Damals war's: Sieg über den AC Mailand
Teams | 20. Oktober 2014, 19:04 Uhr

Damals war's: Sieg über den AC Mailand

Damals war's: Sieg über den AC Mailand

Vor 15 Jahren besiegten die Herthaner in der Champions League den italienischen Favoriten durch ein Tor von Dariusz Wosz.
Berlin - In über 120 Jahren Vereinsgeschichte erinnern sich Herthaner an eine Reihe von bemerkenswerten Spielen. Am 20. Oktober 1999 empfing Hertha BSC in der Champion League den großen AC Mailand. Vor ausverkauftem Haus bezwangen die Blau-Weißen den italienischen Favoriten durch das Goldene Tor von Dariusz Wosz.

Vorgeschichte: Im Sommer 1997 feierte die Mannschaft von Hertha BSC die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga, im Sommer 1998 bejubelte man den Klassenerhalt und im Sommer 1999 das Erreichen der Qualifikations-Runde der Champions League. Dort setzte man sich dann gegen den Vetreter Zyperns Anorthosis Famagusta mit 2:0 und 0:0 durch und bekam bei der Auslosung zur ersten Gruppenphase drei attraktive Traumlose zugeteilt: aus England den mit internationalen Top-Stars besetzten FC Chelsea, aus der Türkei Galatasaray Istanbul und aus Italien den AC Mailand. Die Berliner gingen als klarer Außenseiter in die sechs Begegnungen, doch nach drei absolvierten Partien fand man sich auf Platz eins wieder! Ein 2:1-Sieg gegen Chelsea und einem Remis bei Galatasaray und Milan genügten zur Spitzenposition. Das vierte Spiel brachte nun den AC Mailand nach Berlin.
Ablauf: Gegen Chelsea blieben im Berliner Olympiastadion noch über 20.000 Plätze unbesetzt, aber an diesem Abend waren alle extra für die Champions League eingebauten Sitzschalen belegt. 75.000 Zuschauer waren gekommen, um die Herthaner gegen die Stars des AC Milan spielen sehen: Gegen Maldini und Costacurta, gegen Leonardo und Serginho und gegen Schewtschenko und Oliver Bierhoff! Bei Hertha BSC kehrte Thomas Helmer nach seiner Verletzung wieder zurück, Sebastian Deisler, Dariusz Wosz und Kai Michalke sollen sich durch die Mailänder Hintermannschaft spielen und vorne Michael Preetz und Ali Daei mit Hereingaben füttern.

Offensive Herthaner


Vom Anpfiff weg suchten die Blau-Weißen den Weg in die Offensive. Nach acht Minuten die erste gefährliche Gelegenheit: Deisler setzte sich auf dem rechten Flügel durch, bedient im Sturmzentrum Daei, der Abbiati zu einer ersten Parade zwang. Die Herthaner blieben am Drücker. Wosz probierte es aus der Distanz, Deisler per Kopf, doch Abbiati war jeweils auf dem Posten. Auf der Gegenseite bediente Leonardo mit einer Flanke Bierhoff, doch Gabor Kiraly im Tor der Berliner hielt sicher. In der 20. Minute spielte sich Wosz in den Strafraum, legte den Ball artistisch in Richtung Tor - die Mailänder Hintermannschaft bekam den Ball nicht geklärt, doch dieser endete nur am linken Pfosten.

Die Italiener tauchten ebenfalls hin und wieder vor Kiralys Tor auf, doch Herthas Schlussmann war bei einem Freistoß von Schewtschenko ebenso zur Stelle, wie Helmer etwas später gegen Bierhoff. Doch die Blau-Weißen blieben tonangebend. Dardai spielte den Ball in die Spitze, Daei versuchte auf Wosz abzulegen, doch Sala war zunächst dazwischen. Doch der Klärungsversuch wurde von Wosz abgefangen, der dadurch freie Bahn in Richtung Mailänder Tor hatte - und sich die Chance nicht nehmen ließ, Abbiati mit einem Schuss ins rechte zum 1:0 zu bezwingen. Vor der Pause wurde es noch einmal prenzlig, als Schewtschenko gegen Kiraly im Strafraum zu Fall kam, doch der Ukrainer bekam für seinen Täuschungsversuch die Gelbe Karte. So ging es für die Herthaner mit der 1:0-Führung in die Pause.

