"Das eine Erfolgsrezept gibt es nicht"
Profis | 22. Oktober 2016, 10:00 Uhr

"Das eine Erfolgsrezept gibt es nicht"

"Das eine Erfolgsrezept gibt es nicht"

Vor der Begegnung mit Köln sprach herthabsc.de im Gegnerinterview mit Coach Peter Stöger.

Berlin - Dass eines von Peter Stögers Zitaten zum "Fußballspruch des Jahres" nominiert ist, wundert wohl nur wenige. Mit "Ich habe dem Linienrichter meine Brille angeboten, aber auch das hat er nicht gesehen" hat er es auf die Liste geschafft. Nicht nur mit seinem Wiener Humor und seiner nüchternen Art begeistert er die Fans aus der Domstadt, auch sein Fußballkonzept kommt gut an und geht vor allem auf: Köln ist hervorragend in die Saison gestartet, hat nach sieben Spielen noch nicht einmal verloren und steht damit aktuell auf Platz 2. herthabsc.de hat mit dem Köln-Trainer vor der Partie am Samstag (22.10.16) gesprochen.

herthabsc.de: Herr Stöger, Sie sind mittlerweile seit drei Jahren in Köln und scheinen sich hier ziemlich wohlzufühlen. Ihren Vertrag haben Sie bis 2020 verlängert. Warum passen Sie und der FC so gut zusammen?
Peter Stöger: Das ist für mich in dieser Form schwer zu beantworten, aber aus meiner eigenen Perspektive ist klar: Ich arbeite sehr gern beim FC, es ist ein besonderer Club mit sehr treuen Fans in einer tollen Stadt. Ich komme jeden Tag gern zur Arbeit am Geißbockheim und solange man beim Club sich auch freut, wenn ich komme, passt alles (lacht).

herthabsc.de: Auch mit der Stadt Köln scheinen Sie sich gut angefreundet zu haben. Man sieht Sie auch beim Kölner Oktoberfest und auf dem Karneval. Was macht die Stadt für Sie besonders?
Stöger: Es ist leicht, sich in Köln wohlzufühlen. Die Stadt hat Flair, sie hat viel zu bieten. Vor allem sind die Kölner ein Menschenschlag, mit dem ich als Wiener sofort gut zurechtgekommen bin. Die Menschen hier sind sehr offen, fröhlich und begeisterungsfähig.

herthabsc.de: Sie kommen aus Wien, haben vorher Austria Wien trainiert. Worin liegen die größten Unterschiede beim Trainerjob in Österreich und in Deutschland?
Stöger: Als ich nach Köln kam, waren wir Zweitligist. Aber schon damals waren die Rahmenbedingungen auf einem ganz anderen Niveau als wir das aus Österreich kennen. Im Club können wir und die Spieler sich ganz auf unseren Job konzentrieren, für alle Bereiche gibt es Mitarbeiter, die sich kümmern. Das ist ein Privileg, das ich nie als Selbstverständlichkeit ansehen werde. Zudem sind die Stadien größer, modern und immer voll. Auch das mediale Interesse ist deutlich höher. Aber der eigentliche Job als Trainer ist überall derselbe.

herthabsc.de: Mit 15 Punkten und ohne Niederlage nach sieben Spieltagen sind Sie hervorragend in die Saison gestartet und stehen momentan auf Platz 2 in der Tabelle. Was ist ihr Erfolgsrezept?
Stöger: Das eine Erfolgsrezept gibt es nicht. Wir profitieren aber sicher davon, dass wir eine eingespielte Mannschaft mit einem sehr guten Teamgeist haben.

herthabsc.de: Was ist mit ihrer Mannschaft in dieser Saison noch möglich?
Stöger: Wir haben mit der Mannschaft im Sommer die Zielsetzung ausgegeben, dass wir Platz 9 bestätigen wollen. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, wenn man bedenkt, dass der 1. FC Köln seit mehr als zwanzig Jahren nicht mehr eine Saison auf einem einstelligen Platz in der Bundesliga abgeschlossen hatte. Dieses Ziel wollen wir erreichen – und wenn es mehr wird, nehmen wir es auch gerne an.

herthabsc.de: Ähnlich wie in Berlin sind die Ansprüche und die mediale Aufmerksamkeit in Köln sehr hoch. Die ersten Fans halten schon Papp-Meisterschalen hoch und es wird über den Europapokal geredet. Wie schaffen Sie es, so nüchtern und unaufgeregt zu bleiben?
Stöger:
Ich bin wie ich bin – und ich weiß, denke ich, auch, was meiner Mannschaft gut tut und was nicht. Die Fans haben lange gelitten unter ihrem FC, jetzt sollen sie sich ruhig freuen und die jetzige Phase genießen. Das ändert aber ja nichts an dem Blick, den wir Verantwortlichen darauf haben, was möglich ist. 

herthabsc.de: Am Samstag kommt es zum Topspiel: Hertha BSC gegen den 1. FC Köln. Was hätten Sie vor der Saison jemandem geantwortet, der dies vorhergesagt hätte?
Stöger: Herthas Stärke ist für mich nicht überraschend und meiner Mannschaft habe ich natürlich auch zugetraut, einen guten Start hinzulegen. Dass es am achten Spieltag zu dieser Tabellenkonstellation kommt, war trotzdem nicht unbedingt zu erwarten. Aber beide Teams haben sich das erarbeitet.

herthabsc.de: Hertha ist ähnlich gut in die Saison gestartet wie Köln. Wo sehen Sie die Stärken der Berliner?
Stöger: Die Hertha ist sehr gut organisiert, laufstark und aggressiv. Außerdem haben sie mit Ibisevic einen echten Knippser, der nicht viele Chancen braucht. Ich habe großen Respekt vor der Entwicklung von Hertha und der Arbeit meines Kollegen Pál Dárdai. Die Spiele in den letzten Jahren waren immer sehr umkämpft und eng, meistens am Ende mit Vorteilen für Berlin.

herthabsc.de: Was werden Sie ihren Spielern mit auf den Weg geben, um etwas aus Berlin mitzunehmen?
Stöger: Das würden Sie gerne wissen, das ist mir klar. (lacht)

(lb/City-Press)

von Hertha BSC