
'Kobis' letzter Vorhang
'Kobis' letzter Vorhang

Levan Kobiashvili läuft am Samstag (10.05.14) gegen den BVB das letzte Mal in der Bundesliga auf.
Vor 16 Jahren wagte der damals 21-jährige den Sprung nach Deutschland. „Ich war nicht immer einer der Besten, aber ich war sehr ehrgeizig und willensstark. Und hatte ein Ziel“, erklärt ‚Kobi’. An die Anfangszeit in Deutschland erinnert sich Kobiashvili noch sehr gut zurück: „Damals standen ständig die jungen deutschen Spieler in der Diskussion. Sie seien technisch zu schwach, die Ausbildung sei nicht gut genug.“ Nach der weniger erfolgreichen Europameisterschaft 2000 setzte der DFB mehr und mehr auf die Förderung des Nachwuchses, installierte Leistungszentren und Stützpunkte. Am 12. September 1998 bestritt 'Kobi' dann sein erstes Bundesligaspiel für den SC Freiburg, ausgerechnet gegen den FC Bayern München. „Natürlich habe ich an das Spiel gute Erinnerungen, auch wenn wir gegen Bayern mit 0:2 verloren haben. Es war etwas ganz Besonderes gegen die Topstars von Bayern das erste Bundesligaspiel zu machen. Ich habe mich riesig gefreut.“ Anschließend folgten 184 weitere Spiele für die Breisgauer in der Ersten und Zweiten Bundesliga, im DFB-Pokal sowie im UEFA-Cup. 36 Tore und 25 Assists konnte der Georgier insgesamt für den SC Freiburg verbuchen. Zur Saison 2003/04 wechselte Kobiashvili dann ins Ruhrgebiet und schloss sich dem FC Schalke 04 an. Für die "Knappen" bestritt er 226 Spiele - darunter elf in der Champions League - erzielte 17 Tore und bereitete 22 Treffer vor. Vierzehn Bundesligaspielzeiten und vier Zweitligajahre später feierte der zweifache Familienvater in dieser Saison in der BayArena in Leverkusen im Trikot von Hertha BSC ein beeindruckendes Jubiläum - das 350. Bundesligaspiel. Er ist aktuell neben Claudio Pizarro (FC Bayern München) der Profi mit den meisten Einsätzen aller aktiven Bundesligaspieler in Deutschlands höchster Spielklasse. Außerdem trug sich der Georgier mit seinem Tor zum 1:0 beim VfB Stuttgart am 22. Spieltag in die Geschichtsbücher von Hertha BSC ein. Der 36-Jährige ist damit Herthas ältester Torschütze der Bundesliga-Historie.

Hohe Identifikation mit seinem Verein
In den 16 Jahren seiner Profikarriere hatte ‚Kobi’ 15 verschiedene Trainer. „Alle meine Trainer waren sehr unterschiedliche Typen. Jeder hatte seine eigene Vorstellung von der Spielweise seines Teams. Deshalb habe ich in den letzten 16 Jahren viel über Fußball gelernt und von jedem Trainer etwas mitgenommen. Ich bin glücklich darüber, dass ich diese Menschen kennenlernen durfte. Noch heute freue ich mich, wenn ich einen von ihnen wiedersehe. Mit einigen telefoniere ich auch manchmal noch. Mit keinem meiner Trainer habe ich je Probleme gehabt. Dabei ist mir wichtig, dass auch sie mich in guter Erinnerung haben“, erläutert er in seiner gewohnt bescheidenen und höflichen Art. Auch deshalb wird Kobiashvili von seinen Mitspielern so geschätzt. Er ist ein Vorbild, auf und neben dem Platz und hat eine gewisse Ausstrahlung. Dabei ist ihm die Identifikation mit dem Verein besonders wichtig. „Natürlich gab es zwischenzeitlich schon einige lukrative Angebote. Wenn ich mich aber für einen Verein entschieden habe, wollte ich mich auch mit dem Klub identifizieren. Das geht als Profi aber nur, wenn man nicht ständig den Verein wechselt und sich an ein neues Umfeld gewöhnen muss“, so ‚Kobi’.
Auch mit seinen 36 Jahren zeigte Levan Kobiashvili in seiner letzten Saison beeindruckende Leistungen. In der Hinrunde kam der Georgier auf insgesamt vier Einsätze. Dabei stellte er vor allem in den letzten Partien des Jahres 2013 seine Vielseitigkeit unter Beweis. Nachdem ‚Kobi' im Laufe der Saison im defensiven, zentralen und linken Mittelfeld eingesetzt wurde, zeigte der 36-jährige Routinier im letzten Spiel vor der Winterpause eine bärenstarke Partie in der Innenverteidigung. Beim 2:1-Auswärtssieg bei Borussia Dortmund legte er Star-Stürmer Robert Lewandowski an die Kette und war maßgeblich am dreifachen Punktgewinn beteiligt. Durch seine Ruhe am Ball sowie sein gutes Stellungsspiel, welches viele Aktionen im Ansatz unterband, gewann die Berliner Hintermannschaft immer mehr Sicherheit. ‚Kobi’ agierte in seinen letzten Spielen vor allem mit viel Augenmaß und bestritt wenige Zweikämpfe, da er die meisten Situationen aufgrund seiner großen Erfahrung bereits antizipieren konnte. In seiner ruhigen, unnachahmlichen Art übernahm er auch - in Abwesenheit von Fabian Lustenberger - das Amt des Kapitäns. "Kobi ist ein Vorbild für uns alle. Er war als Innenverteidiger so gut, als wenn er nie woanders gespielt hätte. Ich bin froh, dass er mein Vertreter ist", spricht ‚Lusti’ nur in den höchsten Tönen von seinem (noch) Mannschaftskollegen. Er hat Champions League gespielt, den DFB-Pokal gewonnen, Aufstiege gefeiert, doch als größten Erfolg bezeichnet Levan Kobiashvili etwas anderes: „Das ich Bundesligaspieler geworden bin und so viele Spiele in Deutschland machen durfte - das macht mich stolz. Ich weiß, dass ich in meiner Karriere einiges richtig gemacht und auf vieles verzichtet habe. Aber es hat sich gelohnt und ich werde das letzte Spiel einfach genießen!“