
Hertha und Stocker passt!
Hertha und Stocker passt!

Berlin - Müde, aber glücklich! Etwas mitgenommen berichtet Valentin Stocker über die letzten Tage aus Basel. Schön war's trotzdem: Einen wirklich bewegenden Abschied vom FC Basel hat der frischgebackene Neuzugang von Hertha BSC hinter sich, sagt er. Beim Heimspiel gegen den FC Lausanne-Sport wurde Valentin Stocker beim Stand von 3:2 für Basel in der 82. Minute eingewechselt. Es war sein letzter Auftritt im Dress der Schweizer sein. Das Team schoss noch einen Treffer und gewann mit 4:2, was folgte rührte den Eidgenossen sehr. Nach acht Jahren in Basel, sechs Meisterschaften und drei Cup-Siegen, wurde der variable Offensivspieler gebührend verabschiedet. Der Abschied fiele ihm alles andere als leicht, so Stocker - klar, nach so langer Zeit. Zum Abschied feierte ihn in Basel das gesamte Stadion.

Auch auf der anschließenden Feier im Kreise der Mannschaft ging es logischerweise hoch her. Schließlich ging es darum, nach dem sechsten Titel einen gebührenden Ausstand beim langjährigen Klub zu feiern.
Jetzt macht der 1,77 m große Angreifer mit seinem Wechsel nach Berlin "den nächsten Schritt" in eine der größten Fußball-Ligen Europas. "Da wollte ich immer hin." Bevor es für Valentin Stocker nun jedoch erst mal zur Schweizer Nationalmannschaft in die WM-Vorbereitung geht, sprach er exklusiv mit herthabsc.de über die Gründe für seinen Wechsel, ein folgenreiches Treffen vor sieben Jahren in Berlin, die Rolle von seinem zukünftigen Mitspieler Fabian Lustenberger sowie seine Ziele mit Hertha BSC und bei der anstehenden WM in Brasilien.
herthabsc.de: Zuerst einmal herzlich willkommen bei Hertha BSC, in Berlin herrscht große Freude über deinen Wechsel. Aus welchen Gründen hast du dich für einen Wechsel zu den Blau-Weißen entschieden?
Valentin Stocker: Für mich hat es einfach gepasst. Hertha und Stocker, das geht! Meine Vorgeschichte ist so, dass ich vor sieben Jahren schon einmal in Berlin war und auch damals schon intensiv mit Herrn Preetz gesprochen habe. Er hatte sich viel Zeit genommen. Ich hatte ihm damals allerdings mitgeteilt, dass es noch zu früh für mich wäre und ich weiterhin in der Schweiz spielen möchte, um mich dort weiterzuentwickeln und zu etablieren. Klasse ist natürlich, dass sich unsere Wege jetzt wieder geschnitten haben - der Kontakt war nie abgerissen. Für mich ist es einfach fantastisch gelaufen, dass es der Zufall - oder das Schicksal - jetzt so wollte, dass es für beide Seiten stimmt.
herthabsc.de: Wo fand denn dieses Treffen statt und worum ging es in den Gesprächen?
Stocker: Ich war damals noch sehr jung und mit meinen Eltern vor Ort. Uns wurde damals von Michael Preetz das gesamte Trainingsgelände gezeigt. Wir haben uns einfach einmal alles angeschaut, natürlich auch die Jugendakademie. Ich weiß noch, dass Marco Pantelic der Pate von dem Zimmer war, welches wir besucht haben. Es sind wirklich noch schöne Erinnerungen präsent, es ist ein gutes Gefühl, das ich nun endlich in Berlin gelandet bin.

