Damals war's: Rekordsieg gegen Borussia Dortmund
Teams | 10. Dezember 2014, 16:31 Uhr

Damals war's: Rekordsieg gegen Borussia Dortmund

Damals war's: Rekordsieg gegen Borussia Dortmund

In der Saison 1969/70 feierten die Herthaner gegen den BVB ihren höchsten Bundesliga-Sieg.
Berlin - In über 120 Jahren Vereinsgeschichte erinnern sich Herthaner an eine Reihe von bemerkenswerten Spielen. Gegen Borussia Dortmund stellten die Blau-Weißen in der Spielzeit 1969/70 einen beeindruckenden Rekord auf. Dem Team von Trainer Helmut 'Fiffi' Kronsbeim gelang durch einen sensationellen 9:1-Erfolg der immer noch höchste Bundesliga-Sieg.

Vorgeschichte:
Die Lage vor dem 32. Spieltag der Bundesliga-Saison 1969/70 war aufgrund etlicher noch ausstehender Nachholspiele (keine Mannschaft hatte bislang 31 Spiele bestritten, RW Essen sogar nur 27) sehr unübersichtlich. Die Meisterschaft schien Möchengladbach nicht mehr zu nehmen zu sein und Hertha BSC hatte noch Hoffnung, die beiden Verfolger Bayern München und den 1. FC Köln einzuholen. Auch aufgrund dieses tabellarischen Durcheinanders blieb der Zuschauerzuspruch bei diesem denkwürdigen Spiel überschaubar. Knapp 23.000 Zuschauer kamen an diesem Samstag (18.04.1970) ins Olympiastadion zum Spiel gegen Borussia Dortmund, gegen die die Herthaner zuvor noch nicht gewonnen hatten.

Ablauf: Die Blau-Weißen erwischten einen Traumstart. Gerade einmal eine halbe Minute war gespielt, als Dortmunds Schlussmann Klaus Günther eine harmlose Flanke herunter pflücken wollte, jedoch von seinem Mitspieler Sturm irritiert wurde und deshalb am Ball vorbeigriff. Dieser sprang vom Innenpfosten zu Lorenz Horr, dem damit in der 1. Minute das 1:0 gelang. Die frühe Führung spielte den Herthanern in die Karten und sie legten nach. Nur zwei Minuten später brachte Horr eine Freistoßflanke von der linken Seite herein, die Wolfgang Gayer per Kopf zum 2:0 verwertete. Die Gastgeber hatten weitere Chancen. Franz Brungs tanzte zwei Gegenspieler aus, scheiterte mit seinem Schuss aber am Dortmunder Torwart. Und auch Hans-Joachim Altendorff und Jürgen Weber fanden kurz darauf bei Distanzschüssen in Günther ihren Meister.

Besser machte es dann erneut Horr. Eine scharfe Flanke von Bernd Patzke ließ er mit dem Kopf in die lange Ecke tropfen. In der 26. Minute wiederholten die Blau-Weißen das Tor zum 2:0: Einen Horr-Freistoß von der linken Seite landete wieder bei Gayer, der auch wieder per Kopf auf 4:0 erhöhte. Nach einer halben Stunde kamen auch die Gäste zu ihrem ersten Torschuss durch Gerd Peehs, doch Volkmar Groß stand sicher. Auch änderte dies nichts an der Spielrichtung. Einen Gewaltschuss von Horr konnte Günther über das Tor lenken, ein Schuss von Karl-Heinz Ferschl landete am Pfosten. Erst als Brungs alleine auf das BVB-Tor zulief, war Günther erneut geschlagen - 5:0. Kurz vor dem Pausenpfiff machte Gayer dann das halbe Dutzend voll: Steilpass von Ferschl in den Lauf von Gayer, der platziert ins lange Eck zum 6:0-Halbzeitstand einschob.

