Dumm gelaufen
Teams | 11. Dezember 2015, 11:25 Uhr

Dumm gelaufen

Dumm gelaufen

Peter Niemeyer spricht im Gegnerinterview über das Spiel zwischen Darmstadt und Hertha und seine Gelbsperre - ausgerechnet gegen die Blau-Weißen. 

Berlin – Peter Niemeyer hat nie ein Geheimnis daraus gemacht. Hertha BSC – das war sein Verein. Und Berlin – das war seine Stadt. Im Sommer verließ Niemeyer die Hauptstadt. Doch sein Abgang ist nur ein Abschied auf Zeit. Aktuell spielt der 32-Jährige bei Darmstadt 98. Seine Rückkehr an die Spree nach dem Ende seiner sportlichen Laufbahn ist längst besiegelt. Am Wochenende kommt es bei der Partie der Herthaner in Darmstadt zum großen Wiedersehen. Allerdings wird Niemeyer bei dem Duell nicht auf dem Rasen stehen. In der Vorwoche sah der zweikampfstarke Abräumer seine fünfte gelbe Karte.

Im Gespräch mit herthabsc.de spricht Niemeyer über seine Sperre, die Entwicklung der Berliner und die besonderen Stärken seiner aktuellen Mannschaft.

herthabsc.de: Peter, ausgerechnet das Spiel gegen Hertha BSC verpasst du. Wie sehr schmerzt die Gelbsperre für dieses besondere Duell?
Peter Niemeyer:
Die schmerzt sehr, ich hätte natürlich sehr gerne gespielt. Ich habe noch ganz viele Kontakte zu ehemaligen Mitspielern, Funktionären, Geschäftsstellenmitarbeitern und auch Fans. Weil mir der Verein einfach am Herzen liegt und immer etwas Besonderes bleibt. Speziell die Interviews von Hertha TV nach Spielende werde ich sehr vermissen (lacht).

herthabsc.de: Als Mannschaft habt ihr nach zuletzt fünf sieglosen Partien das Hessen-Derby bei Eintracht Frankfurt gewonnen. Wie erleichtert warst du –  trotz Sperre - nach der Partie?
Niemeyer:
Wir waren schon etwas erleichtert, zumal wir auch in den vorherigen Spielen Vollgas gegeben haben, uns aber nicht für den enormen Aufwand mit einem Dreier belohnen konnten. Deswegen war es sehr schön, die drei Punkte einzufahren. Für die Fans war es natürlich etwas ganz Spezielles. Auch in Berlin gab es immer einen zusätzlichen Adrenalinstoß, wenn wir gegen Union gewinnen konnten.

herthabsc.de: In der ersten Bundesliga-Saison nach 33 Jahren stehen die 'Lilien' mit 18 Punkten auf Rang zwölf. Wie zufrieden bist du mit dieser Ausbeute?
Niemeyer:
Sehr zufrieden. Uns hätte das niemand zugetraut. Viele haben eher an ein Szenario wie bei Tasmania Berlin gedacht. Trotz der 18 Punkte bleiben wir aber hungrig und wollen weiter punkten. Wir sind kurz vor Ende der Hinrunde und wissen genau, dass eine Saison aus zwei Hälften besteht. In der Rückrunde müssen wir genauso weiter spielen, um die Chance zu haben, in der Liga zu bleiben. Das wäre absolut sensationell.

herthabsc.de: Was unterscheidet deinen aktuellen Verein, seine Fans und sein Umfeld von anderen Bundesligisten?
Niemeyer:
Der Slogan "aus Tradition anders" wird hier wirklich mit Leben ausgefüllt. Vieles läuft nicht so wie bei anderen Bundesligisten. Am Ende kommt es aber darauf an, dass auf dem Platz ehrliche Arbeit geleistet wird. Dafür stehe ich, und deshalb passt der Verein auch sehr gut zu mir. Wir arbeiten jeden Tag daran, dass das Darmstädter Fußballmärchen auch in der Bundesliga weitergeht. Das wäre im aktuellen Fußballbusiness schön und würde alle 'wahren' Fußballfans auch glücklich machen.

herthabsc.de: Ein Mix aus Unbekümmertheit, Bodenständigkeit und Willensstärke gelten als Faustpfand für den Erfolg der Darmstädter. Wie eng sind diese mit Trainer Dirk Schuster verknüpft?
Niemeyer:
Der Trainer Dirk Schuster verkörpert dieselben Tugenden wie der Spieler Dirk Schuster. Ich glaube, dass er vorlebt, was uns auszeichnet. Wir nehmen das Herz in beide Hände und geben Vollgas. Den Glauben an die eigene Stärke nehmen wir aus dem Kollektiv. Deswegen passt der Verein auch so gut zu mir. Ich habe auch bei Hertha immer gesagt "alleine bist du nichts, zusammen bist du alles" - dieses Motto verkörpern die Lilien bis in die Haarspitzen.

herthabsc.de: Im Kader der Darmstädter stehen neben dir mit Fabian Holland und Sandro Wagner noch zwei weitere Ex-Herthaner. Welche Rolle nehmt ihr in der Mannschaft ein?
Niemeyer:
Das Team hat uns super aufgenommen. Ich wusste, dass in einem Verein nach zwei Aufstiegen in Folge ein starker Teamspirit vorhanden ist. Es sind alles korrekte Jungs, die es einem einfach machen, sich zu integrieren. Wir sind ein Teil des Ganzen, hier steht keiner über den anderen, alle sind auf Augenhöhe.

herthabsc.de: Hertha BSC steht nach 15 Spieltagen auf Rang vier. Wie erklärst du dir diese positive Entwicklung?
Niemeyer:
Ich freue mich sehr darüber. Ich glaube, dass es der Lohn akribischer Arbeit ist. Ich habe die Vorbereitung miterlebt, in der alle Vollgas gegeben haben. Da merkte man schon, dass etwas möglich ist. Mit Sicherheit müssen viele Kleinigkeiten passen. Hertha ist gut in die Saison gekommen und schwimmt jetzt auf der Erfolgswelle. Der Verein erntet die Früchte der harten Arbeit.

herthabsc.de: Was für eine Partie erwartest du?
Niemeyer:
Es wird ein heißer Kampf, wie jedes Spiel am Böllenfalltor. Der Rasen wird brennen und wir werden sehen, wie es ausgeht. Ich werde irgendwo auf der Tribüne sitzen und das Spiel in mich gekehrt auf mich wirken lassen.

(fw/dpa)

von Hertha BSC