird die 20. Deutsche Fußball-Meisterschaft ausgespielt. Nachdem sich Hertha BSC zuvor im Achtelfinale beim VfB Königsberg und im Viertelfinale auf heimischem Platz gegen Holstein Kiel durchgesetzt hat, kommt es im Halbfinale mit der Partie gegen die Spielvereinigung Fürth zu einer Neuauflage des Endspiels der Saison 1925/1926. Der Austragungsort ist das Probstheidaer Stadion, normalerweise die Heimspielstätte des VfB Leipzig.
Begeisterungsrausch im Vorfeld
Waren es zum Endspiel von 1926 noch weniger als 100 Berliner, die ihre Mannschaft nach Frankfurt am Main begleiten konnten, übertrifft die Begeisterung nun alle Erwartungen. Es ist kaum mit Worten zu beschreiben, welch großer Andrang in der Geschäftsstelle von Hertha BSC in den Tagen vor diesem Semifinale herrscht, sodass sich selbst Johannes 'Hanne' Sobek als Kassierer betätigt, um den zahlreichen Anfragen der Anhänger gerecht zu werden.
So herrscht am Sonntagmorgen des 29. Mai 1927 ein reges Treiben am Anhalter Bahnhof. Es sind um die 1.500 Anhänger, die einen erheblichen finanziellen Aufwand geleistet haben, um ihre Mannschaft in Leipzig zu unterstützen. Als es in Bitterfeld einen längeren Aufenthalt gibt, ertönt auf dem Bahnsteig plötzlich ein lautstarkes "Ha-Ho-He, Hertha BSC!" – DER blau-weiße Schlachtruf ist geboren.
Pech in geborgten Trikots
Beim Einlauf der Mannschaften gibt sich die Fürther Mannschaft überlegen, siegessicher und scheinbar unbeeindruckt von dem mit voller Zuversicht der Berliner Anhänger vorgetragenen "Ha-Ho-He, Hertha BSC!". Die Berliner, die zur besseren Unterscheidung in den blau-weiß gestreiften Trikots des VfB Leipzig auflaufen, spielen ob dieser Unterstützung famos auf und sind in den ersten 35 Spielminuten die bessere und feldüberlegene Mannschaft. Als Hertha-Torwart Alfred Götze verletzt auf dem Boden liegt, erzielen die 'Kleeblätter' aus einer deutlichen, aber nicht geahndeten Abseitsposition allerdings den Führungstreffer. Der Schock des Rückstandes sitzt tief, zudem hütet nun Stürmer Hans 'Hanne' Ruch das Gehäuse des Berliner Meisters, da Schlussmann Götze das Spielfeld zur medizinischen Betreuung verlassen muss und erst kurz vor Ende der ersten Halbzeit wieder in sein Tor zurückkehren kann.
Das Orakel
In der Halbzeitpause orakelt Mittelläufer Karl 'Kaiser' Tewes: "Wir gewinnen 2:1!". Was wie pures Wunschdenken klingt, scheint sich aber tatsächlich zu bewahrheiten, denn neun Minuten nach Wiederbeginn können die Berliner den verdienten Ausgleich von Willi Kirsei nach Vorlage von Johannes 'Hanne' Sobek bejubeln. Zwar scheitert Kirsei wenig später mit einem Handelfmeter am Fürther Torwart Gustav Hörgreen, doch eine Viertelstunde vor Spielende ist es der noch soeben mit sich hadernde Angreifer, der schließlich den verdienten 2:1-Siegtreffer für Hertha BSC erzielt und den Einzug in das Endspiel gegen den 1. FC Nürnberg sicherstellt. Als der Schlusspfiif ertönt, ist der Jubel der Berliner und der 26.000 Leipziger, deren Sympathien längst bei den Herthanern liegen, grenzenlos. Aus vollem Herzen ertönt erneut der noch junge Berliner Schlachtruf "Ha-Ho-He, Hertha BSC!".
Überall und jederzeit
Seit diesem Tage unterstützt das "Ha-Ho-He!" als einer der bekanntesten Schlachtrufe in Deutschland den Hauptstadtclub. Von der Plumpe, dem legendären Stadion am Gesundbrunnen bis zum Olympiastadion und in allen anderen Stadien, in denen Hertha BSC gastiert – ein Spiel der Herthaner ist ohne den lautstarken Sprechgesang unvorstellbar.
So wusste bereits Erwin Kostedde, in der Saison 1976/1977 als 18-facher Torschütze in Diensten von Hertha BSC, zu berichten: "Es ist so wichtig, wenn der Schlachtruf "Ha-Ho-He, Hertha BSC!" durch das Stadion hallt. Der Gegner bekommt dann immer eine Gänsehaut. Der eigenen Mannschaft aber stärkt es ungemein den Rücken." Und so lässt es bis zum heutigen Tage keinen Besucher und keine Mannschaft unbeeindruckt, wenn die Fans in der Ostkurve "Oberring, Oberring" skandieren und sich im folgenden Wechselgesang dieser einzigartige und charakteristische Ruf über das weite Rund des Berliner Olympiastadions legt.
(fs/HerthaBSC)
Gesagt...
[>]Es ist so wichtig, wenn dieser Schlachtruf durch das Stadion hallt. Der Gegner bekommt dann immer eine Gänsehaut.[<]