"Ich stehe zu diesem Jubel"
Profis | 29. Oktober 2016, 17:10 Uhr

"Ich stehe zu diesem Jubel"

"Ich stehe zu diesem Jubel"

Vor dem Auswärtsspiel am Sonntag (30.10.2016) bei der TSG 1899 Hoffenheim sprach herthabsc.de mit dem ehemaligen Herthaner Sandro Wagner.

Berlin – "In der Wahrnehmung bin ich sicher nicht einer der beliebtesten Spieler. Aber das ist völlig in Ordnung. Ich bin keiner, der sich verstellt", sagte der Ex-Herthaner Sandro Wagner einmal. Er gehört zu den Fußballern, die aussprechen, was sie denken. Wohlwissend, dass er mit solchen Aussagen verbal aneckt. Aber auch auf dem Fußballfeld sorgt er für Aufsehen – da allerdings mit guten Leistungen und Toren. Nach seinen 15 Pflichtspieltreffern in der Vorsaison für Darmstadt 98 läuft es derzeit für den 28-Jährigen auch bei 1899 Hoffenheim richtig gut.

Im Vorfeld der Partie gegen die Blau-Weißen am Sonntag (30.10.2016) hat herthabsc.de mit dem gebürtigen Münchner über seine Zeit bei Hertha BSC, den Typen Sandro Wagner und die Erwartungen zum Spiel gegen den Hauptstadtclub gesprochen.

herthabsc.de: Sandro, mit welchen Gefühlen gehst du in Spiele gegen Hertha BSC?
Sandro Wagner:
In der vergangenen Saison war das nach drei Jahren bei Hertha schon ein besonderes Spiel für mich. Ich hatte dort auch eine gute Zeit, wenn man das letzte Jahr ausklammert. Ich habe nette Menschen kennengelernt und stehe noch mit dem einen oder anderen in Kontakt. Jetzt bin ich seit über einem Jahr aus Berlin weg. Es ist ein normales Bundesliga-Spiel, in dem es um drei Punkte geht.

herthabsc.de: Der eine oder andere Herthaner hat dir deinen Torjubel im Darmstadt-Trikot vor der Ostkurve übel genommen. Mit etwas Abstand: Wie stehst du zu dieser Aktion?
Wagner:
Ich stehe zu diesem Jubel. Ich habe mir die Szene in der Zwischenzeit aber auch ein paar Mal angesehen und ich kann verstehen, wenn einige Hertha-Fans darüber verärgert waren. In diesem Moment kamen bei mir so viele Emotionen zusammen – die mussten raus. Ich hatte keinen schönen Abgang in Berlin, und schieße dann in der darauffolgenden Saison meinen neuen Klub in Berlin zum Klassenerhalt. Das war außergewöhnlich. Den meisten hartgesottenen Hertha-Fans bin ich bis heute dankbar, weil sie auch in der Phase, in der es dort für mich schwer war, hinter mir standen. Wenn die meinen Jubel falsch aufgefasst haben, tut mir das Leid. Ich wollte keinen verärgern.

herthabsc.de: Du bist ein Typ, der mit seiner Spielweise polarisiert. Auch abseits des Platzes vertrittst du deine Meinung konsequent. Inwiefern würdest du diese Charaktereigenschaft als Stärke betrachten?
Wagner: Darüber mache ich mir keine Gedanken – ich bin wie ich bin. Wir haben hier in Hoffenheim eine sehr junge Mannschaft. Ich bin einer der erfahrenen Spieler und soll neben meinen fußballerischen Qualitäten auch die als Führungsspieler einbringen.

herthabsc.de: Nach einer erfolgreichen Saison bei Darmstadt 98 hast du dich im Sommer 1899 Hoffenheim angeschlossen. Wie hast du dich in deinem neuen Umfeld eingelebt?
Wagner:
In der Region fühle ich mich sehr wohl. Es ist schön hier. Meine Familie wohnt ja weiterhin in München. Sportlich finde ich mich immer besser zurecht. Wir hatten einen guten Start, sind aber noch nicht bei 100 Prozent. Die Mannschaft ist neu und der Spielstil ist ein völlig anderer als der bei Darmstadt in der Vorsaison. Ich versuche meine Stärken einzubringen und merke, dass die Mannschaft meine Stärken immer besser in das System integriert.

herthabsc.de: Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann ist nicht mal ein Jahr älter als du. Wie ist es für dich, von einem fast Gleichaltrigen trainiert zu werden?
Wagner:
Sein Alter spielt keine Rolle. Er ist der Chef, ich bin sein Spieler. Wenn er etwas vorgibt, dann mache ich das – meistens (lacht). Persönlich gibt es schon Parallelen. Er ist nur drei Monate älter, kommt aus der gleichen Gegend. Wir haben einen ähnlichen Humor und haben einen guten Draht zueinander.

herthabsc.de: Mit vier Treffern hast du großen Anteil an dem Höhenflug deiner Mannschaft, die nach einer nicht immer einfachen Vorsaison in der laufenden Spielzeit noch ungeschlagen auf Rang vier steht. Woran machst du diesen Aufschwung fest?
Wagner:
Ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten und ich wusste, dass ich hier in eine gute Mannschaft komme. Deshalb bin ich nicht überrascht, dass ich persönlich weiter meine Tore mache. Insgesamt haben wir einen ordentlichen Start hinter uns, wenn wir am Sonntag gegen Hertha gewinnen, wäre es ein sensationeller Start. Aber das wird sehr schwer. Berlin ist richtig gut drauf.

herthabsc.de: Du sprichst es an: Am Sonntag (30.10.16) empfängt Hoffenheim Hertha BSC. Der Hauptstadtclub ist ähnlich gut gestartet und kommt als Tabellendritter mit viel Selbstvertrauen nach Sinsheim. Hättest du vor der Saison damit gerechnet, dass dieses Duell ein Topspiel wird?
Wagner:
Darüber habe ich mir vor der Saison keine Gedanken gemacht. Ich denke, beide Teams sind mit ihrer tabellarischen Situation ganz zufrieden. Eine große Aussagekraft hat die Tabelle nach acht Spieltagen aber noch nicht. Es wird ein schönes Duell.

herthabsc.de: Wie kann es gelingen, den Hauptstadtclub zu schlagen?
Wagner:
Ich erwarte ein enges, intensives Spiel, in dem Kleinigkeiten entscheiden. Hertha hat sich in den vergangenen beiden Jahren enorm entwickelt. Dort wird offensichtlich sehr gut gearbeitet. Junge Spieler haben sich zu gestanden Bundesliga-Spielern entwickelt. Da passt vieles zusammen. Das wird unser bisher schwierigstes Spiel in dieser Saison. Hertha gewinnt ja nicht einfach nur, sie spielen richtig guten Fußball. Deshalb müssen wir alles abrufen und unser Spiel zu einhundert Prozent auf den Platz bringen.

(HerthaBSC/dpa)

von Hertha BSC