Und auch nach Wiederanpfiff machte Hertha BSC weiter Druck. Uwe Witt zog wenige Minuten nach Wiederanpfiff einfach mal ab, Günther ließ abklatschen und erneut war es Gayer, der den Ball unter Günther hindurch und über die Linie zum 7:0 drückte. Nach 65 Minuten besorgte der aufgrückte Abwehrspieler Tasso Wild, der einen hängengebliebenen Schuss von Weber zum 8:0 verwertet. Doch ein Handspiel Wilds im eigenen Strafraum ermöglichte den Borussen die Chance zum Ehrentreffer. Dieter Kurrat trat an, zielte aber zu genau nach links und traf nur den Pfosten - den zurückspringenden Ball jagte Alfred Kohlhäufl aufs Berliner Tor, doch Groß parierte glänzend. Das Dortmunder Tor gelang dann zehn Minuten vor dem Abpfiff dem eingewechselten Jürgen Boduszek, der mit dem Oberschenkel zum 1:8 traf. Doch den Schlusspunkt setzten erneut die Herthaner. Der zur Halbzeit eingewechselte Bredenfeld erzielte drei Minuten vor dem Ende den 9:1-Endstand für das Team von Trainer Kronsbein.

Historische Einordnung: Das 9:1 ist bis heute der höchste Sieg von Hertha BSC in der Bundesliga. In der Saison 1969/70 landete die Herthaner am Ende auf Platz drei. In den aussehenden vier Spielen besiegte die die Kronsbein-Elf Stuttgart (3:1), Braunschweig (2:1) und Bremen (4:1) und musste sich nur noch dem HSV mit 0:1 geschlagen geben.


Stimmen zum Spiel:

"Warum sollten wir die Dortmunder schonen und nicht alle Chancen wahrnehmen? Uns schenkt auch keiner etwas. Mit ihrem einzigen Treffer hatten die Borussen ein bisschen Glück." (Bernd Patzke - Spieler von Hertha BSC)

"Heute werden die Zuschauer wohl mit uns zufrieden gewesen sein."
(Arno Steffenhagen - Spieler von Hertha BSC)

"Wenn man 0:4 im Rückstand liegt, hört man auf zu hoffen."
(Kurrat - Spieler von Borussia Dortmund)

"Die Begeisterung der Zuschauer trieb Hertha unentwegt vorwärts, in dieser Atmosphäre mussten unsere jungen Spieler untergehen."
(Peehs - Spieler von Borussia Dortmund - über die 22.909 Zuschauer)

"Oft schien es mir, als tanzten 50 Blau-Weiße in meinem Strafraum einen höllischen Reigen"
(Günther - Torwart von Borussia Dortmund)

"Wir wurden wegen unserer Mexiko-Reise alle gegen Pocken geimpft. Das ist doch eine feine Entschuldigung."
(Siggi Held - pausierender Spieler von Borussia Dortmund)


Das Spiel im Stenogramm:

Termin: Samstag, 18. April 1970, 15.30 Uhr
Wettbewerb: 1. Bundesliga, Saison 1969/1970, 32. Spieltag

Aufstellungen:
Hertha BSC:
  Groß - Ferschl - Wild - Witt - Patzke - Altendorff (46. Bredenfeld) - Gayer - Steffenhagen - Brungs (64. Laube) - Horr - Weber
Borussia Dortmund:  Günther - Sturm - Rasovic - Kohlhäufl - Peehs - Trimhold - Kurrat - Assauer (11. Schütz) - Rieländer (46. Boduszek) - Erler - Heeren

Tore: 1:0 Horr (1.), 2:0 Gayer (3.), 3:0 Horr (21.), 4:0 Gayer (26.), 5:0 Brungs (37.), 6:0 Gayer (45.), 7:0 Gayer (49.), 8:0 Wild (65.), 8:1 Boduszek (80.), 9:1 Bredenfeld (88.)

Schiedsrichter: Helmut Fritz (Ludwigshafen)
Spielort: Olympiastadion, Berlin
Zuschauer: 22.909

(war/dpa)

von Hertha BSC