Herthas Abwehr hält Stand


Zur zweiten Hälfte blieb Costacurta draußen, für ihn übernahm Ayala. Die Italiener kehrten mit viel Schwung zurück, nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff zog Bierhoff aus der Drehung ab, doch der Versuch des deutschen Nationalspielers von der Strafraumgrenze bedeutete keine große Gefahr. Auch bei Ambrosinis Schuss musste Kiraly eingreifen und verhinderte den Ausgleich. Das Berliner Mittelfeld um Sebastian Deisler und Dariusz Wosz, das in der ersten Halbzeit viele gefährliche Angriffe initiiert hatte, war nun zunehmend mit Defensivaufgaben beschäftigt. Die Herthaner überstanden die Mailänder Druckphase und wurden nach 70 Minuten wieder in der Offensive aktiv. Dardai zog dann einmal ab, stellte damit Ambrosini vor keine großen Mühen.

Gegen die starke Berliner Abwehr um Rekdal, Helmer, van Burik und Sverrisson kamen Mailands Offensive Schewtschenko, Leonardo und Bierhoff kaum zur Entfaltung - kam doch mal etwas durch stand Kiraly seinen Mann. Einmal musste der Ungar noch eingreifen: Gegen Orlandini machte sich der Schlussmann ganz lang und sicherte somit den Heimsieg in der Champions League. Mit den drei Punkten blieben die Herthaner auch Tabellenführer ihrer Vorrundengruppe.

Historische Einordnung: Die Herthaner überstanden die erste Gruppenphase und zogen als Zweiter in die Zwischenrunde ein. Dort musste das Team von Trainer Jürgen Röber allerdings dem FC Barcelona und dem FC Porto den Vortritt geben, die in die K.O.-Phase einzogen. Auch in der Bundesliga bestätigten die Blau-Weißen ihre gute Form und qualifizierten sich am Ende als Sechster erneut für den europäischen Wettbewerb.

Stimmen zum Spiel:

"Das ist das wichtigste Spiel, das es überhaupt für Hertha gab."
(Ali Daei - Spieler von Hertha BSC - zur Bedeutung des Spiels)

"Das Spiel des Jahrhunderts"
(leicht übertriebene Überschrift eines Artikels am nächsten Tag)

"Berlin ist eine sehr unangenehme Mannschaft, es fehlen die absoluten Superstars, so wie wir sie haben. Dafür ist Hertha mannschaftlich sehr geschlossen. Das ist auf dem Spielfeld zu spüren. Gut finde ich auch, dass sich die Spieler untereinander nicht anmotzen, jeder für den anderen da ist. Das ist Herthas Stärke."
(Oliver Bierhoff - Spieler des AC Mailand - vor dem Spiel auf die Frage, vor welchem Herthaner er am meisten Respekt habe)

"Meine Mannschaft war die beste Medizin gegen meine Infektion. Wir haben von Anbeginn sehr guten Fußball gespielt. Wosz mit seinen langen Wegen, Dardai in der Rückwärtsbewegung, Deisler mit seinem Kampfgeist. Die Verteidiger mit ihrer Konsequenz. Ich war 90 Minuten unter Hochspannung."
(Jürgen Röber - Trainer von Hertha BSC - nach dem Spiel)

"Einer der schönsten Tage meines Lebens. Es macht einfach Spaß in Berlin."
(Sebastian Deisler - Spieler von Hertha BSC - nach dem Spiel)

Das Spiel im Stenogramm:

Termin: Mittwoch, 20. Oktober 1999, 20.45 Uhr
Wettbewerb: Champions League, Saison 1999/00, 4. Spieltag Vorrunde

Aufstellungen:
Hertha BSC:
Gabor Kiraly - Thomas Helmer, Kjetil Rekdal, Dick van Burik, Eyjölfur Sverrisson - Sebastian Deisler, Pal Dardai (87. Anthony Sanneh), Dariusz Wosz, Kai Michalke - Michael Preetz, Ali Daei (70. Ilja Aracic)
AC Mailand: Christian Abbiati - Paolo Maldini - Alessandro Costacurta (46. Roberto Ayala) - Luigi Sala - Serginho (75. Pierluigi Orlandini) - Massimo Ambrosini (64. Federico Giunti) - Demetrio Albertini - Andres Guglielminpietro - Leonardo - Oliver Bierhoff - Andreij Schewtschenko

Das Tor: 1:0 Wosz (41.)
Gelbe Karten: Rekdal, Deisler, Daei - Maldini, Schewtschenko, Ayala

Schiedsrichter: José Maria Garcia Aranda Encinar (Spanien)
Spielort: Olympiastadion, Berlin
Zuschauer: 75.000 (ausverkauft)

(war/City-Press)

von Hertha BSC