herthabsc.de: Hast du denn seit diesem Besuch mit dem Gedanken gespielt, eines Tages in die deutsche Hauptstadt zu wechseln?
Stocker: Es ist schon so, dass ich dies immer im Hinterkopf hatte. Als ich dann gehört habe, dass Hertha mich gerne haben möchte, sind diese ganzen Erinnerungen auch wieder hochgekommen. Es war sicher ein entscheidender Faktor für den Wechsel, dass damals alles sehr positiv und harmonisch verlief.
herthabsc.de: Hast du denn die Spiele von Hertha BSC genauer verfolgen können? Wie ist dein Eindruck von der Mannschaft?
Stocker: Es war in der letzten Zeit ein bisschen schwierig, da wir mit Basel quasi alle drei, vier Tage gespielt haben. Natürlich habe ich es trotzdem verfolgt. Mir gefällt, wie Trainer Jos Luhukay Fußball spielen lässt. Die Philosophie stimmt einfach. Man hat keine Angst vor Bayern oder Dortmund. Trotz dieser starken Gegner wird nach vorne gespielt und geschaut, was im Spiel möglich ist. Das finde ich speziell als offensiver Spieler klasse, dass das Team nicht hinten drin steht und irgendwie versucht, ein Unentschieden zu erreichen. Es geht immer mehr. Ich spiele gerne einen offensiven und schönen Fußball und ich denke, dass sich das in Berlin fortsetzen lässt.
herthabsc.de: In Berlin triffst du unter anderem auf Fabian Lustenberger, den du schon länger kennst. Welche Rolle hat er gespielt und was hat er dir über Berlin und Hertha BSC erzählt?
Stocker: Natürlich war Fabian einer meiner ersten Ansprechpartner, er hat mir erzählt, dass ich unbedingt nach Berlin kommen soll und wir dann endlich mal zusammen spielen können. Ich kenne ihn schon länger, wir sind beide aus Luzern und haben in der Jugend gegeneinander gespielt. Wir waren dort in rivalisierenden Klubs, er beim FC Luzern, ich beim SC Kriens. Da er ein Jahr älter ist, war Fabian auch in der Sportschule zumeist eine Stufe höher. Es ist natürlich eine schöne Sache, dass wir nächste Saison zusammenspielen werden - nicht nur darauf freue ich mich.
herthabsc.de: Du bist im offensiven Bereich variabel einsetzbar. Auf welcher Position spielst du am liebsten und was zeichnet den Spieler Valentin Stocker aus?
Stocker: Am liebsten spiele ich links offensiv. Im letzten Jahr habe ich auch häufiger im Sturm gespielt, wobei das nicht meine favorisierte Position ist. Obwohl ich dadurch einige Tore geschossen habe und mich von daher nicht beschweren sollte (lacht). Ich bin kein Einzelspieler, ich brauche schon den Zusammenhalt der Mannschaft, um auch individuell meine Leistung zu zeigen. Ich kann mich gut in eine Mannschaft eingliedern. Schön ist es, wenn man gemeinsam, also als Team, etwas erreichen kann.

herthabsc.de: Was sind deine persönlichen Ziele bei und mit Hertha BSC, du hast schließlich bis 2018 unterschrieben...?
Stocker: In der neuen Saison werden die Karten neu gemischt. Klassenerhalt ist wichtig, aber es wäre grundsätzlich schön, wenn es weiter nach oben gehen könnte. Es ist sicher eine Entwicklung, die bereits eingesetzt hat. Es geht immer darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen, Schritt für Schritt weiter zu kommen und ich hoffe, dass ich dabei weiterhelfen kann. In der nächsten Saison und in den kommenden Jahren. Klasse wäre es natürlich, wenn dann eines Tages die Europapokalränge in das Blickfeld geraten könnten. Man muss sich Ziele setzen! Das ist aber keine Frage von einer Saison, sondern eine langfristige Angelegenheit, die bereits im Gange ist.
herthabsc.de: Für dich sind es wirklich interessante Tage und Wochen. Erst die Meisterschaft, dann der Wechsel nach Berlin, nun noch die Weltmeisterschaft. Mit welcher Zielsetzung geht die Schweizer Mannschaft in das Turnier in Brasilien?
Stocker: Ich denke, wir haben eine gute Gruppe. Mit einem, ein bisschen unbekannteren Gegner aus Ecuador, die aber echt stark sind. Auch Frankreich wird schwer zu besiegen sein, aber wir rechnen uns durchaus Chancen aus, die Gruppe zu überstehen. Das wird unser primäres Ziel sein, wenn wir das schaffen sollten, wäre das für die Schweiz schon fantastisch. Danach würde es dann sicherlich nicht einfacher werden. Auf Deutschland könnten wir erst im Halbfinale treffen, das wäre sicher auch nicht uninteressant (lacht).
herthabsc.de: Danach machst du sicher noch Urlaub. Hast du trotzdem schon geplant, wann du nach Berlin kommen wirst?
Stocker: Genau geplant ist es noch nicht. Ich habe nach der WM noch gut drei Wochen frei. Es geht jetzt auch darum, in Berlin eine Wohnung zu finden. Ich denke ich werde dann Mitte bis Ende Juli in Berlin sein. Es hängt natürlich auch davon ab, wie weit wir es bei der WM schaffen. Es ist aber wichtig für mich, nach diesem Jahr ein wenig frei zu haben. Ich habe um die 60 Spiele gemacht. Da ist es für den Kopf bedeutend, auch mal völlig abzuschalten, damit es in der kommenden Saison bei Hertha BSC richtig losgehen kann.