Ein Blick ins Archiv: Fußball in einer geteilten Stadt
Club | 4. Juli 2017, 19:55 Uhr

Ein Blick ins Archiv: Fußball in einer geteilten Stadt

Ein Blick ins Archiv: Fußball in einer geteilten Stadt

Mit Anekdoten, Geschichten und Kuriositäten aus Herthas Historie fiebern wir dem 25. Juli entgegen.

Berlin - Die Bilder davon, wie am 13. August 1961 die Sektorengrenzen nach West-Berlin unter anderem von der Nationalen Volksarmee abgeriegelt worden sind, gingen um die Welt. Wo zunächst noch Stacheldraht die Grenze markierte, wurde kurz darauf mit dem Bau der Mauer begonnen. In jenen Tagen wurden Straßenverläufe unterbrochen, das Berliner Verkehrsnetz quasi in zwei Teile geteilt und Fenster in Häusern an der Grenze zugemauert. Immer wieder spielten sich dramatische Szenen ab.

Die Ereignisse spiegelten sich schließlich auch im Verlauf des Spiels Wacker 04 gegen Hertha BSC wieder, welches just an diesem Tag angesetzt war. Wie die Fußball-Woche einen Tag später in ihrer Ausgabe vom 14. August 1961 berichtete, konnten einige Verkäufer des Stadionprogramms, damals noch das 'Berliner Fußball-Programm', aufgrund der Abriegelung der Sektorengrenze nicht zum Spiel erscheinen. So mussten einige Redakteure selbst im Verkauf tätig werden. Auch fehlten reihenweise Ordner innerhalb des Stadions, die sonst zur Arbeit über die Sektorengrenze gefahren waren und an jenem Tag aufgehalten wurden.

Jahrelang ohne Hertha-Spiel

Von den Spielern der ersten Mannschaften fehlte niemand, wie die Fußball-Woche berichtete, wohl aber aus der Reservemannschaft von Hertha BSC, die das Vorspiel absolvieren sollte. Drei Spieler - darunter Stürmer Klaus Taube - lebten im Ostsektor der Stadt und kamen ebenfalls nicht zum Stadion.

Auch für jene Mitglieder von Hertha BSC, die im Ostteil der Stadt lebten, bedeutete der Mauerbau drastische Einschnitte. Erst im Herbst 1964 konnten einige von ihnen wieder zu einem Spiel von Hertha BSC nach West-Berlin fahren, drei Jahre lang hatten sie alle Spiele verpasst. Wie in den Vereinsnachrichten jener Zeit zu lesen ist, waren beim Spiel der Blau-Weißen gegen den FC Kaiserslautern am 14. November 1964 erstmals ein gutes Dutzend Ost-Mitglieder anwesend. Es war ihnen gelungen, aufgrund ihres Rentnerstatus eine Reisegenehmigung nach West-Berlin zu bekommen. Sie hahen einen 5:3-Sieg der Herthaner.

Wer mehr über Hertha BSC zur Zeiten der Berliner Mauer erfahren möchte, ist herzlich eingeladen zur Ausstellung "Hauptstadtfußball - 125 Jahre Hertha BSC & Lokalrivalen", die ab dem 26. Juli im Stadtmuseum Berlin geöffnet ist.

(juli/war)

von Hertha BSC